Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
Schultern hin hochgeschoben und an einem seltsam aussehenden metallischen Oberarmband arretiert, konnte er seine Hände frei nutzen, obwohl Herm sicher war, dass er seine Krallen innerhalb von Sekundenbruchteilen kampfbereit haben könnte. Noch während Herm darüber nachdachte, wie er das Gespräch beginnen sollte, begann er den Tisch mit Holztellern, Messern und Krügen zu decken. Eine Schale mit geschnittenem Brot sowie zwei kleine Schüsseln Schafskäse stellte er direkt auf den Tisch, wobei er etwas Olivenöl und Kräuter direkt über den Käse gab.
„Sikau. Das war die Leibwache des alten Kaisers, nicht wahr?“ Die Frage schien Herm der richtige Einstieg für ein Gespräch mit Secan zu sein, gespannt wartete er auf die Antwort, während er die reifen Melonen in Scheiben schnitt. Er konnte den Blick des Kriegersauf sich spüren, endlose Sekunden vergingen, bis schließlich eine Antwort kam. „Da du es wirklich nicht zu wissen scheinst, werde ich dir zumindest das sagen, was du wissen musst. Die Sikau sowie die Chi Tsume unterstanden beide direkt dem Kaiser, anders als die anderen Soldaten, die von ihren jeweiligen Lehnsherren in das Heer geschickt worden waren. Sie waren das Schwert und der Schild des Kaisers, bedingungslos loyal und die Säulen seines Sieges.“
Fasziniert lauschte Herm den Ausführungen des Kriegers, während er den von Ise in dünne Scheiben geschnittenen Schinken um die süßen Melonenstücke wickelte und ebenfalls auf den Tisch stellte. „Unsere Klingen, warum haben sie vibriert, als wir uns näher kamen?“ Zögernd setzten sich Secan und Lingard auf seine einladende Geste hin an den gedeckten Tisch, während er die inzwischen von der Hitze aufgeweichten und herrlich süß duftenden Paprikas aus dem Ofen nahm. „Die Agenten des alten Feindes waren allgegenwärtig. Es wäre unmöglich gewesen, das Leben des Kaisers zu schützen, wenn die singenden Waffen nicht geschaffen worden wären. Sie singen nur für diejenigen, die dem Kaiser dienen, jeder Attentäter wurde frühzeitig erkannt. Das bringt mich zu der Frage, warum die Yamasu für dich singt, wenn du nicht als Sikau ausgebildet wurdest?“
Tausend Gedanken rasten durch Herms Kopf, während er jedem der Anwesenden eine gefüllte Paprika auf sein Holzbrett legte und Ise den Portwein in die Becher füllte. „ Soll das heißen, er wurde zum Chi Tsume ausgebildet? Aber wozu, es gibt doch keinen Kaiser mehr? “ Schließlich setzte er sich zu den anderen an den breiten Holztisch. „Ich fand die Hellebarde in einem Waffenladen in Magystra, der jedoch später zerstört wurde und niederbrannte. Ich wusste damals noch nicht, dass es eine Yamasu war. Erst Kira erkannte sieals eine der Waffen der Sikau.“ Für einen Moment hielt Herm inne, abgelenkt durch den Duft des Essens vor ihm auf dem Tisch. Mit einem Nicken bedeutete er seinen lauschenden Wegbegleitern, das Essen zu beginnen und nahm etwas von dem Brot und Käse, bevor er fortfuhr. „Die Yamasu, sie verstärkt meine Magie. Ist es bei dir auch so?“
Secan sah das Essen vor ihm erst einen Moment lang zögernd an, dann nahm er einige Bissen von dem Brot mit gewürztem Käse. Nach kurzem Kauen entspannten sich seine Gesichtszüge und er begann sich ebenso wie die Anderen auf das Essen zu stürzen. „Ich bin Chi Tsume, eine Blutkralle. Magie kann mich nicht aufhalten, ich bin das Schwert des Kaisers. Du bist Sikau, stark in der Magie, du bist der Schild des Kaisers.“ Als wäre damit alles gesagt, unterbrach Secan seinen Vortrag und nahm einen tiefen Schluck des kräftigen Portweins. „Ich habe noch nie davon gehört, dass Sikau kochen konnten. Aber das hier ist ausgezeichnet.“ Auch die anderen am Tisch schienen das Essen sichtlich zu genießen, während sie der Konversation lauschten. Schlagartig fiel Herm auf, dass er selbst noch kaum etwas gegessen hatte. Schnell griff er etwas von der Melone mit Schinken und genoss die einzigartige Kombination von Würze und Süße auf seinem Gaumen.
„Sag mir, wer ist Kira?“ Die Frage des Kriegers kam überraschend, Herm hatte ihren Namen gerade zum ersten Mal vor Secan erwähnt. „Kira ist eine von uns. Sie wurde entführt, wir kamen nach Phrygia, um sie zu finden. Und diejenigen, die sie entführt haben.“ Das Gesicht Secans schien sich zu verdunkeln, während er weiter essend Herms Geschichte lauschte. „Der alte Feind hat einen weiteren Zug gemacht, er versucht dich in eine Falle zu locken. Ist sie auch Sikau? Glaubst du, die
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