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Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)

Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)

Titel: Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Tannenbaum
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jeden Zweifel aus Begos und die Ähnlichkeit ihrer geschnürten Leinenkleidung mit der Kleidung der Attentäter war unübersehbar. Sofort schlugen sämtliche Alarmglocken in seinem Kopf an. Er hatte schon seit Monaten keine Reisenden mehr aus Begos gesehen, und die kleine schwarzhaarige Frau war mit Sicherheit genau so wenig eine Händlerin wie die maskierten Mörder, die ihn im Wald hatten töten wollen.
    Die drei Fremden hatten ihr Frühstück beinahe beendet und würden sicher bald aufbrechen, er würde sich schnell entscheiden müssen, ob er ihnen folgen wollte oder nicht. Dann wurde plötzlich die Tür zur Taverne laut aufgeschlagen, gerade als die Fremden von ihrem Tisch aufstanden. Ein südländisch aussehender Mann mit schwarzen Haaren, gekleidet in dreckige Lumpen, stand in der Türöffnung und schrie laut in die Taverne hinein. „Die Zeit des Erwachens ist gekommen. Hört das Orakel, das Vergessene wird zurückkehren.“ Lingard hatte schon von den Verrückten gehört, die in den letzten Wochen aus Alterra nach Norden gekommen waren und jedem, der es hören wollte oder nicht ihre Wahnvorstellungen zuschrieen. Er hätte keinenweiteren Gedanken an den Verrückten verschwendet, wenn er nicht noch einmal zu den Fremden gesehen hätte. Ihre stille Zurückhaltung war einem aufgeregten Getuschel gewichen, erstmals drehte sich nun auch die rothaarige Frau aus Valkall um und sah mit aufgeschrecktem Blick zu dem Mann an der Tür, der nun von einem der Rausschmeißer wieder unsanft nach draußen befördert wurde.
    Lingard wusste, dass er seinen Blick wieder von den Fremden nehmen musste, wenn er nicht auffallen wollte, doch der Anblick der großgewachsenen rothaarigen Barbarin ließ ihn erstarren. „ Beim großen Baum, was für eine Schönheit .“ Lingard war es schon immer einfach gefallen, Eindruck bei Frauen zu hinterlassen und hatte auch schon so manches Herz meronischer Schönheiten an romantischen Plätzen unter dem Licht der drei Monde gewonnen. Aber noch niemals zuvor hatte er eine dermaßen eindrucksvolle Frau erblickt. Das lange rote Haar, die muskulöse Figur, der große weibliche Busen, all das ergab ein außergewöhnliches Gesamtbild. Am meisten aber beeindruckten ihn die stahlharten Augen der Frau, die von eiserner Disziplin und Kampfeswillen zeugten. Obwohl die in Fellen gekleidete Barbarin nur einen langen Dolch und eine Peitsche bei sich trug, wusste Lingard umgehend, dass sie eine Kriegerin war. Dann trafen sich ihre Blicke und er versank in den blauen Ozeanen ihrer Augen. Wie gebannt hielt er ihrem Blick stand, bis sie sich schließlich abwandte und zusammen mit ihren zwei Begleitern und ihrem Gepäck aus der Taverne ging. „ Narr! “ Umgehend wurde ihm bewusst, dass es nun weit schwieriger werden würde, ihnen zu folgen. Und doch hatte er seine Entscheidung getroffen. Die Fremden würden in die Stadt gehen und wenn sie etwas mit den Mördern seines Waffenbruders zu tun hatten, würden sie ihm nicht entkommen.
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    Mit staunenden Augen ging Kira über die hölzerne Brücke, die wenigstens fünfzig Meter über dem Boden zwischen zwei gigantischen Bäumen hing. Die Baumstadt Paitai war schon auf Entfernung ein atemberaubender Anblick gewesen, aber nichts im Vergleich zu dem Gefühl, die schier endlosen Ebenen der Stadt über die zahllosen Brücken zwischen den Bäumen zu durchwandern.
    Außerhalb der weißen Blume gab es auch einige kleine Berge, die zu besteigen ein ähnlich kribbliges Gefühl gegeben hatten und doch war es anders. Hier war sie nicht allein auf einem schmalen Gebirgspfad, hier war sie inmitten einer Stadt, in der Handel getrieben wurde, Männer in schwindelerregender Höhe ihrem Handwerk nachgingen und Reisende die titanischen Bäume bestaunten. Herm, der nur wenige Meter hinter ihr ging, schien ebenso gefesselt von seiner Umgebung wie sie selbst, nur Ise ging wie gewohnt emotionslos und unbeeindruckt durch die sagenhafte Stadt.
    Sie hatten sich von einem Brothändler, bei dem sie einen frischen Laib dunklen Brotes erstanden hatten, den Weg zum Tempel der Sternensinger erklären lassen, doch langsam zweifelte Kira daran, dass sie ihn noch vor Sonnenuntergang erreichen würden. Aus der Entfernung heraus hatte es leicht ausgesehen, zum Tempel zu gelangen, schließlich überragte er unübersehbar den Rest der Stadt. Doch nun, inmitten des Gewirrs von Plattformen, Brücken und dichtem Handelsverkehr stellte sich der vermeintlich leichte Weg als zähflüssig und lang

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