Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)
Magengrube, alles um ihn herum erinnerte ihn an seine Heimat. Der letzte Schnee, der auf den Höhen lag, die hellen Sonnenstrahlen, die ungetrübt von Wolken durch den klaren Himmel auf die Erde fielen und sich im klaren Wasser des Flusses spiegelten. Wie oft hatte er früher am Pasan gesessen und beobachtet, wie die Eisschollen, die den Fluss während des Winters entlang geschwommenwaren, im Frühling weniger wurden um dann im Sommer ganz zu verschwinden. Fischerboote der umliegenden Dörfer hatten dann den kleinen Fluss seiner Heimat bevölkert, gesteuert von lachenden Männern, die Ausschau nach Schwärmen oder großen Lachsen hielten.
Herm und Hassem hatten oft und gern gefischt, als sie noch Kinder waren. Manchmal hatte einer der Fischer sie mitgenommen auf eine Fahrt den Fluss entlang, auch wenn ihr Vater es nicht gerne gesehen hatte, wenn sie sich mit dem gemeinen Volk vergnügten. Doch meist waren es nur Berk und Gorek gewesen, denen die Strenge ihres Vaters viel abverlangte und so hatten die jüngeren Brüder jede Abwesenheit ihres Familienoberhauptes genutzt, um die Dörfer der umliegenden Gegend zu erkunden. Dann hatten sie sich vorgestellt, wie sie gemeinsam zu den drei Türmen reisen würden, um die Prüfungen der Magie abzulegen, sie würden als Helden in den Roben der Magier heimkehren und der Familie Pendrak zu Ehre gereichen.
Doch es war alles anders gekommen, mit Bitterkeit ließ Herm seine Gedanken zurückkehren an jenen Tag, der den Anfang vom Ende seiner Familie markierte. Ein Mann in der Rüstung der kaiserlichen Garde war in schnellem Galopp in den Hof geritten, gerade als Herm und Hassem ihre Übungen mit der Wurfaxt an der Innenmauer der kleinen Burg durchgeführt hatten. Herm hatte mehr Treffer erzielt wie sein ein Jahr älterer Bruder, wie meist in jener Zeit. Während Hassem langsam zu einem Meister im Kampf mit dem Schwert herangewachsen war, kompensierte Herm seine mangelnde Körperkraft durch Schnelligkeit und Geschick mit Speer und Wurfaxt. Er erinnerte sich noch an die Anerkennung in den Augen seiner Vaters, als er im Alter von Sechzehn beim jährlichen Midsommerfest den Wettkampf im Axtwurf gewonnen hatte. Mutter war so stolz auf ihngewesen, dass sie ihm mit ihren eigenen Händen einen Waffengurt für seine Axt angefertigt hatte, aus bestem Leder, verziert mit dem schwarzen Blitz, dem Familienwappen der Pendraks.
„ Was für ein seltsames Wappen für einen Ritter Kaldarras “ Flüchtig streifte Herms Blick über den fein gearbeiteten Gürtel, den er noch immer um seine Hüften trug und betrachtete das Wappen seiner Familie. Ein schwarzer Blitz auf weißem Hintergrund, unter dem Zenit einer schwarzen Sonne. Während seiner Studien der Heraldik hatte er versucht herauszufinden, wie das alte Familienwappen entstanden war, doch ohne Glück. Auch Martek, der ihn und seine Brüder in allen Lehren der Schriften unterrichtet hatte, hatte ihm keine Antworten geben können, zu alt war das Wappen, als das man seinen Ursprung hätte bestimmen können.
Stumm ließ er von seinem Waffengurt ab, während seine Gedanken zurück zu dem Reiter in kaiserlicher Rüstung wanderten. Der Reiter war schmutzig gewesen und sein Pferd verschwitzt, man hatte sofort sehen können, dass beide schon zu lange und mit zu wenigen Pausen zu schnell geritten waren. Dennoch war sein Auftreten beeindruckend gewesen, die kaiserliche Rüstung selbst wies ihn als Reiter der kaldarrischen Gardekavallerie aus, die der Tzarina selbst unterstand. Neben dem Wüstenwind, der legendären alterrischen Elitekavallerie, hatte die Gardekavallerie der Tzarina den Ruf, eine der besten gepanzerten Reitereinheiten der Welt zu sein. Martek, Verwalter der Burg und Lehrer von Herm und seinen Brüdern, war dem Reiter entgegengekommen und hatte seine Zügel gegriffen, um ihm den Abstieg von seinem erschöpften Pferd zu erleichtern. Herm hatte damals nicht hören können, was gesprochen wurde, doch nach nur wenigen Worten waren Martek und der Bote zu seinem Vater in die Haupthalle gelaufen. Neugierig hatten die beiden Brüder ihreÜbungen abgebrochen und versucht, den beiden älteren Männern zu ihrem Vater zu folgen, doch war die schwere Tür zur Haupthalle vor ihnen geschlossen worden.
Wenig später hatte Vater nach Berk und Gorek gerufen und so durften die beiden älteren Brüder die kleine Versammlung vergrößern, während Herm und Hassem weiter vor der Tür hatten warten müssen. Erst eine Stunde später hatte sich die hölzerne
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