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Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)

Titel: Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Tannenbaum
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Tür zur großen Halle wieder geöffnet, mit festem grimmigen Blick war sein Vater, gefolgt von seinen beiden ältesten Söhnen und dem kaiserlichen Boten in den Hof geschritten. Dann, nachdem die kleine Gruppe unter den neugierigen Blicken der Arbeiter und Diener die Mitte des Hofes erreicht hatte, hatte er mit klarer Stimme verkündet, was ihr aller Leben grundlegend verändert hatte: „Es ist Krieg, mobilisiert die Miliz. Jeder Mann, der einen gesunden Jungen als Stammhalter hat, ist zu den Waffen gerufen.“
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    Aufgeschreckt durch ein summendes Geräusch sah Herm auf zu dem Nussbaum, der sich nur wenige Meter von seinem Sitzplatz entfernt am Flussbett in die Erde geschlagen hatte. Ein Bienenstock klebte an dem großen Ast, der in seine Richtung zeigte und wurde umschwärmt von Dutzenden Bienen, die geweckt von den Sonnenstrahlen ihre Arbeit aufnahmen. Fleißig arbeiteten einige an der Vergrößerung ihres Baus, während andere aus schwärmten, um die Blumen der Umgebung nach Nektar zu durchforsten.
    Das ständige Ein und Aus wirkte hektisch und ungeordnet auf Herm, ganz wie seine Heimatburg in denTagen nach der Ankündigung des anbrechenden Krieges. Boten kamen und verließen beinahe stündlich die Burg, Zimmermänner hatten begonnen, die alten Wehrgänge zu reparieren und Steinmetze errichteten einen Damm vor den Mauern, der das Wasser des Pasan durch die Gräben um die Burgmauern umleitete. Berk und Gorek trugen stolz die eisernen Brustpanzer aus der Rüstkammer der Familie, es war ihr erster Krieg und Vater hatte sie zu Truppführern der beiden Infanterie-Milizen ernannt, die sich aus den Männern der umliegenden Dörfer gebildet hatten. Siebzehn Fischerdörfer befanden sich im Umkreis der Burg und konnten sich auf den Schutz des Ritters von Pendrak berufen, und alle siebzehn hatten Männer zu der Miliz gesendet. Nun tummelten sich provisorische Zelte für die Kämpfer der Miliz im Hof der Burg, die Herm sonst immer als so leer und friedlich empfunden hatte.
    Dann hatte Vater ihn fortgeschickt, ihn, Hassem und Mutter. Sie hatten nach Kaldarast gehen sollen, in die Hauptstadt, wo Mutter gemäß ihrem Stand als Hofdame für eine der Gräfinnen hätte arbeiten sollte und die beiden jungen Brüder als Kammerdiener.
    Doch dazu war es nie gekommen, ein eisiger Griff legte sich um Herms Magen, als seine Erinnerung ihn an den Ort brachte, den er am meisten fürchtete. Sie waren langsam gereist, Mutter in einem durch Felle warm gehaltenen Wagen, der von zwei starken Lastpferden gezogen und von Martek gelenkt wurde. Der alte Verwalter hatte aufgrund seiner langen Reiseerfahrungen den kleinen Tross auf dem Weg zur Hauptstadt geführt, während die beiden jungen Brüder stumm neben dem Wagen her geritten waren. Das Wort ihres Vaters war Gesetz und so hatten sie sich fügen müssen, als er sie fortgeschickt hatte, und Hassem war darüber genauso unglücklich gewesen wie er selbst. Wie hatte er sich damals gewünscht, ein roter Magier zusein. Er hätte an der Seite seiner Brüder seine Heimat verteidigt gegen die raubenden Horden Valkalls, hätte sie mit Feuer und Zerstörung überzogen, doch stattdessen hatte man sie fortgeschickt, um durch die weiten Eisebenen Kaldarras zu reiten.
    Es war eine lange und einsame Reise gewesen und keiner der Reisenden hatte viel an den abendlichen Lagerfeuern gesprochen. Herm wusste, das seine Mutter Angst hatte, Angst um seinen Vater und seine älteren Brüder, und so war es ein stiller Tross gewesen, der sich quälend langsam von ihrer Heimat in Richtung der Hauptstadt bewegte.
    Plötzlich und ohne Vorwarnung hatte Martek den Wagen angehalten und angestrengt in die leere Eiswüste vor ihm geblickt, mit einem ernsten Ausdruck im Gesicht, wie ihn Herm selten an seinem Lehrer gesehen hatte. Dann war es passiert, noch bevor die beiden jungen Brüder nach dem Grund des Halts hatten fragen können. Der riesige Körper einer Eisspinne hatte sich ruckartig aus dem Schnee erhoben, nur wenige hundert Meter vor ihnen. Ein Schauer ging über Herms Rücken, als er an den furchterregenden Anblick zurückdachte, einer der gefährlichsten Jäger der Eiswüste war ihnen aufgelauert und hatte begonnen, mit größer werdender Geschwindigkeit auf die kleine Reisegruppe zu zukrabbeln.
    Sofort waren die Pferde in Panik und sowohl die Rösser des Wagens als auch die beiden Reittiere, auf denen Herm und Hassem ritten, hatten einen wilden unkontrollierten Galopp begonnen, in direkter Linie weg von dem

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