Der vergessene Mond Bd II - Zeit des Erwachens (German Edition)
Augen betrachtete Herm die gewaltige Auswahl an Fleisch, die auf sauberen Holzbrettern vor ihm lag. Seiner Nase folgend hatte ihn der Geruch des frischen Fleisches in den Laden eines Metzgers geführt, dessen Auslage beinahe so groß war wie die Eingangshalle seiner Heimatburg.
Noch niemals zuvor hatte er eine dermaßen vielfältige Auswahl gesehen, von kleinen Kaninchen über Geflügel in allen Größen bis hin zu verschiedensten Stücken von Kuh oder Schwein wurde alles feil geboten, was es an Fleisch zu geben schien. Beeindruckt von der gewaltigen Auswahl ließ Herm sich Zeit bei der Betrachtung des Angebotes. In seiner Heimat hatte er nie das Problem gehabt, zwischen so vielen Möglichkeiten wählen zu müssen. Die Jäger brachten ihre erlegte Beute zum Koch und wenn Herm in Stimmung gewesen war, hatte auch er sich an der Zubereitung beteiligt. Dabei wurde die Art der Beute von der Jahreszeit bestimmt, genau wie die Gewürze und verwendeten Gemüse. „ Wenigstens ein Vorteil, wenn man in der Stadt wohnt. “ Trotz der beeindruckenden Bauwerke und feiernden Menschen konnte Herm nicht verstehen, wer in so einer Stadt leben wollte.
Die sanitären Anlagen waren zumeist inakzeptabel und überfüllt, zusammen mit dem Fehlen von frischem Wind bewirkte dies eine Glocke des Gestanks über Magystra, die sich zur Mittagszeit hin weiter verstärkt hatte. Schnell entschied er für sich, dass das große Angebot an Waren der Händler nicht die frische Luft der Ebenen seiner Heimat aufwiegen konnte, er würde sich hier nicht auf Dauer wohl fühlen.
Trotzdem hatte ihn sein Tag in Magystra fasziniert, es gab unendlich viel zu entdecken in der riesigen Stadt und er war sich sicher, das er selbst nach vielen Wochen noch Neues und Unbekanntes würde finden können. Am beeindruckendsten war ohne Zweifel der Hafen gewesen, der Anblick des Donnerfels samt dem Geräusch der tobenden Brandung war noch immer in sein Gedächtnis eingebrannt. Doch auch ein anderer Anblick hatte sich in seinem Kopf festgesetzt, den er nicht mehr loszuwerden schien.
Das Bild der jungen Frau erschien wieder in seinen Gedanken, fremdartig und doch schön. Ihre zierliche Figur, für die man sie eher für einen Jungen als eine Frau halten könnte, ohne jegliche weibliche Formen. Und dann die mandelbraunen Augen, in denen Herm hätte versinken können.
Mit einem Grunzen versuchte er, die Gedanken an seine seltsame Begegnung mit der jungen Frau aus Begos abzuschütteln, die in nur wenigen Sekunden drei kräftige Männer zu Boden gebracht hatte, ohne eine Waffe zu nutzen. Sie war offensichtlich nicht nach Aufmerksamkeit aus gewesen und schnell in den Massen der Straße untergetaucht, bevor Herm sie überhaupt nach ihrem Namen hätte fragen können. Bei der Größe der Stadt würde er sie wohl niemals wieder finden. „ Wieder finden? Wieso auch. Eine junge Fremde, die wie ein Junge aussieht und den Ärger anzieht ist sicher nicht, was ich jetzt brauche .“ Herm stutze über seine eigenen Gedanken, wieso sollte er sie wieder finden wollen?
Seine bisherigen Erfahrungen mit Frauen würden kein Buch füllen, doch waren sie genügend um zu wissen, das er weibliche weiche Formen mochte, die ihm Wärme spendeten, wenn er sein Lager mit einer Frau teilte. Die Fremde hatte nichts dergleichen, weder würdesie sich weich und weiblich anfühlen, noch würde sie ihn wärmen können. Wären da nur nicht diese Augen.
Noch einmal schüttelte er sich und fokussierte seine Konzentration auf das Angebot frischen Fleisches vor ihm und weg von den mandelbraunen Augen der fremden Schönheit. Ein großes Stück dunklen Schweins auf dem zweiten Brett zu seiner linken hatte inzwischen seine Aufmerksamkeit erlangt. „Wildschwein aus Kaldarra?“ Seine Frage schien den Metzger aufzuschrecken, der ebenfalls in Gedanken versunken war und ohne große Konzentration einige Fleischreste in kleine Würfel hackte. „Wildschwein aus dem Norden, junger Herr. Ob aus Kaldarra kann ich nicht sagen, aber es ist noch ungesalzen und frisch. Nur zwei Bronzestücke für die große Keule. Ihr habe ein gutes Auge, das Stück ist eine gute Wahl.“ Sofort musste Herm in sich hinein schmunzeln. Händler waren überall gleich, mit Schmeicheleien und anderen Tricks wurde wohl in allen Teilen der Welt gefeilscht und gehandelt. „ Ob man auch in Valkall mit einem Händler feilscht? “ Der Gedanke an zwei große axtbewehrte Berserker, die sich gegenseitig um den Preis eines Felles umschmeichelten ließ Herm
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