Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)
der Befehl des ...«
»Es ist mir völlig gleichgültig, was der Papst befohlen hat!«, rief ich und rannte zur Treppe, die in den Innenhof hinabführte.
»Sandra, um Gottes willen! Was hast du vor?«, rief er mir erschrocken nach. »Komm sofort zurück!«
Ich hastete die Treppe hinunter in den Innenhof.
Lebte Antonio noch?
Durch das Tor sah ich, wie etliche Leibgardisten Vitelleschi umringten, um ihn gegen einen Angriff durch Antonio zu schützen. Sie hatten die Zugbrücke nicht betreten, denn Vitelleschis Pferd hätte sie in den Graben gedrängt.
Antonio hatte die Zügel nicht losgelassen.
Prosperos Gefolgsleute, die sich in den Wandnischen neben dem Portal verborgen hielten, hatten mich bemerkt. Sie wollten ihre Deckung verlassen, um mir beizustehen.
Ich winkte ab: Bleibt, wo ihr seid!
»Sandra!«, rief mich Prospero von der Mauer aus an, und ich blickte zu ihm hinauf. Er war direkt über mir. »In Gottes Namen! Verschwinde, du bist in Lebensgefahr!«
Ich wandte mich ab, zog meinen Dolch und trat durch das Portal auf die Zugbrücke, wo Antonio trotz des gezückten Schwertes, das ihn bedrohte, noch immer mit dem erzürnten Kardinal stritt.
Mein Blick schweifte über das vorbeiziehende Heer und Vitelleschis Leibwachen vor der Zugbrücke. Wo war Cesare?
Dort drüben, zwanzig Schritte entfernt, saß er angespannt auf seinem Pferd. Den Blick hatte er abgewandt. Beunruhigt und, wie mir schien, sehr verwirrt beobachtete er einen Tumult auf der Engelsbrücke. Mehrere Reiter drängten mit Gewalt von der gegenüberliegenden Tiberseite über die Brücke, um zur Engelsburg zu gelangen. Wer waren ...
»Alessandra!« Vitelleschi hatte mich gesehen. Er ließ von Antonio ab und lenkte sein aufgeregt wieherndes Pferd einen Schritt weiter auf die Zugbrücke. »Ihr seid in Rom?«, fauchte er und betrachtete mein Trauerkleid. »Was wollt Ihr?«
Ich wich einen Schritt zurück. »Neun Jahre nach Papst Martins Tod will ich heute wieder einmal im Vatikan zu Abend speisen«, provozierte ich ihn. »Ohne Euch.«
Ich musste mich beherrschen, damit nicht der Hass und der Zorn nach neun Jahren Folter und Mord an meiner Familie aus mir hervorbrachen und ich mit dem Dolch auf ihn losging. Ich hätte keine Chance gehabt!
Er schien irritiert über den Aufruhr auf der Engelsbrücke und warf Cesare einen fragenden Blick zu. Dann wandte er sich wieder zu mir um.
»Ich will meinen Sieg über Euch feiern. Und die lang ersehnte Rache für den Mord an meinem Vater«, rief ich voller Verachtung.
Zornig riss er sein Pferd herum. Mit blitzender Klinge drängte er mir entgegen, während ich weiter vor ihm in Richtung des Portals zurückwich. »Ich werde Euch töten!«
»Va all'inferno, Satana!«
»Ihr wagt es!« Mit Funken des Zorns in den Augen setzte er mir nach und hob das Schwert zum Schlag.
»Jetzt!«, gab Antonio das verabredete Zeichen.
Ketten rasselten. Metall quietschte. Die Zugbrücke wurde hochgezogen.
Vitelleschis Pferd reagierte panisch auf den plötzlichen Ruck. Es stieg und hätte seinen Reiter beinahe abgeworfen. Antonio sprang vor, erhaschte die Zügel und zerrte den Hengst über die sich gefährlich neigende Holzbrücke zum Tor. Vitelleschi schlug mit dem Schwert nach ihm und traf ihn am Arm, doch Antonio duckte sich und stolperte trotz seiner blutenden Wunde weiter.
»Nehmt ihn fest!«, befahl er. »Er darf nicht entkommen!«
Prosperos schwer bewaffnete Gefolgsleute stürzten an mir vorbei und umringten Vitelleschi, der um sein Leben kämpfte. Er wurde verwundet, blutete am Knie, an der rechten Schulter, am Kopf. »Verfluchte Verräter!«
Dann machte sein Pferd, das sich auf der sich immer stärker neigenden Zugbrücke nicht mehr halten konnte, einen weiten Satz durch das Tor in den Innenhof der Burg. Mit gezückten Schwertern sprangen die Bravi hinterher.
Mit lautem Krachen fiel das eiserne Gitter hinter mir herab.
Ich wich den Kämpfenden aus und rannte über den Hof zum Mausoleum, um aus der Schusslinie von Prosperos Armbrust zu gelangen.
Ein Bewaffneter riss den Kardinal mit seiner Hellebarde aus dem Sattel. Vitelleschi stürzte auf die Pflastersteine des Hofes und verlor beim Aufprall sein Schwert. Sofort rappelte er sich wieder auf, um sich gegen die Übermacht zu wehren.
Er saß in der Falle!
Keiner seiner Gefolgsleute konnte ihn jetzt noch retten.
Mit erhobenen Waffen näherten sich Prosperos Männer, um ihn gefangen zu nehmen.
Antonio drängte sich durch ihre Reihen. »Im Namen Seiner Heiligkeit
Weitere Kostenlose Bücher