Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)
seid!«
»Meinen herzlichen Glückwunsch zur Ernennung zum Kardinal und Bischof von Siena, Euer Eminenz!«
»Wenn Ihr mich so nennt, dann werde ich Euch als Kaiserliche Hoheit anreden!«, drohte er mir im Scherz.
»Auch diesen Titel habe ich abgelegt, Isidor, wie alle anderen! Ich bin nun kein Prinz mehr, nur noch Niketas.«
Giuliano Cesarini drängte ihn zur Seite und hüllte mich in eine warme, gefühlvolle Umarmung. »Ich freue mich, dass du den Weg zurück nach Florenz gefunden hast, Niketas! Cosimo und ich, wir haben dich sehr vermisst. Wir haben oft über dich gesprochen und waren sehr besorgt, weil du keinen von Alessandras Briefen beantwortet hast. Wir dachten, du wärst ...« Er verstummte betreten. »Wie geht es dir?«
»Danke, Giuliano, es geht mir gut.«
»Dein Bart ...«
»Ich habe ihn abgeschnitten, als ich Anfang Januar das Priesteramt niederlegte und aus dem Basilianerorden austrat.«
»Deine Verlobte wird sich freuen!«, lächelte Giuliano.
Dann stand Basilios vor mir, fiel mir um den Hals und küsste mich auf beide Wangen. »Erst vor wenigen Tagen habe ich von Marias Tod gehört. Mein herzliches Beileid, Niketas. Ich weiß, wie nahe ihr euch gestanden habt.«
»Danke, Basilios«, murmelte ich an seiner Schulter. »Ich bin so froh, dich zu sehen.«
Erst dann bemerkte ich Scarampo, der im funkelnden Harnisch und zum Kampf gerüstet mit verschränkten Armen am Fenster lehnte. Sein Aufbruch schien innerhalb der nächsten Stunde bevorzustehen. Wohin wollte er?
Er nickte mir zu. »Niketas.«
»Ludovico«, erwiderte ich seinen freundschaftlichen Gruß.
Sodann wandte ich mich ab, um nun endlich den Papst zu begrüßen. Eugenius hatte sich hinter seinem Schreibtisch erhoben und war mir einige Schritte entgegengekommen.
Als ich vor ihm niederknien wollte, um seinen Ring zu küssen, winkte er ab. »Verehrter Bruder Niketas, entsinnt Ihr Euch an unser Gespräch ›inter Pares‹?«, fragte er und reichte mir die Hand.
»Ich bin kein Mönch mehr.«
»Dann lasst den ›Bruder‹ weg und nennt mich Gabriel«, bot er mir an. »Ich weiß, wem ich die Kirchenunion zu verdanken habe, Niketas. Ich habe die allergrößte Hochachtung vor Euch. Kardinal Bessarion hat mir erzählt, was Euch in Athen und Byzanz widerfahren ist. Ich war bestürzt, als ich vor einigen Tagen hörte, dass Philotheos Euch exkommuniziert hat. Wollt Ihr Eure Unterschrift zurückziehen, wie es viele Eurer Amtskollegen in den letzten Monaten getan haben?«
»Nein, Gabriel, trotz allem werde ich nicht widerrufen. Auch wenn ich das Konzil als zutiefst demütigend empfand, halte ich die Wiedervereinigung des Christentums doch für notwendig. Ihr habt Kardinal Bessarion vor unserer Abreise beauftragt, die Unionsverhandlungen mit den orthodoxen Kirchen im Heiligen Land, Ägypten, Syrien und Äthiopien zu führen. Dabei will ich ihn sehr gern unterstützen.«
Der Papst drückte meine Hand. »Das freut mich aufrichtig!« Er deutete auf einen Sessel vor seinem Schreibtisch. »Wollt Ihr Euch nicht setzen?«
Ich ließ mich nieder und wartete, bis auch er Platz genommen hatte. »Gabriel, als ich vorhin in den Palazzo d'Ascoli zurückkehrte, habe ich erfahren, dass Alessandra nach Rom geritten ist, um Vitelleschi zu stürzen.«
»Ihren letzten Brief erhielt ich wenige Tage nach Weihnachten aus Bracciano, der Festung der Orsini. Ein Bote von Vitelleschis Condottiere Cesare Orsini hat ihn mir überbracht.«
»Wurde sie dort gefangen gehalten?«, fragte ich erschrocken.
»Aber nein!«, beruhigte er mich. »Alessandra und Cesare sind eng befreundet. Während Eurer Abwesenheit war er einige Male in Florenz, um sie zu trösten. Alessandra trauert um Euch, weil sie annahm, Ihr hättet einen Eurer Anfälle nicht überlebt.«
Sie glaubt, dass ich tot bin!
Mein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen, als ich mir vorstellte, wie Cesare sie umarmte und küsste, damit sie ihre Trauer um mich vergaß ...
Gabriel bemerkte meine Bestürzung. »Niketas, es tut mir leid. Bitte verzeiht mir, wenn ich ...«
»Was ist geschehen?«
»Vitelleschi hat mich verraten«, erwiderte Gabriel. »Im Oktober hatte ich ihm den Befehl gegeben, gegen Niccolò Piccinino zu kämpfen, der mit seinem Heer erneut Florenz bedrohte. Doch anstatt Florenz zu verteidigen, hat er Foligno erobert und Blutrache an der Familie Trinci genommen, die seine Familie einst aus der Stadt vertrieben hatte. Auf seinen Befehl wurden Corrado Trinci und seine beiden Söhne hingerichtet und
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