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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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»Der Passetto führt vom Vatikan zur Engelsburg. Es ist die einzige Möglichkeit, die Festung zu betreten, solange das Portal verriegelt ist.«
    »Dann los!«, drängte ich und stürmte mit Ludovico und Cesare, der uns kurz entschlossen folgte, durch den Borgo Sant’Angelo zum Vatikan, dessen Tor neben der Basilika San Pietro noch weit offen stand.
    Hoffend und bangend rannten wir Minuten später durch die Korridore des Apostolischen Palastes zum Passetto, rissen die Bronzetür auf, hasteten den schmalen Gang entlang zurück zur Engelsburg und beteten im Stillen, dass das Tor am Ende des langen Fluchtkorridors nicht verriegelt war und wir Alessandra noch retten konnten.
    Ludovico, der vor mir durch den unbeleuchteten Passetto eilte, blieb so plötzlich stehen, dass ich von hinten auf ihn prallte. »Niketas, seht Ihr das Licht vor uns?«, keuchte er, als er sich zu mir umwandte. »Jemand kommt uns mit einer Fackel entgegen!«

Kapitel 29

    »Antonio, befehlt Euren Männern, die Waffen niederzulegen und die Zugbrücke hinunterzulassen - oder sie stirbt!«, drohte Vitelleschi mit dem Dolch an meiner Kehle, während das Bronzeportal zugeschoben und verriegelt wurde. »Öffnet das Tor!«
    »Nein!«, rief ich. »Lasst ihn nicht entkommen!«
    Schwer atmend rannte nun Prospero in den Hof, die Armbrust im Anschlag. Vor uns blieb er stehen, hob die Waffe und zielte auf Vitelleschi, den Finger am Abzug. »Lasst sie los!«, brüllte er. »Sofort!«
    »Wenn Ihr schießt, Prospero, tötet Ihr Eure Cousine!«
    »Man muss Opfer bringen, wenn man Papst werden will.« Die Armbrust senkte sich keinen Fingerbreit. Prospero war zu allem entschlossen. »Ist das nicht auch Euer Leitspruch, Giovanni? Habt Ihr nicht Marcantonio Colonna und meine Cousins Lionello, Giordano, Stefano und Marco hinrichten lassen? Habt Ihr nicht Hunderte von Opfern gebracht: die Väter und Brüder, Onkel und Cousins meiner Gefolgsleute, die nichts lieber täten, als sich an Euch zu rächen?«
    »Ich habe ...«, begann Vitelleschi, doch weiter kam er nicht, denn Prospero schoss.
    Der Bolzen zischte durch die Luft, verfehlte mich um Haaresbreite, weil ich mich trotz des Dolches an meiner Kehle zur Seite warf, durchschlug mit einem metallischen Knall die Prunkrüstung und traf Vitelleschi in die rechte Schulter.
    Er schrie vor Schmerz und Überraschung auf. Keuchend ließ er mich los, taumelte einen Schritt rückwärts und tastete nach dem Bolzen. Ihn aus der stark blutenden Wunde zu ziehen war wegen des Harnischs unmöglich.
    Seine Knie gaben nach. Er schwankte, drohte zu stürzen.
    Prosperos Gefolgsleute überwältigten ihn, drängten ihn mit rücksichtsloser Gewalt gegen die Mauer des Mausoleums und entwanden ihm den Dolch.
    Er brüllte vor ohnmächtigem Zorn. »Ihr verfluchten ...«
    Prospero, der sich durch die Reihen seiner Bravi gezwängt hatte, rammte ihm die Faust mit seinem Siegelring ins Gesicht. Den Ring mit dem Wappen der Colonna.
    »Va all'inferno, Bastardo del Diavolo!«, übertönte er Vitelleschi, der vor Schmerzen aufschrie - Blut rann aus dem tiefen Riss an seiner Wange.
    Der Befehl des Papstes war eindeutig: Kardinal Vitelleschi sollte exkommuniziert und hingerichtet werden. Prospero, der darauf hoffte, dass Eugenius seine Verbannung aufheben und ihn als Kardinal begnadigen würde, konnte und wollte ihn nicht aus Blutrache töten.
    Antonio Rido trat zu Vitelleschi. »Im Namen Seiner Heiligkeit nehme ich Euch wegen Hochverrats an Papst Eugenius fest!« Er wandte sich an seine Männer und befahl: »Bringt ihn in den Kerker, und legt ihn in Ketten! Sobald er sich erholt hat, wird er nach Florenz gebracht, um dort hingerichtet zu werden.« Er rief nach einem Medicus, der die Wunden des Kardinals versorgen sollte.
    Prospero umarmte mich und hielt mich fest, denn ich zitterte am ganzen Körper. »Sandra, ich hatte solche Angst um dich!«
    Erschöpft legte ich meinen Kopf an seine Schulter.
    »Es ist vollbracht«, flüsterte er beruhigend und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. »Satan ist gestürzt. Der Antichrist hat seine Macht verloren.«
    Doch bevor ich antworten konnte, meldete einer seiner Männer von der Brüstung der Wehrmauer: »Euer Eminenz! Kommt schnell! Vitelleschis Söldner bereiten einen Angriff vor!«
    Mir blieb beinahe das Herz stehen!
    Prospero ließ mich los, rannte über den Hof und stürmte, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf zum Wehrgang. Antonio und ich hetzten ihm nach. Keuchend lehnten wir uns über die

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