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Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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wieder aufzuwärmen.»
    Amelie war verwirrt. «Ich sagte doch schon, sie hat mir gar nichts erzählt», erwiderte sie leise.
    «Das sieht ihr ähnlich. Aber so hatten wir es schließlich auch vereinbart. Sie bekommt dich – und ich hab für den Rest meines Lebens meine Ruhe.»
    Er klang hart. Eisern. Amelie blickte hoch. Mit verschränkten Armen lehnte er an der Anrichte und vermied es, sie anzuschauen.
    «Dann hätte ich nicht herkommen sollen, oder?», fragte sie, und ohne dass sie es wollte, stiegen ihr Tränen in die Augen. «Ich dachte …»
    Sie vollendete den Satz nicht, denn wenn sie ehrlich war, hatte sie absolut keine Ahnung, was sie denken sollte. Hatte sie geglaubt, hier mit offenen Armen empfangen zu werden? Hatte sie gehofft, er werde jetzt die Vaterrolle übernehmen, die in den letzten fünfundzwanzig Jahren niemand für sie hatte ausfüllen können? Den Vater, den sie unbewusst immer vermisst hatte?
    Er fuhr sich mit der Hand müde durchs Gesicht. «Ich bin nicht der, den du suchst, Amy. Der ist schon lange tot, und ich glaube, er könnte dir selbst lebend nicht mehr weiterhelfen.»
    Eine Weile war nur das Ticken der Küchenuhr zu hören. Dann stieß ihr Vater sich von der Anrichte ab. Er holte ein Glas und eine Flasche aus dem Schrank und kippte sich zwei Fingerbreit einer braunen Flüssigkeit ein. Ehe er trank, hob er das Glas. «Auch einen?»
    Amelie schüttelte den Kopf. Das hier wäre jetzt der richtige Augenblick, um ihm von ihrer Schwangerschaft zu erzählen, doch sie bezweifelte, ob er sich darüber freuen würde, ein Enkelkind zu bekommen. Schon der Umstand, dass seine Tochter wieder da war, hatte bei ihm nicht gerade Begeisterungsstürme ausgelöst.
    «Ist eh eine schlechte Angewohnheit, so früh am Tag schon zu trinken.» Er kippte den Whiskey und schenkte sich sofort einen nach. «Ist einfach grad ein bisschen viel.»
    Da musste Amelie ihm zustimmen.
    «Okay, und was willst du jetzt hier?» Das klang scharf. Der Alkohol flößte ihm wohl Mut ein.
    «Ich will dich kennenlernen. Und mehr über Patrick erfahren.»
    «Ah, okay. Hm.» Er nickte nachdenklich. «Du hast ihn immer Paddick genannt, wusstest du das? Warst sein größter Fan. Sobald du krabbeln konntest, bist du hinter deinem großen Bruder her, und er hat dich vergöttert. Wäre besser, wenn er damals überlebt hätte und nicht …» Er verstummte. Wischte sich über den Mund und wandte den Kopf ab.
    Die Vergangenheit holte ihn ein. Was damals passiert war, hatte ihr Vater fein säuberlich in ein Kästchen gepackt und in die hinterste Ecke seiner Erinnerungen verbannt. Und an diesem Morgen zerrte Amelie an dieser Zeit, weil sie alles wissen wollte. Seine Andeutungen ließen sie vermuten, dass sie noch längst nicht die ganze Wahrheit kannte.
    «Du solltest mit deiner Mutter darüber reden und nicht mit mir. Damals ging mich das alles schon nichts mehr an.»
    «Das ist nicht wahr», widersprach Amelie heftig. «Ich war deine Tochter, und Patrick – er war dein Sohn! Es ist doch egal, dass ihr euch damals getrennt habt, du hast deine Kinder verloren! Kannst du nicht wenigstens versuchen, jetzt ein bisschen von dem zurückzugeben, was du mir damals einfach genommen hast? Ich hab dich nämlich all die Jahre vermisst, ohne zu wissen, wen oder was genau ich vermissen soll.»
    «Siehst du, und da fängt’s an.» Der dritte Whiskey schwappte im Glas. «Du gehst von völlig falschen Voraussetzungen aus. Du denkst nämlich, ich wäre dein Vater oder der deines Bruders. Alles gelogen. Nichts davon stimmt.»
    Amelies Verwirrung nahm zu. «Aber ihr …»
    «Nichts davon stimmt!», wiederholte er lauter und trank diesmal direkt aus der Flasche. Amelie wollte lieber nicht wissen, wie lange er das schon tat. Auf sie machte er den Eindruck eines Mannes, der häufig trank.
    Ob es ihm inzwischen zur Gewohnheit geworden war? Morgens in der Küche den ersten Whiskey zu kippen? Und ob er dabei immer das Glas nahm?
    «Du bist nicht meine Tochter. Und Patrick ist nicht mein Sohn. Wart ihr nie!» Er klang weinerlich, wie ein Säufer, der sich in seinem Elend suhlte. Seine Sprache hörte sich jetzt etwas schleppend an. Vielleicht doch kein Gewohnheitstrinker? Denn dann würde der Alkohol sicher nicht so schnell wirken. «Ich hab deiner Mutter immer geglaubt, ich hab sie geheiratet, weil ich sie geliebt habe. Sie war schwanger, und ich war überglücklich, ich hatte gedacht, dass das Leben es endlich gut mit mir meinte. Und dieses Glück …» Er

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