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Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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Bücher. Schließlich hatte sie zwei oder drei Titel gefunden, von denen sie sich etwas erhoffte, und musste sich durch die Regalmeter kämpfen. Sie fand schließlich einen Teil der Bücher und legte sie auf einen kleinen, wackligen Tisch. Sie hatte sich gerade hingesetzt und ihr Notizheft aufgeschlagen, als der Bibliothekar neben ihr auftauchte.
    «Das hier könnte was für Sie sein.»
    Sieh an. Er konnte also doch Englisch sprechen.
    Er legte zwei schmale Bändchen neben sie auf den Tisch. Amelie schaute hoch, und er schmunzelte, als sei ihm gerade ein kleiner Coup gelungen.
    «Danke, aber …»
    Sie drehte die Bücher um.
Anne Lambton, Naturbetrachtungen.
    Amelie runzelte die Stirn. Dass die Schwester ihrer Beatrix Bücher verfasst hatte, war ihr neu.
    Das zweite war nur eine jüngere Ausgabe desselben Titels. Sie blätterte flüchtig darin, dann nickte sie. «Das klingt interessant», sagte sie.
    Sie wollte lieber nicht wissen, warum sie dieses Buch nicht gefunden hatte, als sie im Katalog zum Thema Lambton geforscht hatte. Diese Bibliothek schien nicht nur nach dem Karteikastenprinzip zu funktionieren – die wirklich wichtigen Sachen waren offensichtlich im Kopf dieses Bibliothekars abgelegt.
    Michael würde wahnsinnig werden.
    Sie spürte die Tränen erst, als sie auf das Buch tropften. Amelie riss die Augen auf, wandte den Kopf zum Fenster und wischte sich das tränennasse Gesicht an der Schulter ab. Sie war von dieser plötzlichen Gefühlswallung völlig überrumpelt. Sie verharrte einen Moment in dieser Haltung – Schulter hochgezogen, Gesicht dagegengedrückt –, schniefte dann, sprang auf und stürzte raus. Draußen auf der Treppe hockte sie sich hin, barg das Gesicht in den Händen und ließ die Tränen einfach fließen.
    Michael hatte sie betrogen und ihr damit alles genommen. Sie durfte traurig sein.
    Aber eigentlich hatte er es nicht verdient, dass sie ihm hinterherweinte.
    Jemand setzte sich neben sie auf die Stufen. Amelie blickte auf. Der grimmige Bibliothekar hielt ihr ein Päckchen Zigaretten hin.
    «Ich rauche nicht.»
    «Das sollten Sie aber. Manchmal hilft es.»
    Er nahm sich eine, zündete sie an und sog den Rauch tief ein. Amelie umarmte ihre Knie und legte den Kopf darauf. Sie beobachtete ihn von der Seite. Ein feines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, und er musterte sie aus dem Augenwinkel. Erneut hielt er ihr die Zigaretten hin, und diesmal nahm sie eine.
    Sie musste nach dem ersten Zug husten. Es brannte und biss, und der eklige Geschmack in ihrem Mund rechtfertigte nicht das leichte Gefühl im Kopf. Er lachte gutmütig.
    «Ist wohl Ihre erste?»
    «Zumindest die erste seit acht oder neun Jahren», gab sie zu. Sie war nie eine starke Raucherin gewesen.
    Langsam beruhigte sie sich. Sie zog das Smartphone aus der Hosentasche, das sie stummgeschaltet hatte. Den ganzen Morgen waren keine Anrufe eingegangen. Sie wusste nicht so genau, ob das gut oder schlecht war.
    Der Bibliothekar drückte seine Zigarette aus, stand auf und verschwand wieder im Innern. Sie blieb noch ein bisschen sitzen. Mittagszeit; sie musste etwas essen.
    Schnell tippte sie eine Nachricht an Diana, lustig und munter, obwohl sie sich ganz und gar nicht so fühlte. Dann ging sie auch hinein und holte ihre Sachen.
    «Kommen Sie später wieder?», fragte der Bibliothekar. Er saß wieder hinter dem Schreibtisch, an dem er die Bücher auslieh und zurücknahm. Erst jetzt fiel ihr auf, dass den ganzen Morgen kaum jemand da gewesen war.
    «Ich glaube schon.»
    «Dann lass ich die Bücher für Sie liegen.»
    Auf dem Schildchen auf seinem Schreibtisch stand Cedric Tewdwr.
    «Sie sind ein Tudor!», rief sie. Tewdwr war die walisische Schreibweise für Tudor, und die Tudors – nun, jeder kannte die Geschichte von Henry  VIII . Die Tudors stammten ursprünglich aus Pembroke, ehe Henrys Vater Ende des 15 . Jahrhunderts den Thron bestieg.
    Er grinste. «Manchmal.»
    «Wissen Sie, wo man hier mittags was Ordentliches essen kann?»
    «Versuchen Sie’s in der Main Street. Da gibt es einen Inder.»
    Sie wandte sich zum Gehen.
    «Wenn Sie aber was wirklich Gutes essen wollen, empfehle ich Ihnen Mathilda. Bei Mathilda kann man immer gut essen.»
    «Beim Inder nicht so?»
    Cedric Tewdwr wiegte den Kopf. «Spielen Sie gern Lotto?»
    Amelie lachte. Mr. Tewdwr zog aus der Schublade seinen dicken Schlüsselbund. «Ich komm mit, wenn Sie nichts dagegen haben», schlug er vor.
    Sie hatte nichts dagegen. Allein in einem Pub am Tisch zu

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