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Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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nicht. Hotelzimmer gab es ja nicht.
    «Ich kann jedenfalls nicht hierbleiben, in Pembroke sind alle Hotels seit Wochen ausgebucht. Das Sängerfest, Sie wissen schon.»
    «Sie könnten fragen.» Er stellte den Karton ins Regal, nahm ein paar Tablettenpackungen von einem Rollwagen und begann, sie in die langen Schubladen einzusortieren. «Na los, fragen Sie schon.»
    «Ich weiß nicht, was.»
    Er warf mit geschicktem Schwung die Schublade zu. «Ob Sie hierbleiben können über Nacht.»
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Und bevor Sie sofort widersprechen, folgen hier meine Argumente dafür.» Er trat auf sie zu. Sie war einen ganzen Kopf kleiner als er, ohne dass seine Größe irgendwie bedrohlich wirkte. Er grinste jetzt, und seine dunkelgrünen Augen zogen sie unwiderstehlich in ihren Bann.
    Sein Lächeln war so strahlend und freundlich. Weit davon entfernt, nur höflich zu sein. In ihrem Bauch flatterte es verräterisch.
    «Erstens: Sie können in Ihrem Zustand unmöglich nachts quer durch ein Ihnen völlig fremdes Land fahren. Zweitens: Auf dem Parkplatz eines Fährhafens zu übernachten kommt auch nicht in Frage. Drittens: Ich habe mehr als genug Platz. Viertens: Sie können das Gästezimmer gern abschließen, wenn Sie sich vor mir fürchten. Reden müssen Sie auch nicht mit mir, wenn Sie nicht unbedingt wollen. Sechstens …»
    «Sie haben fünftens vergessen», protestierte sie schwach. Eigentlich hatte er recht. Er war nett, und er machte phantastische Käsebrote.
    «Fünftens ist mein kleines Geheimnis. Sie müssen ja nicht alles wissen, bevor Sie sich dafür entscheiden.» Wieder dieses Grinsen. «Ich kann auch ganz gut kochen.»
    Damit hatte er sie überzeugt. Die Vorstellung, allein durch die Nacht zu fahren, war nicht besonders reizvoll. Aber dann noch an einer Raststätte ein billiges, pappiges Sandwich essen zu müssen und eine süße Limonade zu trinken statt dieses Tees – nein.
    Eine Nacht konnte ja nicht schaden. Eine Nacht konnte sie hierbleiben und nachdenken, was sie als Nächstes tun sollte.
    «Und Sie sind auch kein Mädchenmörder?», fragte sie vorsichtig, nur, weil sie wieder dieses Grinsen sehen wollte, die Fältchen um seine Augen. Er tat ihr den Gefallen.
    «Ich hab sie alle sorgfältig verscharrt», versicherte er ihr. «Sie brauchen sich nicht zu fürchten.»
    Meine liebste Bee,
     
    es fällt mir schwer, dir dies zu schreiben, weil ich, wenn ich ehrlich mit mir bin, genau weiß, wie falsch es ist, was ich tue.
    Und auch wenn du jetzt vermutlich ahnst, worauf ich anspiele … lass mich bitte erzählen, ohne mich schon vorher zu verurteilen für das, was ich getan habe. Denn es gibt zwar guten Grund, mit dem Finger auf mich zu zeigen, aber glaub mir, dass ich selbst am meisten darunter leide, wie es ist.
    Du hast mich ertappt, als ich auf ihn wartete, in dieser stillen Ecke der Stadt, in die es sonst niemanden verschlägt – am wenigsten Menschen, die mich kennen. Ich hatte eine kleine Reisetasche bei mir und trug mein ältestes Kleid, sodass keiner denken könnte, er würde mich kennen. Trotzdem hast du mich erkannt, obwohl ich dir den Rücken zuwandte, und dein Erstaunen darüber, dass ich dort stand und wartete, war so offensichtlich, dass ich dir am liebsten sofort alles erzählt hätte. Aber das konnte ich nicht, denn ich war auch überrascht, und ja: Ich schämte mich.
    Wo soll ich beginnen?
    Es fing damit an, dass ich ihm vorgestellt wurde. Es geschah eher aus Höflichkeit und weil ich einige Male mit seinem jüngeren Bruder getanzt hatte. Richard trat mit mir sogar auf den Balkon an diesem rauschenden Abend, und ich habe mich mit ihm unterhalten und mochte ihn, ja wirklich. Inzwischen bin ich so geübt, dass ich einzuschätzen vermag, ob es einem Mann wirklich um mich geht oder ob er nur das Spiel um die Gunst einer Frau spielt, um es bei einer anderen Frau zu perfektionieren. Er mag mich, daran hat sich nichts geändert.
    Sein Bruder jedoch, der Duke of G- … Er kam hinzu. Sein Blick ließ nicht von mir, und als ich mich kurz darauf verabschieden wollte, denn es war schon spät, da beugte er sich über meine Hand. Eine Winzigkeit zu lang berührten seine Lippen meine Haut, und an meinem Versuch, die Hand zurückzuziehen, hinderte er mich mit einem Blick, der mehr sagte als diese zaghafte Berührung.
    «Vielleicht sehen wir uns bald wieder», sagte er zum Abschied.
    Da wusste er schon: Er wollte mich.
    Jener Moment bedeutete meinen Untergang.
    Wir sahen uns wenige Tage danach

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