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Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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ausgedrückt. Männer schauten nach aufregenden Frauen, die in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren ihren Unterarm schmückten. Also in jener Zeit, die es brauchte, bis genug Kinder geboren waren. Bis die Frau nicht mehr hübsch genug war. Manche zeigten sich danach ohne jedes Schamgefühl mit einer Mätresse, vorzugsweise mit einer, die auch bald Kinder zur Welt brachte.
    Die Männer ihres Stands vermehrten sich gerne.
    Beatrix wusste also, was von ihr erwartet wurde.
    Schließlich war es viel leichter als gedacht. Henry Trisk stand vor ihr und bat sie um den nächsten Tanz. Als sie halb durch den Walzer waren, wusste Beatrix, dass sie ihn mochte. So sehr mochte, dass sie mit keinem anderen tanzen wollte.
    Er war fast doppelt so alt wie sie, hochgewachsen und blond. Die sturmgrauen Augen strahlten hell im Glanz der Kerzen. «Ist Ihnen zu warm?», fragte er, als sie erhitzt und atemlos am Rand der Tanzfläche stehenblieb. Der Tanz hatte sie berauscht. Sie wollte nicht zurück zu ihrer Mutter, die mit den anderen Matronen in einer Ecke hockte und hinter Fächern versteckt die jungen Mädchen beurteilte wie Fohlen auf der jährlichen Auktion in Newmarket.
    Darum nickte sie stumm.
    «Wir könnten einen Moment an die frische Luft gehen.»
    «Sehr gerne.» Strahlend blickte sie zu ihm auf. Er geleitete sie sicher zu den hohen Fenstertüren, und als sie in die kühle Spätfrühlingsnacht hinaustraten, wisperte ein feiner Nieselregen auf den großen Garten, in dem einige Pärchen flanierten. Beatrix hielt sich an seinem Arm fest. Sie achtete darauf, in Sichtweite der Türen zu bleiben, falls ihre Mutter ihnen folgte. Sie hatte Beatrix ermahnt, sich auf keinen Fall darauf einzulassen, falls ein Gentleman sich Freiheiten herausnehmen wollte.
    Nun, dieser Gentleman war sogar ein Earl. Ob die Ermahnungen der Mutter dann noch immer zählten? Immerhin wäre Henry Trisk, der Earl of Hartford, eine ausgesprochen gute Partie. Reich, von Stand und noch dazu bei Hofe bekannt, wenn Beatrix recht informiert war. Sie liebte die Klatschspalten der Zeitung und war darin schon häufiger auf seinen Namen gestoßen.
    Sie hatte ja nicht gewusst, dass sich hinter dem «Earl of H-, der wieder mit einer neuen Begleiterin erschien» ein so gut aussehender Kerl verbarg.
    «Besser?»
    «Viel besser.» Sie atmete tief durch. Das Korsett wurde ihr zu eng, aber sie wusste, dass es ihre schmale Taille hervorragend zur Geltung brachte.
    «Warten Sie, da ist …» Er beugte sich vor und pflückte konzentriert ein Federchen aus ihrem Haar. «Hier. Sind Sie etwa ein verwunschener Schwan?»
    Sie nahm die weiße Daunenfeder aus seiner Hand, und dabei berührten sich ihre Finger. Kein Zufall, bestimmt nicht. Er überließ sicher nichts dem Zufall.
    «Mein Federkleid wäre eher schwarz.»
    «Ah, kein Trauerschwan, nein. Obwohl ich sie schöner finde als ihre weißen Verwandten.»
    «Es gibt schwarze Schwäne?» Das erstaunte sie, denn sie hatte davon noch nie gehört.
    «Sie kommen vom anderen Ende der Welt. Aus Australien, Tasmanien. Im Londoner Zoo gibt es welche. Waren Sie noch nie dort?»
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Ich begleite Sie gern dorthin.»
    «Das wäre … nett.»
    War das etwa eine Art Werbung? Beatrix konnte es kaum glauben. Henry Trisk, Lebemann und Dauergast in den Klatschkolumnen, würde sicher niemals um sie werben, um ein armes, kleines Mädchen, das im Grunde doch keine Ahnung hatte vom Leben.
    «Bee!»
    Schuldbewusst fuhr sie herum. Ihre Mutter stand in der Terrassentür. Musik brandete aus dem Saal, und die Tanzenden wogten wie das Meer hinter ihr.
    «Ich komme, Maman!»
    Henry hielt ihre Hand fest, ehe sie verschwinden konnte.
    «Ich will Sie wiedersehen.»
    «Beim nächsten Ball.»
    Er schüttelte den Kopf, und dann flüsterte er etwas, von dem sie nicht sicher war, ob sie es richtig verstanden hatte.
    Dann lächelte er.
    Sie lief leichtfüßig davon und folgte ihrer Mutter. Diese wollte sie unbedingt einem jungen Mann vorstellen, Absolvent in Eton und Cambridge, zweiter Sohn eines Baronets. Doch Beatrix war mit dem Herzen nicht dabei. Ihr Lächeln war kühl, beim Tanzen geriet sie aus dem Takt und trat ihm auf den Fuß.
    Weil sie sich immer nach Henry umschauen musste.
     
    Der Ball dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Auf dem Heimweg schwiegen alle erschöpft. Beatrix’ Mutter gähnte hinter dem Fächer, ihr Vater starrte aus dem Fenster. Beatrix taten die Füße weh.
    Daheim taumelte sie die Treppe hinauf. Ihr erster

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