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Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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Ball, und schon beim ersten Tanz hatte sie sich unsterblich in den Mann verliebt, von dem sie wusste, dass er von allen am wenigsten geeignet war für sie!
    Statt in ihr eigenes Schlafzimmer schlich sie in das ihrer Schwester Anne. Sie schlief schon. Beatrix streifte achtlos ihr Ballkleid ab und ließ es zu Boden fallen. Erleichtert seufzte sie, als sie das Korsett endlich lockern konnte, und kroch zu Bumble unter die Bettdecke.
    «Bee», murmelte ihre kleine Schwester im Schlaf.
    «Ich bin ja da, Bumble.»
    «Hat dich heute ein Prinz geküsst?»
    «Beinahe. Aber es war nur ein Earl.»
    «Das ist gut …»
    Schon war Anne wieder eingeschlafen, und auch Beatrix sank in einen zutiefst erschöpften Schlaf, in dem sie sich im schwindelerregenden Walzertakt mit Trisk drehte und lachte.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 2
    S ie wusste nicht, wohin mit sich, und weil ihr nichts Besseres einfiel, fuhr sie zu ihrer Mutter.
    Sie rief von unterwegs an. Manchmal hatte ihre Mutter Besuch, dem Amelie nicht unbedingt abends halbnackt im Flur oder morgens im Badezimmer begegnen wollte. Außerdem wollte sie fragen, ob das Gästezimmer frei war.
    Ihre Mutter hatte viele Freunde in allen Winkeln Deutschlands und in vielen Winkeln der Welt, und all diese Freunde reisten gerne. Sie quartierten sich vorzugsweise bei Amelies Mutter ein und blieben auch gerne mal für ein paar Wochen. Legendär war der Großonkel aus Sizilien – zumindest behauptete er, der Großonkel ihrer Mutter zu sein –, der ein halbes Jahr blieb. In der Zeit ließ er sich die Zähne komplett sanieren und fuhr drei Autos zu Schrott. Von den zwei Kanistern Olivenöl, die er als Gastgeschenk mitbrachte, zehrten sie danach noch jahrelang.
    Damals war Amelie fünfzehn, und sie hatte es schrecklich amüsant gefunden, wie Giglio ihre Mutter ständig an den Rand eines Nervenzusammenbruchs brachte.
    «Mama? Mama, kann ich zu dir kommen?» Ihre Stimme kiekste.
    «Kind, was ist passiert?»
    Amelie wollte darauf nicht antworten. Nicht am Telefon, nicht, während sie ihren Kleinwagen durch die nächtliche Großstadt lenkte. «Darf ich? Ist das Gästezimmer frei?»
    «Natürlich, komm nur her. Aber du erzählst mir, was passiert ist, ja?» Und nach kurzer Pause: «Ist was mit Michael? Habt ihr wieder gestritten? Ist es wegen dieser blöden Sabina?»
    «Mama, bitte. Ich erzähl dir alles, wenn ich da bin.»
    «Hast du einen anderen? Ist er dir draufgekommen? Kind, du weißt doch …»
    Amelie legte auf. Sie hatte keine Lust auf die Moralpredigten einer Frau, die ihre Männer so schnell wechselte wie ihre Launen.
    Berlin war groß, und ihre Mutter wohnte am anderen Ende der Stadt. Amelie brauchte eine halbe Stunde, ehe sie den Wagen vor dem Mehrfamilienhaus parken und mit Reisetasche und Messengerbag (in der ihr wichtigster Besitz war: das Notebook) die Treppe zum dritten Stock hochwanken konnte.
    Inzwischen war es kurz vor Mitternacht. Die Tür zur Wohnung ihrer Mutter war angelehnt, irgendwer hatte den Summer gedrückt, nachdem Amelie geklingelt hatte. Das Flurlicht ging auf halbem Weg aus, und sie stolperte im Dunkeln nach oben.
    Im Wohnungsflur war niemand. Aus dem Wohnzimmer hörte sie Lachen, dann Stimmen, die wild aufeinander einredeten.
    Jetzt fiel es Amelie wieder ein. Heute war Donnerstag. Donnerstags traf sich immer der Buchclub bei ihrer Mutter.
    Sie stellte die Taschen ins Gästezimmer und ging nach unten, um den Koffer zu holen. Den Bücherkarton konnte sie über Nacht im Auto lassen, den klaute in dieser Gegend niemand.
    Nachdem sie auch den Koffer ins Gästezimmer gebracht hatte, ging sie weiter ins Wohnzimmer.
    «Und dann muss man ja immer auch bedenken, wie wenig Rücksicht Major Crampas nimmt», hörte sie die Stimme ihrer Mutter. Acht Frauen saßen auf dem Sessel und auf den beiden Sofas um den niedrigen Couchtisch herum, Frauen unterschiedlichen Alters, die allesamt eine Fischer-Klassik-Ausgabe von Effi Briest in den Händen hielten und aufgeregt darin blätterten, während Amelies Mutter ihnen erklärte, wie unverschämt sie es von den Männern fand, wenn diese sich ihrer Verantwortung entzogen.
    Amelie verbiss sich einen Kommentar. Sie lehnte in der Tür und wartete, bis ihre Mutter fertig war.
    «Und darum ist der wahre Bösewicht für mich der Major!», schloss sie und blickte endlich auf. Ihr Gesicht war von der hitzigen Diskussion gerötet. «Liebes!», rief sie, sprang auf und eilte auf Amelie zu. Sie schloss ihre Tochter in die Arme, drückte sie

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