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Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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Aber dann legte er sie einfach nur auf ihren Unterarm. Mehr nicht. Eine Sekunde, dann schob er sich an ihr vorbei und ging.
    Sie stand allein in der Küche. Spürte seine Berührung, die sich kribbelnd in ihre Haut brannte. Nahm seinen Duft wahr, den sie so schwer definieren konnte. Von dem sie nur wusste, dass sie ihn mochte.
    Sehr sogar.
    Amelie setzte sich aufs Sofa. So hockte sie im Dunkeln, zog irgendwann die Decke zu sich herüber und hüllte sich darin ein. Sie schloss die Augen, und dann schlief sie ein, den Kopf auf der Lehne.
    Im Traum sah sie immer wieder Dan.
    Im Traum war alles ganz leicht, und Dan war ihr näher, als Michael es je gewesen war.
    Alles nur ein Traum, dachte sie.
    Sie wachte auf.
     
    «Ich verstehe immer noch nicht, warum du auf dem Küchensofa gepennt hast.» Michael war verstimmt. Er hatte sie am frühen Morgen dort gefunden und wieder zu sich ins Bett geholt. Er wollte sich mit ein bisschen Sex mit ihr versöhnen, aber sie hatte keine Lust und sagte ihm das auch.
    Die Stimmung war unterkühlt, als sie aufstanden und nacheinander im Bad verschwanden. Danach bestand Michael darauf, im Café gegenüber frühstücken zu gehen, obwohl Dan bereits in der Küche stand und Spiegeleier mit Speck briet.
    «Du hättest Dan nicht so vor den Kopf stoßen müssen, weißt du?», zischte Amelie. Sie saßen in der Fensternische. Als die Bedienung ihnen das Frühstück hinstellte, verstummten sie. Nur, um sofort danach wieder flüsternd zu streiten.
    «Ich finde es unmöglich, dass du Kaffee trinkst. Das ist unverantwortlich in deinem Zustand», schimpfte er.
    Sie warf ihm einen finsteren Blick zu.
    «Damit kennst du dich ja jetzt aus. Deine Mätresse ist ja vor mir trächtig gewesen.»
    Sie wusste, dass das gemein war. Aber im Moment wusste sie sich nicht anders zu wehren. Wenn sie nicht gemein sein durfte, heulte sie womöglich los, und das war so ziemlich das Letzte, was sie wollte.
    «Sie ist nicht … es ist längst vorbei.»
    «Darum ist sie ja auch bei dir eingezogen», höhnte sie.
    «Ich geb’s auf.» Michael warf die Serviette auf seinen Teller. «Mit dir kann man einfach nicht vernünftig reden. Ich bin hergekommen, weil ich uns noch eine Chance geben wollte, und dann finde ich dich bei diesem … diesem …»
    Er sprach nicht weiter. Amelie starrte wortlos in ihre Kaffeetasse. Ohne dass sie irgendwas dagegen tun konnte, rannen jetzt doch Tränen über ihre Wangen.
    «Herrje, Am. Das habe ich doch nicht so gemeint.»
    Sofort legte er seine Hand auf ihre und versuchte, sie zu trösten. Doch Amelie schlug seine Hand beiseite. Oh, sie war es so leid, wegen dieser blöden Affäre mit ihm zu streiten! Aber wenn er ihr jetzt auch noch unterstellte, dass sie mit Dan …
    Seine Hand auf ihrem Unterarm. Nur eine Sekunde lang. Wäre er länger so bei ihr geblieben, sie hätte sich an ihn gelehnt. Hätte sich ihm zugewandt. Vielleicht hätte er sich ihr auch zugewandt, und dann hätte sie ihn angesehen und …
    Ja, was?
    Wollte sie Rache nehmen? War es das? Fühlte sie sich deshalb so zu Dan hingezogen? Und selbst jetzt, am nächsten Morgen, überlegte sie, was sie in der Nacht in der Küche hätte tun können, damit er sie küsste. Hätte sie den ersten Schritt tun sollen?
    Hatte Dans Gegenwart deshalb seit gestern Abend ihre Selbstverständlichkeit verloren? Weil sie ihn küssen wollte? Weil sie ihn neben Michael sah, quasi im direkten Vergleich, und nichts, aber wirklich gar nichts, sie zu Michael hinzog, während Dan eine Sogwirkung auf sie ausübte, der sie sich kaum entziehen konnte?
    Tränen schossen ihr in die Augen.
    «Bitte, hör auf zu weinen. Wir können doch über alles reden, oder?»
    Sie nickte unter Tränen. Er drückte ihr eine Packung Taschentücher in die Hand, und sie schnäuzte sich geräuschvoll. Dann trocknete sie mit einem zweiten Taschentuch die Tränen.
    «Sabina hat das auch oft.»
    Peng.
    Mit nur einem Satz schaffte er es, ihr wieder den Boden unter den Füßen wegzureißen.
    «Es interessiert mich nicht, was sie alles hat oder nicht hat», fauchte Amelie.
    Michael hob die Hände. «Entschuldige, das war unpassend.»
    «Allerdings.»
    Sie grollte ihm immer noch, als sie eine halbe Stunde später zurück in die Wohnung gingen. Dan war unten in der Apotheke. Sie packten ihre Sachen zusammen. Michael hatte entschieden, dass sie heute abreisten. Also reisten sie heute ab.
    Sie freute sich nicht auf zu Hause. Sie hatte keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen sollte. Michael

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