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Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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nahm alles in die Hand. Er holte sie heim, er versprach ihr, immer für sie zu sorgen.
    Alles war gut.
    Aber war es das? Da war dieses nagende Gefühl, hier in Pembroke noch nicht fertig zu sein.
    «Ich hab noch was zu erledigen», sagte sie unvermittelt. «Danach können wir fahren.»
    Nur ein letzter Versuch, dann würde sie Jon Bowden und ihre Vergangenheit in Ruhe lassen.
    Eine Vergangenheit, von der sie bis vor ein paar Tagen nicht gewusst hatte, dass es sie gab.
    Das Haus wirkte so verschlossen und finster wie bei ihrem ersten Besuch, aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein, weil sie wusste, dass sein einziger Bewohner ebenso verschlossen und finster war. Die Tür aber war leuchtend blau wie eh und je, und als sie entschlossen anklopfte, glaubte sie kurz, sich an früher zu erinnern. Ein Déjà-vu, ein Gefühl, als habe sie schon einmal so hier gestanden.
    Vielleicht aber spielte ihr Verstand ihr nur einen Streich.
    «Mr. Bowden? Hallo!» Erneut klopfte sie. «Ich bin’s. Amelie.»
    Und weil sich immer noch nichts im Haus regte, fügte sie hinzu: «Ich bin’s. Deine Enkelin Amy.»
    «Am? Komm jetzt, wir wollen heim.» Michael hatte an der Straße neben ihrem Auto gewartet. Er setzte die Sonnenbrille auf, obwohl es noch bewölkt war. «Ich fahre nicht so gern im Dunkeln.»
    Amelie legte die Stirn gegen das blaue Holz. Ihre Knöchel klopften einen leisen, langsamen Rhythmus auf die Tür. «Bitte», flüsterte sie. «Ich bin’s. Amy.»
    Amy. Das klang so seltsam vertraut.
    Als sich die Tür öffnete, verlor sie fast das Gleichgewicht. Mit Mühe fing sie sich und klammerte sich mit einer Hand an den Türrahmen.
    Er stand vor ihr und sah sie schweigend an.
    «Hallo.» Amelie räusperte sich. Streckte ihm die Hand entgegen. «Ich bin Amy.»
    «Ich weiß, wer du bist.» Es klang nicht direkt feindselig, aber freundlich war es auch nicht. Seine stechenden, grauen Augen musterten sie prüfend unter buschigen Brauen. «Ich will dich nicht sehen.»
    «Aber jetzt hast du schon die Tür aufgemacht», sagte sie leise. Sie straffte die Schultern. «Du könntest mich jetzt auf einen Kaffee hereinbitten. Ich habe viele Fragen.»
    Er starrte sie unverwandt an. Dann glitt sein Blick an ihr vorbei zu Michael, der immer noch neben dem Wagen wartete. «Allein? Oder mit dem Schnösel?»
    Da wusste sie, dass sie gewonnen hatte. «Allein», versprach sie.
    «Ich habe nicht viel Zeit», behauptete Jon, aber sie vermutete, dass das nur eine Schutzbehauptung war.
    «Wir werden nicht lange brauchen.»
     
    Michael war absolut nicht damit einverstanden. «Wir wollten doch nach Hause», drängte er.
    «Ja», sagte Amelie. «Wir fahren auch nach Hause. Sobald ich mit ihm gesprochen habe.» Sie war nur kurz zum Auto zurückgegangen, um ihre Tasche zu holen. Darin lagen die Kopien aus dem Buch.
    Michael zog sie an sich. «Lass mich nicht zu lange warten.» Er küsste sie auf den Mund, und sie entzog sich ihm, als habe sie sich an ihm verbrannt.
    Jonathan Bowden hatte die Haustür offen gelassen, und sie schlüpfte hinein. Links lag die Küche, in der er sich am Herd zu schaffen machte. Sie schob die Haustür zu und folgte ihm.
    Ein Küchentisch, zwei Stühle, eine Eckbank. Eine Küchenzeile, alles schon älter. Und seltsam vertraut. Amelie schob einen Stapel Zeitungen beiseite und setzte sich auf die Bank.
    Ohne sich umzudrehen, sagte Jonathan: «Früher hast du auch immer dort gesessen.»
    Sie atmete tief durch. Wie eiskalt und klamm ihre Hände waren, merkte sie erst, als er ihr einen Becher hinschob und sie die Finger darum schloss.
    «Hast du lange nach mir gesucht?» Er setzte sich zu ihr, und seine Finger spielten mit dem Kaffeelöffel. Amelie lächelte. Das machte sie auch immer, sobald sie nervös war.
    «Gar nicht.»
    Er musterte sie erstaunt.
    «Es war Zufall. Ich arbeite an einem Sachbuch, einer Biographie, also … ich bin Historikerin, und mein Thema …» Sie verstummte. Das interessierte ihn bestimmt nicht. «Ich arbeite an einem Buch», sagte sie lahm. «Und bei meiner Arbeit hier in Pembroke bin ich Ruthie Fenwick begegnet.»
    «Hm», brummelte er. «Das alte Klatschweib.»
    «Sie sagte, ich hätte früher hier gelebt. Ich sei deine Enkelin, hat sie gesagt.»
    Er lehnte sich zurück. «Dann hat sie dir gar nichts erzählt. Ich dachte …»
    «Meine Mutter, meinst du?»
    Jon nickte.
    «Als ich fünfzehn oder sechzehn war, machten wir eine schwierige Zeit durch. Das Übliche. Damals habe ich alles versucht, um ihr

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