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Der vergessene Strand

Der vergessene Strand

Titel: Der vergessene Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Peters
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wäre.
    Aber nur fast.
    Und das, fand sie, sagte ihr auch etwas. Dass sie nämlich mit dem Herzen immer noch bei Michael war.
    Sie ging mit dem beruhigenden Gefühl ins Bett, heute eine Menge über sich gelernt zu haben. Und ehe sie einschlief, tippte sie zwei Textnachrichten. Die erste ging an Diana.
    Ich versteh jetzt, warum du dich so leicht hingibst.
    Sie stellte sich vor, wie Diana die Nachricht las, an ihrem Ende der Welt, wo jetzt schon der nächste Morgen war.
    Die zweite Nachricht ging an Michael.
    Ich musste gerade an dich denken. Bist du gut heimgekommen? XXX , Am
    Er antwortete sofort.
    Ich vermisse dich. Berlin wartet auf deine Rückkehr. M.
    Er fragte nicht,
wann
sie zurückkam. Er vertraute einfach darauf, dass es nicht mehr zu lange dauerte.
    Liebste Bumble,
    ich hoffe, du bist gut nach P- gelangt. Mutter hat sich diesbezüglich nichts entlocken lassen. Fast scheint es, als seist du nach deinem tiefen Fall für sie tatsächlich gestorben. Spricht man sie auf dich an, wird sie steif und blass und verstummt. Kannst du dir das vorstellen – unsere Mutter, verstummt?
    Aus B- haben wir noch keine Nachricht, doch ich werde nicht nachlassen, dort in deinem Sinne alles zu richten.
    Liebste Grüße
    Deine Bee
     
    Liebste Bee,
    ich bin so wütend, dass mir die Hände zittern. Fast kann ich den Füllfederhalter nicht umfassen, den er mir geschickt hat. Ja, natürlich schickt er mir Briefe und Geschenke; er ist sehr rührig und lässt sich davon auch durch mein Schweigen nicht abhalten.
    Solltest du der Duchess begegnen, kratze ihr doch bitte in meinem Namen die Augen aus, ja? Sie verstehe ich noch am ehesten. Sie wollte mich aus der Welt schaffen, und das kleine «Problem» unter meinem Herzen gleich dazu. Deshalb darf ich nicht auf seine Briefe antworten. Ich verstehe, wieso sie mich von ihm fernhält. Aber vielleicht kannst du es mir erklären als Gattin, die Ähnliches oft genug erlebt: Wieso straft sie mich und nicht ihn?
    Ihn verstehe ich gar nicht – wie hat er das alles nur zulassen können? Und auch auf dich hege ich eine gesunde Wut, geliebte Schwester. Ich laufe gegen diese Wut an; lange Spaziergänge an der Küste, während der Wind an mir zerrt. Bald kommen die Herbststürme, sagen die Einheimischen. Mich kümmert’s nicht. Soll es doch stürmen. Der Sturm in mir ist größer. Gewaltiger. Feindseliger als alles, was diese Fischer je erlebt haben.
    Ich möchte ihm wehtun, ihn schlagen, ihm all meine Wut ins Gesicht schreien.
    Wärst du nicht die Einzige, mit der ich noch reden kann – wirklich offen reden, wie Schwestern es tun sollten –, würde ich auch der Wut auf dich Platz machen. Aber vielleicht magst du mir dein Handeln erklären.
    Es fällt mir schwer, so viel allein zu sein. Im Dorf hab ich ein Mädchen gefunden. Ein einfältiges Ding, aber sie taugt für die harte Arbeit besser als das Mädchen, das die Duchess mir mitgegeben hat, damit es mich ausspioniert. Ich bezahle es von den monatlichen Zuwendungen, die bisher regelmäßig eintrafen. Hoffen wir, dass es so bleibt. Wenngleich ich kaum Gelegenheit habe, in diesem verschlafenen Kaff mein Geld loszuwerden.
    Deine Schwester Bumble
     
    Bumble, Bumble!
    Bitte glaub nicht, dass es mir leichtgefallen ist, dich fortzuschicken. Ich vermisse dich (sehr!), der Herbst in London ist nicht so wie früher ohne dich. Mir fehlen deine bissigen Kommentare, während die Damen und Herren im Salon einfach nur müde einander nachplappern, was sie schon letzten Winter verkündet haben.
    Lade nur all deine Wut bei mir ab – ich werde es schon verdient haben. Und natürlich kann ich die Duchess verstehen, bin ich doch auch schon häufiger als einmal in einer ähnlichen Situation gewesen wie sie.
    Nun aber genug davon! Ich freue mich, wenn du dich dort in P- einrichten kannst, wie es dir gefällt. Und solltest du etwas auf dem Herzen haben, das dich allzu sehr quält – Dinge, die nicht ungesagt bleiben dürfen –, so schicke es mir in einem versiegelten Umschlag. Ich werde schon irgendwie einen Weg finden, diese Briefe weiterzuleiten.
    Die Deine!
    Bee

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    Kapitel 13
    M it dem ersten Donnerschlag war sie hellwach und saß kerzengerade im Bett. Blitze erhellten das Zimmer gespenstisch blau, und sofort krachte der nächste Donner.
    Amelie hatte panische Angst vor Gewittern.
    Sie hatte keine Ahnung, woher diese Angst kam, aber sie war da, seit sie denken konnte. Und nichts hatte bisher dagegen geholfen. Auch jetzt wusste sie

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