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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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vollbracht.
    Margathankhim wirkten auf den oberflächlichen Betrachter wie Gebilde aus Glas: Farbig waren sie, so sagten einige, farblos , erinnerten sich andere, durchsichtig , schworen jene, trübe , bezeugten diese. Alles dies stimmte und stimmte doch nicht.
    Zweierlei aber war gewiss: Die Margathankhim konnten aus sich heraus leuchten, und sie vermochten, die Absichten ihres Trägers zu unterstützen. Die Dwarge benutzten sie als Werkzeuge, als Verlängerung ihres Willens, mit deren Hilfe sie tonnenschweres Gestein bewegen oder es kunstvoller bearbeiten konnten, als es der beste Steinmetz je vollbracht hätte. Woher das Wissen um die Fertigung der Margathankhim stammte, ist ungewiss; bei den Dwargen stand es jedenfalls in höchster Blüte, gleichwohl es geheimes Wissen war   – nur die genannten Schmiede vermochten, diese Dinge herzustellen, und das Geheimnis wurde wohl behütet. Alle Margathankhim wirkten nicht nur wie aus Glas erschaffen   – sie waren im wahrsten Wortsinn auch hart wie Glas: sogar um vieles härter, weit härter noch als Adamant, aber bedeutend schwerer; sie waren zudem unzerstörbar für Hämmer oder Sägen jeder Art, und weder Feuer noch Kälte konnten ihnen Schaden tun. Acht fertigten sie an, und alle acht waren unterschiedlich gebunden: Jedes dieser Dinge diente einem einzigen Zweck, die es durch die sogenannte Hinwendung erhielt. Erst durch die Hinwendung kann eine Gilwe ihrem Träger dienlich werden.
    So lag denn auch die wahre Kunst der Margathankhimschmiede im Beifügen eben dieser Hinwendung, ohne die es lediglich Kugeln aus Kristall geblieben wären: schön, aber unnütz.
    Lukather indessen beobachtete das Treiben der Dwarge und entdeckte deren Umgang mit den leuchtenden Werkzeugen. Er frohlockte   – oder tat zumindest das, was im Rahmen seiner dunklen Wesensart diesem Gefühlsausbruch am nächsten kam.
    Er erkannte den wahren Wert der Margathankhim und sah seine Aussichten steigen, Ilámen Grendu den Féar ganz und gar zu vergällen und sie dort bis auf den Vorletzten auszurotten   – vorausgesetzt, er konnte sich ein Margathankhum beschaffen, dessen Hinwendung seine Absichten unterstützte.
    Und so ging er eines Tages zu einemm Khuradum der Dwarge   – so nennen sie ihren König, denn das bedeutet Herr der Grube. Der hieß Fárin, und war zugleich der berühmteste Margathankhimschmied von allen und der letzte, der diese Kunst beherrschte. Zunächst fand Lukather schmeichelhafte Worte, mit denen er die Arbeit der Dwarge lobte und sie zu ihren Fortschritten beglückwünschte, und es war nicht einmal Lüge, was er sagte, obschon er es anders meinte.
    Aber schon bald bedrängte er Fárin, ihn in die Kunst des Margathankhimschmiedens einzuweihen, denn er, der selbst Meister vieler dunkler Künste war, kannte und verstand nicht, zu seinemeigenen, bleibenden Erstaunen, was die Dwarge zu solcherlei Dingen befähigte.
    Und er bot ihnen an, sie im Gegenzug seiner eigenen Künste teilhaftig werden zu lassen, die er in den schönsten Worten schilderte, ohne dabei mehr zu sagen als lediglich, dass er über eigene Künste verfüge. Dass die in Wahrheit dunkel waren und Unheil nach sich zogen, verschwieg er tunlichst.
    Doch Fárin misstraute Lukather und verwehrte ihm den Zugang zum geheimen Wissen der Schmiede.
    Da fuhr Lukather herum, warf seinen Mantel ab und enthüllte sein wahres Gesicht. › Wer seid ihr, Maden der Berge, die ihr es wagt, so mit mir zu reden?‹ zischte er.
    Und er hob eine Hand, darinnen er eine Muschel hielt: Groß war sie, seltsam verdreht, und aus rotem Kalk bestehend. Und er hob sie an die Lippen und blies hinein, worauf ein gewaltiger, hässlicher Ton die Muschel verließ, der überaus schmerzhaft war in den Ohren der Dwarge, und der die Umstehenden stöhnend auf die Knie zwang, als sie ihn hörten. Vergeblich versuchten sie, ihre Ohren mit den Händen zu schützen. Und Lukather, der dies sah, lachte dröhnend, denn er wusste, es war unmöglich, dem Laut der sírin zu entgehen. In seiner unbändigen Wut schwor Lukather fortan auch den Dwargen bittere Rache, und er arbeitete an einem noch finstereren Plan, wie er die Macht über Féar und Dwarge gleichermaßen erringen konnte.
    Er ging, wütend, aber kalten Blutes   – und er kehrte wieder. Mit großer Macht überfiel er Nórinia, jene Grube, in der Fárin damals lebte, und er entführte ihn mitten aus dem Kreis der Dwarge, die ihn mit ihren Äxten zu schützen suchten, doch all ihr Mut war letztlich

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