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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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er für sein Werk benötigte. Und auch wenn es unmöglich war, dem Druck des Herrschers von Ulúrlim standzuhalten, so gelang es Fárin doch, insgeheim eine zweite Gilwe zu erschaffen. Begierig war Lukather, sich die Fertigkeit des Marghathankhumschmiedens anzueignen, doch wenig Geduld hatte er für all die langwierigen Feinheiten der Herstellung selbst. Er überließ Fárin oft genug allein seiner Arbeit, wann immer er verstanden hatte, worum es in einem der vielen Arbeitsschritte ging. Da sonst niemand auch nur annähernd begriff, was der Dwargenschmied tat, gelang es Fárin, seine Arbeit doppelt durchzuführen.
    Und so schuf Fárin nicht nur einen, sondern zwei Kristalle, einen offensichtlich und einen unter der Hand.« Mit seinem zweiten Werk gedachte er, sich aus Lukathers Gefangenschaft zu befreien. So war die Art der Hinwendung eine ganz und gar bedeutsame, überlebenswichtige Frage, und Fárin dachte wohl lange darüber nach, welche Form er ihr geben sollte.
    Und das war sein größter Fehler   – zu lange dachte er nach, zu gründlich und vor allem zu langsam für Lukathers Eifer und Niedertracht. Im Glauben, noch weitere Margathankhim fertigen zu müssen, ließ Fárin sich Zeit: mehr, als er besaß. So lag sein heimlich geschmiedetes Margathankhum bereit. Nur noch die Hinwendung fehlte, als er von Lukathers Knechten für immer von seinen Blasebälgen fort- und von wilden Bestien entzweigerissen wurde. Der Khuradum starb qualvoll.
    Mit einer List gelangte Nórins achtköpfige Dwargenschar hineinnach Ulúrlim, und niemals wieder ist eine Fahrt unternommen worden, die an Entbehrung, Mut und Entschlossenheit der ihrigen vergleichbar wäre. Sie schlichen sich hinab bis in die Düsternis von Lukathers Verliesen und erreichten unbemerkt Fárins verlassene Schmiede. Doch alles, was Nórin dort fand, war das heimlich geschmiedete Margathankhum, und auch das nur durch Zufall, weil er gegen ein Rohr stieß, aus dem heraus die gläserne Kugel rollte   – und ihnen so buchstäblich in die Hände fiel. Sie hatten unsagbares Glück, ernteten aber Unglück zugleich! Denn durch den hallenden Laut wurden die Wächter aufmerksam. Auch andere Dinge kamen ins Rollen. Ganze Horden von Nodirin und Ledirin warfen sich auf die Dwarge. Verletzt und mit letzter Kraft flohen sie aus Ulúrlim. Fárins Erbe aber trugen sie bei sich, und es wurde Ferivóin übergeben, seinem Sohn.«
    Nach einer Atempause sagte der Davenamönch düster: »Von hier an wird die Geschichte bitter, denn Fehler über Fehler wurden gemacht, und niemand mit genügend Mut oder mit ausreichend Verstand schritt ein. Lasst mich euch diese Stelle ausnahmsweise vorlesen. Damit will ich sagen, ich werde sie lesen und dabei den Wortlaut in die uns heute geläufige Sprache übersetzen. So höret selbst:
    Wieder trat der Rat der Verbündeten Völker zusammen. Nórin berichtete. Und alle hörten entsetzt von Fárins Folter und seinem Tod und dem, was er heimlich hinter Lukathers Rücken gefertigt hatte. Als Nórin endete, enthüllte Téorlin, der Khuradum von Vazarenia, einen Gegenstand, der bisher unter einem Tuch verborgen lag.
    ›Seht selbst ‹, sagte er und zog das Tuch fort. ›Fárins Erbe. ‹
    ›Noch eine Gilwe! ‹ , rief Thengilvor, Narandiels Sohn. Chairconnor stand bei ihm und etliche andere aus dem Hause Cerenvor. Ihnen gegenüber standen die Gidwargim, die mit Nórin gekommen waren: Rumóin, Ferivóin, sein Sohn Farogáin, Kúin, Irváin und Nemgláin, der Vertraute Téorlins, des Khuradums von Vazarenia, der mit Meróin gekommen war.
    ›Eine Gluda ‹, sprach Nórin. ›Die Gluda . Die Reine, die keinerlei Hinwendung bekam.‹
    ›Also eine Gilwe ohne jegliche Macht?‹, fragte Iril, eine Frau aus Thengilvors Gefolge.
    ›Eine Gilwe, der wir Macht geben können‹, erklärte Nórin. ›Hierin könnte unser aller Heil liegen. Wir können eine Hinwendung wählen, die uns unterstützt beim Kampf gegen Lukather. Wir können eine Waffe erschaffen. Etwas, das seine Kräfte fesselt, etwas, das seine Macht unterhöhlt, etwas, das vielleicht die Nodirin zähmt. Dieses oder anderes können wir tun. Das Schicksal hat uns in der bittersten Stunde wahrlich seine Gunst bezeugt. Oder zumindest die letzte Möglichkeit geschenkt, aus der Gluda eine Waffe gegen ihn zu formen. Denn Fárin ist nicht mehr. Und weitere Gilwen wird es nicht mehr geben, denn alle Margathankhimschmiede sind mit seinem Tod dahingegangen, und nur noch Meróin kann ihm die Hinwendung

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