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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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erfuhren die Féar erst, als sich seltsame Gebilde am Himmel vor Anglinême zeigten.
    In ihrer Selbstgenügsamkeit und Schöngeistigkeit war den Féar entgangen, was Lukather staunend herausfand und was ihn lange Zeit verwirrte. Denn vor den Menschen hatte es auf Kringerde noch eine ältere Rasse gegeben, die lange vor ihnen erwachte und immer noch da war, gleichwohl ihr Zenit längst überschritten war: die Dwarge!
    Sie waren von gänzlich anderer Art: gedrungener als Menschen in ihrem Körperbau, aber breiter, robuster, kräftiger. Sie waren haarig, knurrig, trugen oft finstere Mienen, und eine eisenharte Dickschädeligkeit bestimmte ihr Denken. Während die Menschen noch halbnackt durch die Wälder streiften, kannte dieses Volk nicht nur das Feuer, sondern beherrschte es in mannigfaltiger Form; und nicht allein das.
    Sie schmolzen Eisen, das sie tief aus der Erde holten, und sie schmiedeten es bis in wahrer Meisterschaft. Wieso Lukather sie erst so spät bemerkte, ist ihrer Vorliebe für den Stein und den Höhlen zuzuschreiben, die sie aufsuchten und erweiterten. Sie lebtenin tiefen Hallen, die sie bescheiden Gruben nannten, und ihre Meisterschaft beschränkte sich nicht nur auf das Schmieden von Eisen. Längst waren sie ein altes Volk, das für sich lebte und nach immer größerer Meisterschaft strebte in uns zumeist unbekannten Gebieten. So kannten sie den Beruf des Windschmiedes und bauten Schiffe, die anstelle des Wassers die Luft durchfahren konnten und es ihnen erlaubten, Gruben in weit entfernten Ländern Kringerdes zu unterhalten. Auch mieden die Dwarge die Menschen, die in ihren Augen zwar größer an Gestalt, aber viel zu klein im Geiste waren, halbe Tiere, ihrer nicht würdig. So hatte Lukather auch von seinen Unterworfenen nichts über das alte Geschlecht erfahren können. Und die Dwarge wussten zwar um die Ankunft der Féar, doch deren Gegenwart kümmerte sie gleichfalls nicht, denn in Anglinême gab es keine Gruben oder Erz, und so zeigten sie sich den Féar nicht.
    Hier, meine Freunde«, unterbrach sich Circendil und befeuchtete seine Lippen, »an dieser Stelle macht die lorc’hennië cromairénaë einen Einschnitt und berichtet, was den Dwargen durch Lukather widerfuhr. Ihre Geschichte erzählten sie später einer Féar namens Areldién, die sie niederschrieb. Vielleicht kennt ihr sie aus einem eurer Märchen und unter einem anderen Namen, denn die Féar selber sagt, sie sei später den Menschen Kolryns als Falavién bekannt gewesen. Die Geschichte der Dwarge ist eine lange innerhalb der Geschichte der Féar, und ich will sie so kurz fassen, wie es nur irgend möglich ist. Es ist überdies eine traurige Geschichte, wie alle wahren und guten Geschichten.
    Um also einen langen Faden kurz zu halten: Lukather begann, die Dwarge zu beobachten und sie in seine Rachepläne mit einzubeziehen. Er erkannte, dass es unter ihnen einige wenige besondere Schmiede gab, Meister unter den Wahren Meistern, denn sie allein verstanden es, Margathankhim zu schmieden.«
    Den erstaunten Blicken der anwesenden Vahits begegnete der Mönch mit einem traurigen Lächeln und fuhr fort. »Was sind Margathankhim?, fragt ihr euch. Kugelförmige Körper aus Kristallwaren es und sind es noch, denn sie vergehen nicht. Und sie sind das größte der Wunder, das die Dwargenhandwerker zu schaffen vermochten.
    Um nur ein einziges Margathankhum zu schmieden, bedurfte es langer Geduld und großen Reichtums. Es kostete ein Vermögen an reinstem Gold, sie anzufertigen. Ein dutzend Schätze , pflegte man in Merunia, der größten Grube unterhalb des Berges Meru, zu sagen. Für ein einziges Margathankhum benötigte ein Schmied mehrere bis zur Decke gefüllte Hallen allerfeinsten Goldes, so viel, wie auch tausend Wagen nicht fortzubewegen im Stande wären. Tausend Wagen? Und Hallen voller Gold? Eine Dwargenübertreibung, vermutlich, was die Menge betrifft. Aber der Preis eines solchen Dings war zweifellos hoch, ohne Frage; und, vom Golde abgesehen, zu hoch, wie sich zeigen sollte. Wie dem auch sei, all dieses Gold löste sich im Laufe der Schmiedearbeiten buchstäblich in nichts auf. Am Ende passte ein Margathankhum gerade in eine Dwargenhand, und zu sagen, sie seien kostbare Dinge, war ein derber Dwargenscherz; denn ihr Wert ließ sich nicht und lässt sich auch heute nicht einmal annähernd bemessen.
    Margathankhimkunde jedenfalls war ein Lehrfach, wie es nur die Dwarge kannten; kein anderes Volk hatte jemals dergleichen erdacht und

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