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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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vergeblich.
    Die Dwarge selbst mussten flüchten, die lichterloh brennende Grube wurde aufgegeben, zu groß war Lukathers gewaltige Übermacht. Und sie flohen, weit über das Meer, und erreichten Anglinêmes Gestade, und unter ihnen waren viele Verwundete, und nicht wenige rangen mit dem Tode.
    Narandiel, Areldiéns Mutter, nahm die Flüchtlinge auf in der Fernenstadt Gerianiéth, und beide Völker erkannten, dass sie einen Feind gemeinsam hatten. Und die Féar lernten die Margathankhim kennen.
    Fárin aber wurde in Ketten geschlagen in jener Nacht und fortgebracht. Wohin, erfuhr er nicht, denn Bel’Arzâbeb, Lukathers rechte Hand, verhüllte ihm das Haupt.
    Erst Tage später riss man ihm die Binde von den Augen, und er sah, dass er vor Lukather stand, der ihn spöttisch willkommen hieß in Ulúrlim.
    ›Ich freue mich‹, lachte Lukather, ›zu hören, du seist nun doch gekommen. Weil es dich, so sagte man mir, deiner vorschnellen Worte reue, was für dich spricht. Und dein schlechtes Gewissen quäle dich, mich nun doch an jener Kunst teilhaftig werden zu lassen, die meiner Vervollkommnung bisher fehlte.‹
    ›Werde teilhaftig, woran du willst‹, entgegnete Fárin. ›Es ist mir gleich. Aber ich will dir gern davon künden, woran es dir vor allem fehlt.‹
    ›Hohle Worte, die weder mutig sind noch weise‹, gab Lukather zurück. ›Besonders von einem, der dürstet und hungrig ist, wie ich sehe. Aber ich bin nicht hier, um dich Klugheit zu lehren, bis auf dies: Je zuvorkommender ein Gast ist in Ulúrlims Gelassen, desto zuvorkommender ist die Behandlung, die ihm zuteilwird. Darum sei mein Gast, und lasse dich behandeln nach deinem ureigenen Gutdünken. Es steht dir frei. Sollte es dir irgendwann an Bequemlichkeit mangeln, so rufe nach mir. Ich bin nicht kleinlich: Du darfst auch schreien, wenn du willst.‹ Und auf einen Wink hin erschienen Knechte und zerrten den Dwarg hinfort.
    So wurde Fárin in Ulúrlim eingekerkert und gefoltert. Ihm sollte das Geheimnis des Schmiedens der Margathankhim gewaltsam abgepresst werden, und am Ende wurde auch er schwach.
    Alles dies erfuhren die Dwarge durch das Margathankhum des Hören und Sehens; es war jenes, das Merivóin und Fárin zusammen fertigten, und das es ihnen später auf der Fahrt der Acht überhaupt erst ermöglichte, den Weg nach Ulúrlim hinein zu finden. Doch ich greife vor, davon soll später die Rede sein.
    Als Lukather alles erfahren hatte, was es über die Margathankhim zu lernen gab, tötete er Fárin. Fortan aber fertigte er selber welche, elf an der Zahl, und ihre Hinwendungen waren von übelster Art.
    Er gab sie weiter, an auserwählte Diener, die selbst Könige waren in fernen Ländern, und nannte die Träger höhnisch Dunblúodur, die auf zweierlei Art Verlockten, und ihr Schicksal wurde seinem Beinamen, der Grausame, in vielerlei Hinsicht gerecht. Fortan waren sie ihm ausgeliefert, seinem Willen untertan und unfähig, ihr Joch zeitlebens abzustreifen. Denn das war die schrecklichste Seite der Dunblúod: Sie banden ihre Träger auf ewig an ihren Herrn, eine unvorstellbare, endlose Qual.
    Die Féar begannen die Elf, die Lukather selbst verfertigt hatte, Dáiran zu nennen, das bedeutet Tränen in unserer Sprache. Denn schwarzen Tränen glichen sie, und Trauer folgte ihnen nach. Jeden seiner Diener aber nannten sie Dáirbáirithir, das ist Träger der Tränen, und sie sind fürchterlicher als der Tod.«
    Circendil hielt inne und fuhr sich über das Gesicht, als wolle er etwas fortwischen, das ihn besudelt hatte. Dann sagte er eindringlich: »Und noch immer leben sie, gekettet an einen schwarzen Stein, verdammt zu ewiger Pein. Aber es ist kein Leben mehr, wie wir es kennen, denn der Tod zieht mit einem sich jeden Tag vergrößernden, entsetzlichen Gewicht an ihnen und fordert sein ihm vorenthaltenes Recht. Er dehnt und dünnt sie aus, spannt sie bis zum Zerreißen, zerrt an ihnen und bekommt sie doch nicht. Sie leiden, sagt man, und nur im Zufügen von Leid finden sie Linderung, wenn überhaupt. Und sie können der Treue zu Lukather nicht aus freien Stücken entsagen, denn unbedingter Gehorsam ist ein Teil der Hinwendung, die er den Tränen gab.
    Als die Féar erfuhren, was geschehen war, ersannen sie einen weitgesponnenen Plan. Auch wenn sie in den Dwargen Verbündete besaßen, so war andererseits Lukathers Macht durch die Dáiraninzwischen so sehr angewachsen, dass sie ein Gegengewicht setzen mussten. Gemeinsam mit den Dwargen kamen sie daher nach

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