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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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auf dass er darinnen den Hinweis auf den Verbleib des Dinges finden möge, welches er als Gluda und Gilwe bezeichnet hat. Dies bestimme ich als Vahogathmáhir, befugt und erwählt vom Volk der Vahits, kraft des mir auferlegten Amtes, nach bestem Wissen und Gewissen. Verkündet zu Mechellinde vor anwesenden Zeugen!«
    Circendil stand auf und verbeugte sich.
    »Nehmt für das Erste meinen Dank.« Seine große Erleichterung war ihm anzumerken. »Gewährt mir bei dieser Gelegenheit gleich eine geringe weitere Bitte. Wenn es Euch nichts ausmacht, so stellt mir bis auf weiteres Finn Fokklin und die drei Rohrsangbrüder zur Seite. Entbindet die vier von allen ihren sonstigen Pflichten. Ich werde hilfreiche Augen benötigen, und sei es nur, weil mir die meinen vor Erschöpfung zufallen.«
    Der Vahogathmáhir war nicht begeistert. Er wiegte unentschlossen den Kopf und hob abwehrend die Hände. »Wenn es mir nichts ausmacht, sagt Ihr? Verzeiht! Aber es macht mir etwas aus, Herr Circendil. Sehr viel sogar! Mit den Genannten nähmet Ihr mir ausgerechnet jene, auf deren Hilfe ich nach Euch am dringendsten hoffte! Ausgerechnet die vier wehrhaftesten Vahits des gesamten Hüggellandes verlangt Ihr? Ich brauche sie, einen jeden einzelnen von ihnen, wie Ihr Euch denken könnt. Und ich brauche sie dringend. Ich will sie statt Eurer selbst zu Anführern der Bogenschützen ernennen. Wir haben niemanden sonst, der den Feind so kennt wie sie. Auf einen könnte ich verzichten, mit Unbehagen auf zwei. Auf keinen Fall auf alle vier.«
    »Wenn der Rat des Witamáhirs in dieser Sache etwas gilt, Wredian«, sagte Ludowig und zwinkerte ihnen zu, »so gib Finn und Mellow an Circendils Seite. Dort sind sie unter Aufsicht und können keinen Schaden anrichten. Dafür lässt er uns die beiden Älteren und Verständigeren.« Seine Bemerkung war doppeldeutig, und er wusste es.
    Circendil signalisierte nickend sein Einverständnis und legte Kampo und Sahaso die Arme um die Schultern. »Was meint ihr? Wären eure Augen auch für das Ausspähen des Feindes von Nutzen? Oder dafür, den Überblick zu behalten in angespannter Lage, wenn alle anderen schwanken?«
    »Älter klingt gut«, meinte Sahaso.
    » Verständiger klingt noch viel besser«, schob Kampo nach, denn das war nicht nur ein Lob ihrer Besonnenheit, sondern auch ein im Hüggelland gebräuchlicher Titel.
    »So soll es sein«, bekräftigte der Sverunmáhir.
    Die beiden Brüder grinsten sich an, um dann wie mit einem Mund zu fragen. »Bekommen wir einen Hut wie Mellow?«
    »Nein«, widersprach Herr Wredian und erhob sich. »Keinen Hut wie Mellow. Ihr bekommt einen wie Gesslo! Doch mit einem grünen statt einem gelben Band. Denn ihr sollt keine Landhüter sein, sondern Hauptleute der neuen Vahitwehr. Grün sei eure Farbe, denn auf euch lastet all unsere Hoffnung. Hiermit ernenne ich euch zu außerordentlichen Vogten der Hel, die niemand anderem als mir Rechenschaft schulden. Ihr habt in allen Verteidigungsbelangen die Befehlsgewalt, auch über jede der Gauvogteyen. Verständiger Herr Hauptmann Sahaso, Verständiger Herr Hauptmann Kampo   – in eure Hände lege ich den Aufbau unseres Vahitheeres. Ich rufe euch hiermit in den Hohen Dienst der Hel. Ich frage euch: Nehmt ihr die Berufung an? Seid ihr willens, das Hüggelland vor allem zu schützen, was auch immer da trachten mag, uns zu verheeren? Seid ihr bereit, euer Leben für das Wohl eurer Heimat und das aller Vahits zu geben? Schwört ihr dies im Angesicht dreier Schöffen?«
    »Wir schwören es!«, riefen beide, wieder wie aus einem Munde.
    »Dann sei es von diesem Augenblick an so! Ihr steht nunmehr im Hohen Dienst für das Hüggelland!«
    »Für das Hüggelland!«, riefen Mellows Brüder begeistert, und alle am Tisch standen auf und klatschten Beifall. »Für das Hüggelland! Für das Hüggelland!« , tönte es ringsum. »Ein Hoch auf die Vahitwehr!«
    Ehe sie sich versahen, mussten Sahaso und Kampo reihum und mehrfach ihnen entgegengestreckte Hände schütteln. Es hagelte förmlich Glückwünsche; nur zwei Gesichter blickten ernst, und ihre Besitzer klatschten nicht.
    Gesslo Regenpfeifer und Bholobhorg Feldschwirl stülpten ihre Hüte auf und verließen wortlos den Rat. Niemand außer Finn bemerkte es, auch nicht Mellow, der sich begeistert auf eine Bank gestellt hatte und sich, immer noch Beifall klatschend, für seine älteren Brüder freute.
    Herr Wredian erklärte den Rat für aufgehoben, und das grüne Innengeviert leerte sich schnell.

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