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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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ihm jederzeit wieder anvertrauen, wenn du das meinst.«
    Der Bürgermeister neigte nachdenklich den Kopf. »Er ist ein Mensch«, sagte er leise. »Und Menschen haben uns schon einmal vertrieben. Und sie könnten es wieder versuchen. Ohne deine und Mellows Fürsprache würden wir ihm wohl Gehör, doch nur schwerlich Glauben geschenkt haben. Alles, was er sagt, klingt so   … so   … na, eben ungeheuerlich.«
    »Du sagst es. Aber vergiss nicht   – ich war dabei, Herr Wredian.«
    »Ja, die Ereignisse im Hüggelland kannst du bezeugen. Aber das meine ich nicht. Ich will ihm ja trauen, versteh mich bitte nicht falsch. Nur trage ich die Verantwortung für das gesamte Hüggelland. Ich sehe den Ernst in seinen Augen und echte Sorge; doch wem gelten sie letzten Endes? Uns? Vindland? Seinem Orden? Falls du es kannst, Finn, dann sage mir bitte, dass dieses alles nicht   … Ich meine, sage mir, dass dieses alles nicht nur ein hinterhältiger Plan ist, ein durchtriebenes Vorhaben, uns abermals unserer Heimat zu berauben.«
    Finn blickte auf seine Stiefelspitzen herab, und für einen irrsinnigen Moment dachte er an seines Vaters Stiefel und an offene Schnürsenkel. »Es ist ein Plan, Herr Wredian. Ein durchtriebener, hinterhältiger und gemeiner noch dazu. Aber es ist nicht der Plan der Dirin! Diesmal nicht, wenn dich das beruhigt.«
    »Beruhigt?« , fragte der Schöffe. Sein Gesicht sah grau aus vor Erschöpfung. »Mich? Kann mich denn nach dem heutigen Tag noch irgendetwas beruhigen?«
    Darauf wusste auch Finn keine Antwort.
    Im Gästehaus fragte er nach Circendil und Mellow und erfuhr, dass sie sich im Arbeitszimmer des Witamáhirs befanden. Auch die neuen Hauptleute seien mit oben, hieß es. Es gäbe eine Besprechung, bei der sich Herr Ludowig jegliche Störung verbeten hatte.So stieg Finn in die ihm und Mellow zugewiesene Gästekammer hinauf, stopfte sein Schreibzeug in den Rucksack, schwankte kurz, ob er seinen Mantel mitnehmen sollte, entschied sich dann dagegen   – der Tag war trotz des Windes fast sommerlich warm   – und sprang die Treppe hinunter. Für die Freunde hinterließ er bei Tuom eine Nachricht, in der er versprach, noch am selben Abend zurück zu sein.
    Im Stall rief er nach Geng.
    Der Junge brachte ihm Smod, frisch gestriegelt und gesattelt, und das Pony rieb seinen Hals an Finns Kopf und wieherte freudig.
    »Es geht heim, alter Junge«, erklärte Finn und streichelte ihm das hellbraune Fell. »Na ja, nicht wirklich heim, es geht hin und wieder zurück, sollte ich eigentlich sagen.« Er tätschelte die Blesse auf Smods Stirn, und das Pony sah ihn aus seinen großen braunen Augen an und nickte dann mehrmals, als habe es sehr wohl verstanden, worum es ging.
    Finn bedankte sich bei Geng für die viele Mühe, die er ihretwegen gehabt hatte, schenkte ihm mehrere Twelter, nahm Smod beim Zügel und führte ihn um das Gästehaus herum und durch den Torweg auf den Marktplatz hinaus.
    Als er gerade aufsteigen wollte, sah er Tallia vor dem Rauschenden Adler an einem der Tische sitzen. Sie winkte ihm zu, als habe sie auf ihn gewartet. »Was kann ich für dich tun?«, fragte er, als er bei ihr stand.
    »Wohin reitest du?«
    »Nach Hause. Ich meine, nach Moorreet«, fügte er hinzu, als ihm einfiel, dass sie ja nicht wissen konnte, wo sein Zuhause lag.
    »Nach Moorreet? Wirklich? Erfüllst du mir eine Bitte, Finn? Ich möchte dich begleiten. Dort wohnen Verwandte von mir.«
    »Da wirst du dich irren«, antwortete er und runzelte die Stirn. Verwandte? »Es wohnen keine Goldammers in unserem Brada.«
    »Na ja, es ist entfernte Familie, sollte ich wohl besser sagen. Die Vettern eines Onkels meines Großvaters. Jaja, ich weiß«, winkte sieab, als sie Finns verwundertes Gesicht sah. »Sehr entfernt! Und ich habe sie auch noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen. Aber ich muss sie selbst warnen, mit ihnen reden, dass sie sich in Sicherheit bringen. Vielleicht hören sie ja eher auf mich, auf jemanden aus der Familie   … Selbst wenn ich nur weitläufige Familie bin. Wer weiß, ihnen mag sonst etwas zustoßen.« Sie stockte, unfähig weiterzureden.
    Oder mir , hat sie sagen wollen, erkannte Finn, und es erschreckte ihn sehr. Oder mir geschieht etwas.
    Das hatte sie auf der Zunge gehabt.
    Daran, schoss es ihm durch den Sinn, daran habe ich noch gar nicht gedacht, und ich hätte längst daran denken sollen, schalt er sich. Was ist, wenn ihre Sorge sich bewahrheitet? Wenn sich plötzlich Criargs am Himmel zeigten,

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