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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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darauf ihr schmerzhaftes Wimmern. Smod wieherte ängstlich. Hufe trampelten. Dumpfe trommelnde Schritte hasteten über den Hof, ehe sie durch das Unterholz brachen. Äste krachten und Zweige splitterten. Eine Vahitstimme rief. Ein neuerliches Brüllen antwortete. Es klang schon ziemlich weit entfernt.
    Auf einmal war draußen alles wieder still. Kein Specht, der klopfte, keine Amsel, die trällerte. Nur drinnen schlug dröhnend der Hammer. Der Amboss sang schmerzhaft zu seinem Takt.
    Erst jetzt schaffte es Finn, den angestoßenen Kopf vom Boden zu heben. Er stöhnte, wusste einen Moment nicht, wo oben und unten war. Er richtete sich halbwegs auf und hielt sich benommen den Schädel. Kein Blut, stellte er erleichtert fest. Kein Blut. Das ist gut. Er wollte lachen, wollte einen Scherz machen über seine Ungeschicklichkeit, doch ihm war plötzlich übel und so schwindelig, als ob der Boden schwankte, und das war entschieden gar nicht gut. Dann erst brach das Entsetzen über das, was geschehen war, über ihn herein.
    »Tallia!«, krächzte er. Niemand antwortete ihm.

22 . KAPITEL
    Rätsel unterm Abendrot
    F INN MACHTE EIN PAAR Schritte in Richtung des hellen Vierecks. Noch immer benommen hielt er sich am Torrahmen fest. Sein Hinterkopf schmerzte, eine Folge des Aufpralls auf dem Boden der Schmiede. Seine Stirn brannte an der Stelle, wo ihn das, was aus den Schatten gestürmt war, getroffen hatte. Jeder Schlag des wasserradgetriebenen Hammerwerks hallte in seinem Schädel fort und wallte darin auf wie Wellen in einer zu engen Wanne. Das Sonnenlicht stach viel zu grell in seine Augen. Er stöhnte und schaffte es endlich ins Freie. Smod stapfte unruhig vor dem Einspänner, die Ohren zuckten immer noch nervös vor und zurück.
    Tallia war nirgendwo zu sehen.
    Dafür standen drei Vahits auf dem Hof, wandten Finn halb den Rücken zu und starrten nach rechts hinüber in den Wald hinein. Alle drei trugen schwere Lederschürzen, aber nur einer von ihnen hatte die seine umgegürtet; die beiden anderen hielten die ihren in der Hand, dem einen schleifte sie gar auf dem Boden.
    »Bist du das, Herr Abhro?«, fragte Finn, der den Schmied nicht gut kannte. Seine eigene Stimme kam ihm fremd vor. Halb ging, halb taumelte er dabei aus der Schmiede und ins Sonnenlicht hinaus. Die drei Vahits drehten sich erschrocken um. Obwohl ein fremder Einspänner auf ihrem Hof stand, hatten sie offenbar nicht mit Finns Anwesenheit gerechnet.
    »Was ist denn …?«, entfuhr es dem mit der gebundenen Schürze. »Wer bist denn du auf einmal?«
    »Auf einmal? Ich bin Finn Fokklin aus Moorreet, und ich bin es schon eine ganze Weile. Was ist passiert? Habt ihr was gesehen?«
    »Fokklin? Furgos Sohn, ja? Doch, jetzt erkenne ich dich. Und was machst du in meiner Schmiede, Herr Finn, wenn ich fragen darf?« Abhros schwer zu deutender Blick wechselte zwischen dem Stück Waldrand, das hinter dem Stall und dem Wohnhaus sichtbar war, und seinem Besucher hin und her.
    »Ich habe dich gesucht, Herr Abhro. Weil ich dich sprechen muss. Doch das hat Zeit bis später. Hast du was gesehen? Und wo warst du überhaupt? Etwas rannte mich drinnen um und brüllte entsetzlich. Und wo ist Tallia?«
    »Dann hast du etwas mit diesem haarigen Biest zu tun, ja?«
    »Tallia ist kein haariges Biest!«
    »Jedenfalls ’n ulkiger Name für so’n hässliches Vieh«, sagte der Schmied und schielte zurück zum Waldesrand. Er spuckte in einem großen Bogen aus. »Du liebe Güte! Was ist es? Das würden wir gern wissen. Vielleicht irgend so eine Art Petz? Immerhin läuft es auf zwei Beinen, und gewiss so schnell wie ein Bär. Und es brüllt, wie du ganz richtig sagst. Was ist es? Und warum hat es sich das Mädchen gegriffen?«
    Finn fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Er verstand kein Wort. »Halt. Langsam, warte.« Er schüttelte den Kopf und wedelte zugleich abwehrend mit der Hand. »Du verwechselst da einiges. Also noch mal: Ich bin mit dem Mädchen Tallia Goldammer zu dir gefahren, um mit dir zu sprechen. Ich rief, aber niemand antwortete. Die Tür zur Schmiede stand offen. Ich ging hinein   – und im nächsten Augenblick wurde ich umgerannt. Etwas sprang fort, und ich hörte Tallia draußen schreien. Das ist alles. Von einem Bären weiß ich nichts. Und jetzt sag du mir bitte, was geschehen ist. Was für ein haariges Biest hast du denn gesehen? Und es hat sich Tallia gegriffen, sagst du?«
    Abhro Rabner schürzte die dicken Lippen und kratzte sich gemächlich am Kopf. »Nicht so

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