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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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schnell, Herr Finn. Wir drei waren im Haus, um uns eine Verschnaufpause zu gönnen. Und um ein kühles Bier oder zwei zu trinken. Auf den Feierabend und ein gelungenes Tagewerk, wenn du es wissen willst. Da brüllt es plötzlichüber’n Hof! Wir drei sind verblüfft und kommen sofort heraus! Na, und was sehen wir?«
    Der Schmied sah Finn auffordernd an, als könne der die Antwort geben.
    »Was weiß denn ich!«, rief er ungeduldig. »Also, was denn?«
    »Genau das ist die Frage. Es rennt an uns vorbei und sieht uns nicht. Wenn das kein Bär ist, wie du sagst, was ist es dann? Also ehrlich, es stünde dir gut an, es uns zu verraten. Das ist alles sehr merkwürdig, Herr Finn. Und warum überhaupt war es mit dir in meiner Schmiede?«
    »Hört mir eigentlich irgendwer zu?« , brüllte Finn und verlor für einen Moment die Fassung. »Begreif doch, Abhro: Das Biest, wie du es nennst, war nicht mit mir in deiner Schmiede, sondern schon drinnen , als ich hereinkam. Es gehört nicht zu mir , denn dann hätte es mich sicher nicht umgerannt . Und es hat sich Tallia gegriffen und ist scheint’s mit ihr fortgerannt. Wohin rannte es, Mann?!«
    Einer der beiden Gesellen zeigte auf das Waldstück, wohin alle drei noch immer heimlich schielten. »Da lang.«
    Der andere Geselle stand die ganze Zeit über mit offenem Munde da. Jetzt klappte er ihn hörbar zu. »Sprang einfach über’n Strauch«, nuschelte er. »Und   – ffffh!   – hastenichgesehen, war’s fort.«
    Finn wandte sich wieder an den Schmied. Ihm kam ein schlimmer Verdacht. »Es war haarig, sagst du. Erinnere dich! Waren es zottelige Haare? Mit einer Haut, wie sie Eidechsen haben? Hatte es gelbe Augen? Und ein Gesicht mit Hauerzähnen darin wie ein Borstler?«
    »Also ehrlich, Herr Finn, ich weiß nich’, was du da drin gesehen hast. Lange, rotbraune Haare jedenfalls hatte es, länger als dein Bein, würde ich sagen, ja. Und zu dichten Flechten gebunden war’s, glaube ich, das Haar. Vorn und hinten. Und einen Lederpanzer trug es, dicker als meine Schürze hier. Aber Eidechsenhaut? Dazu gab’s zu viele Haare, um das zu sehen. Und Hauerzähne?« Er schüttelte den Kopf. »Na, es hat nicht mit uns gesprochen, falls du das meinst. Dazu hatte es ’nen dichten Bart, wie ich noch nieeinen geseh’n hab. Das ja. Aber Zähne wie’n Borstler? Na ja, kann schon sein, bei dem Gestrüpp, du meine Güte. Außerdem ging alles viel zu schnell. Das Mädchen schrie, als das Biest es schnappte, schwupp , und dann rannte es, als ob’s kein Morgen gäbe! Ab durch die Mitte ging’s, und weg waren sie.«
    »Mehr ham wir nich’ gesehen«, fügte der eine Geselle hinzu.
    »Nee. Und schwupp.« Der Wortkargste der drei nickte, als sei damit alles gesagt.
    »Ich muss Tallia finden. Und befreien!«, rief Finn. »Habt ihr irgendwelche Waffen in der Schmiede? Ein Messer? Oder ein Wacala vielleicht?«
    »Also   – wir schmieden keine Klingen«, antwortete Abhro. »Du könntest ’ne Zange nehmen oder auch’n Locheisen, wenn du willst. Hämmer ham wir, klar, aber die sind schwer. Wie wär’s mit ’nem Blatteisen? Obwohl die nich’ viel leichter sind. Müsst’n mal sehen.   – He, wo willst du denn hin?«
    Mehr hörte Finn nicht, denn er sah etwas glänzen in zwei oder drei Schritten Entfernung. Er bückte sich und erkannte, dass es Blut war. Frisches Blut, nicht geronnen.
    Tallia ist verletzt! Das war alles, was er noch denken konnte. Aber da rannte er schon in die Lücke zwischen der Scheune und dem buckligen Wohnhaus hinein.
    Der Gidrog oder was es war hatte eine regelrechte Schneise ins Unterholz gebrochen. Finn entdeckte es, als er den Waldrand erreichte. Fast ungehindert drang er gleichfalls zwischen den gesplitterten Zweigen hindurch und fand eine unübersehbare Spur aus gespaltenen Ästen und abgerissenen Blättern vor, sobald er unter dem grünen Dach des Waldes dahinlief. Die drei Vahitschmiede riefen ihm irgendetwas hinterdrein, aber Finn hörte es kaum und achtete nicht darauf.
    Durch das langatmige Gerede mit Abhro hatte er kostbare Zeit verloren. Und wenn es nur Sekunden sind, die ich zu spät komme, dachte er und wand sich unter einem querliegenden Ast hindurch, so wird genau das ihr Ende bedeuten.
    Voller Verzweiflung malte er sich aus, wie Tallia in seinen Armen starb, und ihre letzten Worte, so stellte er sich voller Entsetzen vor, lauteten Wo warst du, Finn? Er verfluchte die Begriffsstutzigkeit der drei Schmiede. Wie nie zuvor in seinem Leben rannte er, um sein

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