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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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Loch befand sich darin, nahe der Mauer, und war schwarz wie ein Tintenfass, weil der es umgebende Caeraban im Licht des Straßenfeuers rötlich schimmerte. Es war hoch genug für einen Menschen auf einem Pferd und oben rund, ein weiterer Torbogen, hinter dem endlich tiefere Schatten lagen. Sie liefen unter der Rampe durch und kamen auf der anderen Seite glücklich heraus.
    Offenbar folgten sie einem alten Saumpfad, der sich längs des Ringwalls zog. Früher mochten hier einmal Soldaten zu und von den Aufgängen geeilt sein, oder Reiter, die Nachrichten in die Festung brachten. Jetzt war es nur noch ein überwucherter Pfad, den Banavreds Schafe ab und zu benutzt hatten, vielleicht auch wilde Tiere. Es umfing sie ein trügerisches Dunkel, in das sie eintauchten, ohne etwas zu sehen.
    Eine graue Steintreppe schwang sich gleich nach dem Torbogenlinks in einem Viertelkreis zur Rampe hinauf. Der Pfad verlor sich dahinter zwischen zwei stummen Säulen, die jetzt einsam dastanden und das verloren hatten, was sie einst stützten. Der Lichtschein des Straßenfeuers leuchtete hoch über der Rampe, und zuckende Schatten sprangen an der Ringwallmauer empor, auch wenn das Feuer selbst nicht mehr zu sehen war. Sie verhielten einen Moment im kühlen Schatten der Rampe, um Atem zu schöpfen und sich zu fragen, wohin sie sich nun wenden sollten.
    Als sie die Stimme hörten, dachten sie zunächst, Circendil sei ihnen gefolgt und fordere sie ungeduldig auf, weiterzugehen. Dann aber merkten sie, wie Mauer und Rampe den Schall zurückwarfen und ihre Ohren narrten.
    Es waren zwei Stimmen, die miteinander sprachen, und sie näherten sich von vorn: Sie kamen aus der Richtung, in der sie jenseits des Ringwalls den Wirrelbach vermuteten. Die Stimmen wurden erschreckend schnell lauter.
    »Hier entlang«, wisperte Mellow und zog Finn und Gatabaid mit aller Macht zur Treppe hin. Er schob die beiden förmlich die für Vahits viel zu hohen und weiten Stufen hinauf und drängte sich hinterdrein. Gerade noch rechtzeitig, denn ein Licht erschien hinter den beiden Säulen, und sie sahen, dass es sich durch einen weiteren Torbogen bewegte. Weiter voraus gab es eine zweite Rampe, die zum Ringwall hinaufführte. Sie lag im völligen Dunkel, ein steinerner Schatten; und nur die Fackel zeigte jemanden, der den Saumpfad heraufkam und eben jetzt einen auch dort die Rampe unterführenden Torbogen durchschritt.
    »Hinlegen«, hauchte Mellow.
    Er drückte das Mädchen und den Freund zu Boden. Sie warfen sich auf die Rampe und machten sich so flach, wie es nur irgend ging. Der Lichtschein des Wachtfeuers würde sie nun, da sie sich höher befanden, sofort erfassen, sobald sie auch nur den Kopf erhoben. Ein Blick über die Schulter zeigte Finn die beiden Gidrogs, die ihren Posten als Wächter der Straße wieder eingenommen hatten.Beide stritten sich, vielleicht war es auch nur ihre Art, miteinander zu reden. Bitte, dachte Finn, den Kopf auf den kalten Stein gepresst: Lass sie nur die Straße im Auge behalten! Seine Sorge war mehr als berechtigt. Wenn auch nur einer der beiden auf die Idee kam, zur Rampe hinaufzublicken, musste er die Vahits sofort entdecken.
    Derweil war der Fackelträger so nahe, dass sie ihn sehen und riechen konnten: Er stank nach den Ausdünstungen der Criargs.
    Es war ein Gidrog, wie sie befürchtet hatten. Dieser war größer als Udrak und Tuluk, und Finn war sich sicher, ihn beim Alten Turm nicht gesehen zu haben. Es musste einer der übrigen zwei sein, oder einer der Neuankömmlinge. Hinter ihm ging eine weniger breite, aber ebenso große Gestalt. Es hätte nicht erst des schwarzen Mantels bedurft, um Saisárasar zu erkennen, denn jetzt konnten sie seine Stimme deutlich vernehmen. Er redete in abgehackten Sätzen in der fremden Sprache auf den Gidrog ein. Finn spürte, wie Gatabaid neben ihm zusammenzuckte, und sie drückte ihr Gesicht an seine Schulter.
    Unmittelbar vor dem Torbogen und genau unterhalb ihres Verstecks blieb der Fackelträger stehen und antwortete. Obwohl es sich wie Knurren und Gegrunze anhörte, mussten es Worte sein, die er rief. Was immer er sagte, es schien Saisárasar nicht zu erfreuen, denn er packte den Arm, der die Fackel hielt, und schüttelte ihn drohend. Funken stoben nach allen Seiten. Ein Schwall von Worten oder Befehlen ergoss sich über den Lederhäutigen. Finn brauchte die abscheuliche Sprache nicht einmal zu verstehen; allein der Tonfall reichte, um zu wissen, dass Saisárasars Antwort Beleidigungen oder

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