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Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Der vergessene Turm: Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Turm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert M. Talmar
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zurückgekommen, kleine Kröte? Ich dachte es mir. Hast es nicht ausgehalten ohne uns, was? Und was soll das jetzt? Willst du am Ende kämpfen? Fort mit deinem Stöckchen, du Wicht, oder ich spalte dir den Scheitel bis zu den Knien! Komm her, oder renn um dein Leben. In beiden Fällen gehörst du mir!«
    Mellow wich langsam zurück.
    Fuß für Fuß setzte er nach hinten, ohne den Menschen auch nur einen Moment aus den Augen zu lassen. Die für Vahitbeine viel zu hohen Treppenstufen rückwärtsgehend zu ersteigen, ohne dabei zustraucheln, erwies sich als fast unüberwindliches Hindernis. Hinter sich hörte er eilige Schritte und hoffte, dass es Finn und Gatabaid waren, die ungehindert die Treppe hinaufhasteten. Er wünschte sich, er wüsste nur, was er jetzt tun sollte.
    Der Dunkle nahm die erste Stufe und trat auf die zweite. Siegessicher setzte er den Fuß auf die dritte. Dann die vierte. Die Spitze seines Schwertes wippte wie eine Viper, abwägend und wartend, um dann umso schneller zuzubeißen. Mellow packte seinen Stab fester und wich weiter zurück. Ein Treppenabsatz kam und ließ ihn beinahe das Gleichgewicht verlieren. Er taumelte drei oder vier Schritte nach hinten.
    Saisárasar lachte höhnisch und schwenkte die Fackel.
    »Ist alles ein bisschen zu groß für dich, was? Und bist zu spät noch auf, nehme ich an. Wirst schon müde, ja? Kleine Kröten wie du gehören zu vorgerückter Stunde längst in ein Loch gesperrt, damit sie nicht denen im Wege stehen, die wichtige Dinge zu erledigen haben.«
    »Was das für Dinge sein sollen, das möchte ich mal wissen.«
    »Ja? Möchtest du das? Seit wann sagt der Fuílfrar dem Hasen, wen er zu jagen gedenkt?«
    »Was wollt ihr vom Hüggelland? Ihr habt hier nichts zu schaffen!«
    »Das würdest du schon erfahren, wenn du jetzt nicht sterben würdest«, sprach der Dunkle, gefolgt von einem rauen Lachen.
    »Ich bin ein Landhüter des Hüggellands! Vahits töten und Wegelagerei gehen mich etwas an! «
    »So, meinst du? Soweit es deinen Tod betrifft, gewiss! Es ist zu Ende. Gib auf, kleiner Wichtigtuer. Wohin willst du entspringen? Ob du hier stirbst oder zehn Stufen weiter oben, was macht das schon? Gib auf, Kröte, und ich töte dich schnell!«
    Mellow ertastete, rückwärtsgehend, die nächste Stufe. Saisárasar erreichte den Absatz. Mellow hob seinen Stab und tat, als wolle er ihn werfen. Saisárasars Schwert zuckte hoch und zerschnitt sausend die Luft.
    Im nächsten Augenblick knickte Saisárasar in den Kniegelenken ein. Er schrie auf und kippte nach hinten. Ein blankes zweites Schwert sang in der Nacht und traf hart auf des Dunklen Klinge. Saisárasars Waffe klirrte über das Gestein der Mauer, die Fackel entglitt seiner Hand; sie fiel, sich fauchend drehend, in die Tiefe. Ein grüner Umriss löste sich von den Treppenstufen und trat Saisárasar vor die Brust. Sich mehrfach überschlagend stürzte der Anführer der Gidrogs den langen Wehraufgang hinunter und blieb regungslos auf der Rampe liegen. Mellow blieb starr stehen.
    »Worauf wartest du?«, rief Circendil. Doch er wartete eine Antwort gar nicht erst ab, sondern warf sich den Vahit kurzerhand über die Schulter und eilte die Treppe bis zur Mauerkrone hinauf. Oben setzte er Mellow neben Finn und Gatabaid ab und blickte sich um.
    Bei den Wachtfeuern herrschte jetzt Aufregung. Gidrogstimmen riefen. Schwere Schritte eilten steinerne Stufen hinauf.
    Eine Gruppe stürmte die Rampe hoch und verhielt bei Saisárasars immer noch reglos daliegendem Körper. Der große Schuppenhäutige, jener, den Mellow zu Fall gebracht hatte, kniete kurz neben ihm, ehe er sich wieder aufrichtete; bei ihm waren jetzt fünf oder sechs Gestalten, und er überragte sie. Alle trugen Fackeln und ihre blanken Waffen. Der Große deutete die Treppe hinauf und brüllte Befehle. Die Gidrogs sprangen die Stufen hinauf wie Ameisen, die einen Baumstamm eroberten. Und weitere folgten über die Rampe nach.
    Circendil steckte sein Schwert zurück in die Scheide.
    »Jetzt lauft«, drängte der Mönch. »Nur weiter. Wir müssen ans andere Ende des Walls. Die ersten werden gleich hier sein. Dort vorn ist noch eine Treppe. Sie führt zur hinteren Rampe hinunter. Eilt euch! Nur weiter.«
    Sie rannten los, so schnell es ihre kleinen Beine zuließen. Circendil deckte ihren Rücken, den Astbogen noch immer in der Hand. Immer wieder drehte er sich im Laufen um und bewegte sich rückwärts wie ein Tänzer.
    Plötzlich schien er etwas zu hören oder zu sehen,

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