Der Vergessene
stützte sich bei mir ab. »Das ist er also gewesen. Wir haben Kamuel wieder einen seiner Getreuen genommen. Er wird uns dafür um so mehr hassen.«
»Bestimmt.«
»Nimm das Schwert wieder an dich, John. Es gehört dir.«
Ich hatte mich bereits gebückt und fasste den Griff mit beiden Händen an. Es kostete mich schon eine gewisse Überwindung, die Klinge aus dem Körper zu ziehen, aber das musste ich hinter mich bringen.
Das Blut des Toten rann der Spitze entgegen. Ich schauderte leicht zusammen, als ich über die Kräfte der Waffe nachdachte. Bestimmt hatte ich nur einen Teil der Geheimnisse erfahren. Darin steckte noch mehr, und vielleicht war es auch mir irgendwann möglich, es durch die Kraft der eigenen Gedanken zu lenken.
Suko brachte mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. »Jetzt fehlt uns noch Kamuel. Mit ihm werden wir es nicht so leicht haben wie mit Atkins.«
»Falls er hier ist.«
Suko war überrascht. »Rechnest du damit, dass er sich zurückgezogen hat?«
»Möglich ist alles. Er wollte Amos das Feld überlassen. Ihm so etwas wie einen Auftritt geben. Eine Meisterprüfung, wie auch immer. Aber er hat verloren.«
»Und das ohne dein Kreuz…«
»Ja.«
Suko schaute sich um. »Elohim ist ebenfalls nicht zu sehen. Wollte er nicht erscheinen?«
Ich zuckte die Achseln. »Wer kennt seine Kreise, seine Pläne? Wir nicht. Vielleicht Raniel, der Gerechte, aber er hat sich bisher zurückgehalten.«
Wir wussten auch nicht mehr weiter. Atkins, der Veränderte, war tot.
Ihn holte niemand mehr zurück. Sein Körper ging bereits über in den Zustand der Verwesung. Die Haut wurde grau, sie welkte vor unseren Augen dahin, denn nun musste er seinem Alter Tribut zollen.
Eine Mumie lag vor uns. Wie bei einem Vampir. Die Haut lag noch auf dem Gesicht, aber sie bestand aus Staub, den der geringste Windstoß wegpusten würde.
»Wer mir meine Diener nimmt, greift mich an. Und letztendlich auch die große Lilith!«
Da war er wieder. Da war seine Stimme. Er hatte nicht aufgegeben, und wir fuhren herum. Kamuel hatte sich aus den Schatten an den Seiten gelöst, schlenderte auf uns zu, sprach, hielt dabei den Mund offen und erklärte uns, dass wir im Feuer der Hölle verbrennen würden…
Dann blieb er stehen!
Auch wir rührten uns nicht. Ich war plötzlich sehr froh, das Schwert aus der Leiche gezogen zu haben. Das Gewicht dieser alten Waffe gab mir einige Sicherheit.
Kamuel sagte nichts. Er ließ uns einfach nur schauen. Seinen Mund hielt er weit offen. In dieser Öffnung und auch tiefer im Rachen bewegten sich die Flammen. Es war keine Hitze zu spüren, und so hatte er recht mit dem Begriff Höllenfeuer.
Noch kam er nicht näher. Er zitterte leicht. Ungewöhnliche Kräfte mussten durch seinen Körper strömen. Er war der Schreckensengel gewesen, und diesen Schrecken hatte er konserviert. Möglicherweise durch sein inneres Feuer, denn es spielte bei Engeln schon eine große Rolle. Da brauchte ich nur an Uriel, den Flammenengel, zu denken.
Suko hatte sich von mir wegbewegt. Er wusste, dass es in dieser Lage auf mich ankam, denn in meinem Besitz befanden sich die nötigen Waffen. Das hatte auch Kamuel festgestellt, denn er blickte das Schwert an. »Du hast es erhalten. Ich kenne es. Das Schwert des Salomo. Auch er hatte Kontakt zu mir. Er wusste um die Mächte und Kräfte in den anderen Dimensionen. Er war ein weiser Mann, und er hat sich mit ihnen direkt nie angelegt. Er kannte schon die alten Geschichten, die sich um sein Volk rankten, noch bevor über ihn die Legenden gestrickt wurden. Ich weiß nicht, wie du an das Schwert gekommen bist, aber für mich steht fest, dass es dir nicht gehört und dir niemals gehören kann.«
»Wer soll es denn bekommen?«
»Ich werde es an mich nehmen.«
»Dafür müsste ich tot sein.«
Er nickte und schloss seinen Mund. »Das bist du bereits, John Sinclair. Diese Halle wird zu deinem Grab werden. Ich habe es mir geschworen, und ich werde diesen Schwur halten.«
»Lass es darauf ankommen«, sagte ich.
»Worauf?«
»Auf einen Kampf. Nur wir beide. Du mit dem Feuer, ich mit dem Schwert. Es wäre eine gerechte Lösung. Wenn ich verliere, werde ich verbrennen, ebenso wie mein Freund, aber es soll eine Sache nur zwischen uns beiden sein.«
Kamuel überlegte nur kurz. »Gut, ich will dir die Chance geben, obwohl sie für dich keine ist. So habe auch ich meinen Spaß und kann dich vernichten.« Er lachte auf. Genau dieses Lachen war für Kamuel das
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