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Der verhängnisvolle Urlaub

Der verhängnisvolle Urlaub

Titel: Der verhängnisvolle Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Nordseeküste eingegangen. Wie alle Jahre fand auch heuer wieder die Wahl statt, die jeder Saison die Krone aufsetzt. Ein Kamerateam des ZDF war dabei. Der folgende Bericht ist von Wilhelm Wedemeyer …«
    Ein schwerer Laut des Ächzens drang aus dem Mund Paul Fabricis. Mimmi hingegen strahlte. Hektische rote Flecken waren auf ihren Wangen erschienen. Sie konnte kaum atmen vor innerer Spannung. Gebannt starrte sie auf den Bildschirm, auf dem während des ganzen Textes der Moderatorin ein statisches Bild von der gekrönten Karin zu sehen war. Als die Moderatorin verstummte, setzte der Film, den man gedreht hatte, ein, und die Bilder mit Karin als Mittelpunkt wurden lebendig.
    »Ich werde wahnsinnig«, stöhnte Paul Fabrici.
    Mimmi guckte fasziniert.
    »Hast du dir das angehört, was die von sich gab?« war Paul zu vernehmen.
    »Wer?«
    »Die Ansagerin. Das war doch ein einziger Kübel voll Hohn und Spott von der.«
    »Ach die! Sieh dir doch die Frisur von der an, dann weißt du Bescheid!«
    »Aber recht hat sie!« fing Paul zu brüllen an. »Hundertprozentig recht! Das Ganze ist ja auch ein Zirkus, wie man sich ihn nicht übler vorstellen kann! Und das mit meiner Tochter!«
    »Mit unserer Tochter«, benützte Mimmi die Gelegenheit, sich einmal zu revanchieren.
    Paul sprang auf und stampfte durchs Zimmer.
    »Ich werde wahnsinnig«, wiederholte er dabei.
    Inzwischen lief schon der Text des Reporters Wilhelm Wedemeyer.
    »… ein rheinisches Mädchen, entzückend anzusehen und hochintelligent, wie wir unseren Zuschauern versichern können …«
    »Hochintelligent?« schrie Paul Fabrici außer sich. »Du Arschloch!« titulierte er den Mann, von dem nur die Stimme zu hören war. »Saublöd ist die! Das beweist sie doch mit dem, was sie treibt, du Vollidiot!«
    »Paul!«
    »Ich schreibe denen in Mainz einen Brief, den sie sich …«
    Er holte keuchend Atem und war so wütend, daß er, als er fortfuhr, nicht den berühmten Spiegel anführte, sondern sagte: »… in den Arsch stecken können!«
    »Paul!!«
    Das ergab natürlich einen ganz falschen Sinn, was Paul da gesagt hatte, aber trotzdem wiederholte er es: »In den Arsch, jawohl!«
    »Mäßige dich, Paul, ich bitte dich!«
    Ein Teil von Wedemeyers Text wurde wieder verständlich.
    »… habe ich mit Einheimischen gesprochen, mit alten Nickeroogern, denen nach Friesenart jedes Wort eher aus der Nase gezogen werden muß, als daß sie es einem nachwerfen, ja, und die sagten mir, daß sie noch keine solche ›Miß Nickeroog‹ erlebt haben. Schon bei ihrer Ankunft auf der Insel war jedem klar, wie die Wahl in diesem Jahr nur enden könne …«
    Paul fiel wieder auf seinen Stuhl.
    »Mimmi«, stöhnte er, »mach den Kasten aus!«
    »Nein.«
    »Schalt ihn ab! Das ist doch dasselbe Gequatsche wie von dem Weibsbild!«
    »Psst«, machte Mimmi. »Ich möchte alles hören, es geht doch um Karin. Ich verstehe nicht, daß dich das nicht interessiert.«
    »Mich nicht interessiert?!« schrie Paul. »Und wie mich das interessiert! Gerade deshalb halte ich den nicht mehr aus«, fügte er unlogisch hinzu, sprang auf, rannte zum Fernsehapparat und schaltete ihn ab.
    Mimmi fing sofort an zu weinen.
    Paul stampfte wieder auf und ab, blieb kurz stehen, schüttelte den Kopf, sagte: »Wie man sich in einem Menschen nur so täuschen kann …«
    Mimmi, zutiefst getroffen, weinte nur.
    »Über meine Schwelle braucht mir ein solches Arschloch nicht mehr zu kommen«, fuhr Paul Fabrici erbittert fort.
    In Mimmi bäumte sich etwas auf.
    »Das wird ja immer toller!« rief sie unter Schluchzen. »Du kannst doch deshalb nicht deine Tochter verstoßen! Kennst du denn überhaupt keine Grenzen mehr?«
    »Ich rede doch nicht von Karin, du dumme Gans!«
    »Von wem dann?«
    »Von Peter Krahn, diesem Scheißkerl.«
    Die Kriterien Mimmis, wenn sie an den jungen Mann dachte, waren zwar andere als die ihres Gatten, aber da sie sich mit denen Pauls im Resultat nunmehr trafen, erhob Mimmi keinen Widerspruch.
    »Ich habe ihm doch gesagt, wie er vorgehen soll«, fuhr Paul fort. »Ganz eindeutig habe ich ihm das gesagt.«
    Mimmis tränennasser Blick haftete wieder an der blind gewordenen Bildscheibe, während Paul schloß: »Aber der hat wohl Angst vor der eigenen Courage bekommen, als er vom Schiff ging. Nee, nee, einen solchen Schwiegersohn kann ich nicht haben. Gott sei Dank, daß sich das noch rechtzeitig herausgestellt hat. Wenn ich einmal die Augen zumache, muß ein Mann in meine Fußstapfen treten, der sich

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