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Der verhängnisvolle Urlaub

Der verhängnisvolle Urlaub

Titel: Der verhängnisvolle Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lohnt sich, wissen Sie. Habe die Wahl schon miterlebt. Eindeutige Sache. Ein Superhase, wie wir Bayern sagen. Könnte auch bei uns jeden Blumentopf gewinnen. Mit dieser eine Nacht …« Er brach ab und kniff ein Auge zusammen. »Allerdings«, besann er sich, »in meinem Alter, da käme, offen gesagt, das Mäderl vielleicht doch nicht mehr so ganz auf seine Rechnung. Aber in Ihrem …«
    Er puffte Krahn, der schwieg, zwinkernd in die Seite und lachte lauthals.
    »Warum sagen Sie nichts?« fragte er ihn.
    »Denken hier alle so?« erwiderte Krahn.
    »Todsicher. Jedenfalls die Männer. Sie hätten die bei der Wahl sehen müssen, wie denen das Wasser im Mund zusammenlief. Und Ihnen wäre es genauso ergangen, dafür garantiere ich. Wahrlich, da haben Sie etwas versäumt.«
    »Und Sie haben mir erzählt, hier wäre es nur langweilig.«
    »Na ja«, grinste Biechler, »es gibt auch Ausnahmemomente, sonst könnte man es ja wirklich nicht aushalten. Meine Frau –«
    Das Wort wurde ihm abgeschnitten. Vom Eingang her ertönten Fanfarenstöße.
    »Es geht los«, stieß Franz Joseph Biechler hervor, ließ Krahn einfach stehen und hastete zurück zu seinem Platz.
    Peter trat hinter eine Säule, um den Einzug Karins, der sich angekündigt hatte, zu verfolgen. Niemand beachtete ihn, die Aufmerksamkeit aller richtete sich auf den Weg, den ›Miß Nickeroog‹ nehmen mußte. Fotoapparate wurden gezückt, und es war sogar ein Kamerateam des ZDF zur Stelle, um Aufnahmen für die ›Drehscheibe‹ zu machen. Dies erreicht zu haben, war die größte Leistung des Veranstalters Johannes M. Markwart.
    Körbe voll Blumen und gesonderte Sträuße schmückten das Podium, auf dem Karin in einem goldenen Thronsessel residieren sollte. Der Pomp war reinster Kitsch, so ganz nach dem Herzen des Publikums.
    Peter Krahn lehnte sich an die Säule. Affentheater, dachte er unwillkürlich, und das stellte seinem Geschmack ein gutes Zeugnis aus. Er konnte Karin nicht verstehen. Sieht sie denn nicht, fragte er sich, zu welchem Betrieb sie sich hier hergibt? Spürt sie nicht die Gedanken und Wünsche der Männer, von denen Biechler gesprochen hatte? Ahnt sie nicht, was ihr Vater sagen würde, wenn er hier wäre? Oder was ich mir denke und ich sage? Ist ihr das egal?
    Und plötzlich dachte Peter Krahn an ein anderes Mädchen. Wäre dies alles hier mit Heidrun Feddersen möglich? Ich weiß es nicht, mußte er sich eingestehen, aber er glaubte es auch nicht.
    Die Kapelle stimmte einen feurigen Einzugsmarsch an. Benito Romana war in seinem Element. Heute war er beim Abendessen vorsichtshalber auch nicht wieder der Versuchung erlegen, sich ein ganzes Eisbein einzuverleiben, sondern er hatte nur eine mittlere Portion Spaghetti mit Tomatensauce verspeist. Das paßte auch besser zu seinem Künstlernamen.
    Noch sah Peter Krahn die ›Miß Nickeroog‹ nicht. Sie wurde draußen vom Kurdirektor begrüßt, man hörte vereinzelte Rufe. Einige Pagen in weißen Uniformen mit goldenen Schnüren hatten einen roten Läufer ausgerollt. Der Kameramann begann zu drehen. Ein Reporter sprach routiniert den nötigen Text in sein Mikrofon.
    »Affentheater«, hörte da Peter hinter sich eine Stimme, als wäre es seine eigene gewesen.
    Erschreckt fuhr er herum und sah unmittelbar hinter sich einen Mann stehen, groß, schlank, braungebrannt, im dunklen Anzug, mit einer weißen Nelke im Knopfloch. Die Hände steckten in den Taschen, die Miene war spöttisch. In den Augen lag ein harter Ausdruck. Tadellose Zähne nagten an der Unterlippe. Dies deutete daraufhin, daß sich der Mann in einem Zustand innerer Erregung befand.
    »Wie meinen Sie?« fragte Krahn.
    »Verzeihen Sie«, antwortete der Unbekannte, »ich sprach nur mit mir selbst. Ich wollte Sie«, fügte er spöttisch hinzu, »nicht stören in Ihrer Andacht.«
    »Sagten Sie ›Affentheater‹?«
    »Dieser Ansicht werden Sie zwar nicht sein; trotzdem muß ich gestehen, daß ich es sagte, ja.«
    »Dieser Ansicht bin ich aber auch.«
    »So?« Das klang überrascht.
    »Ich war es sogar schon vor Ihnen.«
    »Dann kann ich Sie dazu nur beglückwünschen.«
    Der Gesichtsausdruck des Unbekannten hatte sich etwas aufgelockert. Das Harte in seiner Miene trat zurück und machte einer gewissen Freundlichkeit Platz.
    Inzwischen war Karins Einzug in vollem Gange. Die Musik steigerte sich, Blitzlichter flammten auf, die Leute hatten sich von ihren Stühlen erhoben, um besser sehen zu können. Im Haar Karins, die nach allen Seiten lächelte und

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