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Der verhängnisvolle Urlaub

Der verhängnisvolle Urlaub

Titel: Der verhängnisvolle Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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überall durchsetzen kann, privat und geschäftlich, sonst sehe ich für die Firma schwarz.«
    »Kann ich den Apparat wieder einschalten?« fragte Mimmi, sich mit dem Taschentuch die Tränen trocknend.
    »Nein!«
    »Bitte.«
    Paul Fabrici hob die Faust, um sie auf den Tisch niedersausen zu lassen, ließ sie jedoch auf halbem Wege in der Luft stehen, hielt sie einen Augenblick still, öffnete die Finger und winkte schroff und verächtlich in Richtung Fernseher.
    »Von mir aus.«
    Unglaublich behende löste sich Mimmi von ihrem Sessel und drückte die Taste, die ihr Karin wieder ins Zimmer zauberte. Karins Einzug in den Saal des Kurhauses war aber schon vorüber. Sie saß bereits auf ihrem Thron, umschwärmt von Männern, die zur Prominenz der Insel gehörten.
    Die Stimme des Reporters sagte soeben: »… sseldorf kann stolz sein auf ein solches Aushängeschild vom Ufer des deutschesten aller Ströme. Diese Versicherung gab mir ein trefflicher alter Herr hier, gewiß kein Nationalist, wie man vielleicht meinen könnte, sondern ein alter Reitersmann, auch das sagte er mir selbst, der viel gesehen hat in seinem Leben und von sich sagen kann, nicht nur von Adel der Geburt, sondern auch der Gesinnung zu sein, weshalb er zwischen falscher und echter weiblicher Schönheit zu unterscheiden weiß. Die ›Miß Nickeroog‹ dieses Jahres, behauptet er, übertrifft alle ihre Vorgängerinnen; eine Filmkarriere scheint ihr gewiß. Nun …«
    »Mimmi«, übertönte Pauls Stimme wieder die des Reporters, »wird dir denn das nicht auch zuviel? Dieser Scheißdreck?«
    »Im Gegenteil, ich bin ja so glücklich, unsere Karin macht Karriere –«
    »Wo denn?« fiel er ihr ins Wort.
    »Beim Film, das hörst du doch.«
    Paul verdrehte die Augen.
    »Du glaubst wohl jeden Mist, den man dir erzählt?«
    Mimmi hörte gar nicht hin.
    »Oder beim Fernsehen«, sagte sie selig. »Wenn nicht bei dem einen, dann bei dem anderen; so geht das doch heutzutage.«
    Wieder die Stimme des Reporters: »Nickeroog hat seinen großen Tag, seinen großen Abend. Die Königin sitzt auf ihrem Thron, schwingt ihr Zepter, und die Untertanen jubeln ihr zu, vor allem die Männer –«
    »Ja, schlafen wollen die alle mit ihr!« grollte Paul Fabrici.
    »Ein junges Mädchen«, schloß Wilhelm Wedemeyer, »hat das Tor zu einer neuen Welt für sich aufgestoßen.«
    »So hör das doch, Paul«, meinte Mimmi.
    Aber er zeigte mit dem gestreckten Finger auf den Apparat, aus dem die Reporterstimme kam, und schrie: »Frag ihn doch, dieses Arschloch, wie viele dieser Nickerooger Missen schon Karriere beim Film oder Fernsehen gemacht haben! Frag ihn! Nicht eine, behaupte ich! Keine einzige!«
    »Woher willst du denn das wissen?«
    »Das ist allgemein bekannt. Nur deine russischen Dichter, von denen du dich gegenwärtig wieder besoffen machen läßt, scheinen davon keine Ahnung zu haben, nehme ich an.«
    Mimmi gedachte den fruchtlosen Streit zu beenden, indem sie würdevoll sagte: »Zu Zeiten Dostojewskis und Tolstois gab es noch keinen Film und erst recht kein Fernsehen, deshalb konnten die darüber auch noch nichts schreiben, das ist klar.«
    Auf dem Bildschirm flimmerten schon die Aufnahmen von einer Modenschau in Rom.
    Paul Fabrici blickte seine Frau an. Sekundenlang. Er öffnete den Mund, wollte etwas sagen, schloß ihn aber wieder und meinte nur: »Es hat ja doch keinen Zweck.«
    Dann ging er aus dem Zimmer. Mimmi hörte ihn draußen im Flur die Treppe hinaufsteigen.
    Die Modenschau zeigte, daß die Verrücktheiten der Italiener denen der Franzosen nicht nur hart auf den Fersen waren, sondern daß sie sie schon eingeholt hatten. Mimmi fand die Kleider ›himmlisch‹ und vergaß dabei ganz, daß nicht einmal die Hälfte von ihr in eines dieser Modelle hineingepaßt hätte.
    Paul Fabrici rief von oben herunter nach dem Dienstmädchen. Als Mimmi das hörte, wurde sie besorgt, denn im allgemeinen hielt Paul sich an sie, wenn er etwas brauchte. Überging er sie, dann führte er etwas Besonderes im Schilde. Während Mimmi noch nachdachte, hörte sie das Dienstmädchen die Stufen hinauflaufen.
    Die Modenschau war zu Ende. Als nächstes folgte ein Bericht über die Ausbildung Behinderter in einer speziellen Werkstatt.
    Ach Gott, dachte Mimmi, die Armen. Schon wieder, man kann sie gar nicht mehr sehen. Mir tun sie ja so leid, aber die ewigen Bilder über sie können einem auch lästig werden. Das soll nicht heißen, daß ich gegen die ›Aktion Sorgenkind‹ bin. Im Gegenteil.
    Sie

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