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Der verhängnisvolle Urlaub

Der verhängnisvolle Urlaub

Titel: Der verhängnisvolle Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erhob sich, schaltete den Apparat ab, verließ den Raum, um nach ihrem Gatten zu sehen, und fand ihn oben im Schlafzimmer vor dem offenen Kleiderschrank, aus dem er einzelne Stücke herausnahm und sie aufs Bett warf. Sie wurden vom Dienstmädchen aufgenommen und im Koffer verstaut, der am Fußende des Bettes lag.
    »Was machst du?« fragte Mimmi, auf der Schwelle stehend, ihren Mann.
    »Packen.«
    »Wohin willst du?«
    »Nach Nickeroog, für Ordnung sorgen.«
    »Aber –«
    »Denkst du, ich lasse das so weiterlaufen? Dann kennst du mich schlecht. Du und Karin, ihr beide kennt mich dann schlecht.«
    Mimmi gab dem Dienstmädchen ein Zeichen, das Schlafzimmer zu verlassen. Als das geschehen war, sagte sie: »Paul, ich warne dich. Du läufst Gefahr, dich dort nur zu blamieren. Die Karin hat ihren eigenen Kopf, das weißt du doch, den sie durchzusetzen pflegt, auch dir gegenüber.«
    »Diesmal nicht, dafür garantiere ich.«
    »Was willst du denn machen, wenn sie sich dir nicht fügt?«
    »Ihr ein paar hinter die Löffel hauen, daß ihr das Feuer aus den Augen springt.«
    Mimmi legte sich die Hand auf die Brust.
    »Bist du wahnsinnig? Sie ist erwachsen!«
    »Das ist mir egal. Ich habe mir lange genug von ihr auf der Nase herumtanzen lassen. Das war ein Fehler, wie sich jetzt zeigt. Wir hätten ihr schon diese Schnapsidee, allein in Urlaub zu fahren, austreiben müssen, dann wäre die ganze Sauerei nicht so gekommen. Jedes zweite Wort ist schon seit Jahren von ihr ›Emanzipation‹. Jetzt hat sich's ausemanzipiert, dafür werde ich sorgen. Ganz Düsseldorf lacht über uns, jedenfalls diejenigen mit Verstand.« Paul hob den Zeigefinger. »Die kommt mit mir nach Hause, und hier wird das auch anders! Entweder fängt sie umgehend wieder an zu studieren, oder sie beginnt eine kaufmännische Lehre, die einmal dem Geschäft zugute kommen kann. Das werde ich ihr klarmachen.«
    »An eine dritte Möglichkeit denkst du überhaupt nicht?« antwortete Mimmi.
    »An welche?«
    »Daß sie heiratet.«
    »Wen denn?« regte sich Paul schon wieder auf. »Etwa einen von den Schnöseln auf dieser Scheißinsel, die nichts zu tun haben, als nur im Sand herumzuliegen, sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen und zu überlegen, welches der Weiber sie als nächste vernaschen können? Auch deine Tochter, vergiß das nicht. Sie ist ja mit den besten Vorsätzen hingefahren. Mit einem Haufen Pillen. Aber so einer käme mir gerade recht als Schwiegersohn.«
    Er wandte sich wieder dem Schrank zu, griff hinein und zerrte eine Hose heraus. Zwei andere lagen schon auf dem Bett.
    »Nimmst du mich mit, Paul?«
    »Wohin? Nach Nickeroog?«
    »Ja.«
    »Nein, du würdest nur stören.«
    Mimmi wußte, wann bei ihrem Mann sozusagen der Zug abgefahren und jedes weitere Wort in den Wind gesprochen war.
    »Dann laß mich wenigstens deinen Koffer packen«, sagte sie deshalb. »Das sieht ja hier aus, als ob du eine mehrwöchentliche Geschäftsreise antreten wolltest. Zu was brauchst du drei Hosen? Oder willst du länger dort bleiben?«
    »Keine unnötige Stunde länger.«
    »Na also, dann genügt doch eine Reisetasche für alles. Was willst du mit dem Riesenkoffer?«
    Paul Fabrici blickte zwischen seiner Frau und dem aufgeklappten, halbvollgepackten Koffer hin und her.
    »Mach du das«, knurrte er dann und folgte dem Dienstmädchen, das draußen das Ohr an die Tür gelegt hatte, um sich nichts von der ehelichen Auseinandersetzung entgehen zu lassen, und sich um ein Haar zu spät von der Tür gelöst hätte.
    Karin Fabrici hatte fast den ganzen Tag nach dem Abend und der Nacht ihres Balles als ›Miß Nickeroog‹ verschlafen. Es war sehr anstrengend gewesen, man hatte sie hundertmal zum Tanzen geholt, bis in die frühen Morgenstunden hinein. Nur einer war nicht aufgetaucht, um mit ihr übers Parkett zu schweben, und gerade auf ihn hatte sie so sehr gewartet. Vergeblich.
    Und das Herz war Karin schwer geworden. Sie zweifelte nicht daran, daß sie den Mann nie mehr sehen würde; er war abgereist, das stand für sie fest. Als der Ball endlich vorüber war, hatte sie sich vom Portier ihres Hotels eine starke Schlaftablette aushändigen lassen, ohne die es ihr trotz ihrer Müdigkeit nicht möglich gewesen wäre, den dringend benötigten Schlaf zu finden.
    Am Spätnachmittag erwachte sie. Man hatte sie schlafen lassen. Der Rummel um sie war am Abflauen. Der Tag eines Filmstars lag hinter ihr, der festliche Ball auch; die Interviews jagten einander nicht mehr;

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