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Der verhängnisvolle Urlaub

Der verhängnisvolle Urlaub

Titel: Der verhängnisvolle Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Vater.«
    »Eines sage ich dir, Mutter …«
    »Was?«
    »Wenn ich nach Hause komme, sperre ich mich drei Tage in mein Zimmer ein und spreche kein Wort mit euch beiden.«
    »Karin!« jubelte Mimmi. »Von mir aus vier Tage, aber ich sehe die Möglichkeit nicht, daß du diese Idee verwirklichen kannst.«
    »Wer will mich daran hindern?«
    »Dein Vater.«
    »Schon wieder!«
    »Du kennst ihn doch. Gewalttätig, wie er ist, wird er deine Tür einrennen, um dich an seine Brust zu ziehen.«
    »Ach Mutti«, seufzte Karin wieder. »Ihr zwei …«
    »Noch eine letzte Bitte, mein Kind …«
    »Welche?«
    »Sag deinem Vater nicht, daß ich dich angerufen und präpariert habe. Er ist ein Scheusal, weißt du. Hast du doch selbst gesagt?«
    »Du bist auch eines.«
    »Sonst würde ich doch nicht zu deinem Vater passen.«
    »Wiedersehen, Mutti.«
    »Wiedersehen, mein Liebling, ich küsse dich.«
    »Ich dich auch.«
    Karin legte auf und neigte dazu, noch einmal ins Bett zu gehen und dieses Telefongespräch zu überdenken. Vater war also im Anmarsch, als eine Art wildgewordener Stier. Vorsicht war demnach geboten, wenn Mutter nicht übertrieben hatte. Diesen Anschein hatte es jedenfalls nicht gehabt.
    Ins Bett ging Karin nicht mehr. Ich bin ja noch gar nicht angezogen, fiel ihr ein. Außerdem war sie durch das läutende Telefon unterbrochen worden, als sie im Bad Toilette gemacht hatte. Dieses Werk mußte also auch noch vollendet werden.
    Was mache ich dann? fragte sich Karin. Gehe ich noch ans Meer, zum Baden? Besser nicht, mein leerer Strandkorb würde nur schmerzliche Erinnerungen in mir aufwühlen. Erinnerungen an ihn …
    Auf jeden Fall, sagte sie sich, muß ich beim Portier hinterlassen, wo ich zu erreichen bin, wenn Vater eintrifft.
    Sie legte nur hauchdünn Puder auf, zog die Lippen nach, schlüpfte in ein hübsches Leinenkleid und sah aus wie die Karin Fabrici vor dem ganzen Miß-Rummel.
    Also, was mache ich jetzt? fragte sie sich noch einmal. Und dann überstürzten sich die Ereignisse …
    Das Telefon läutete wieder.
    »Ja?«
    »Gnädiges Fräulein« – der Portier war das – »ein Herr ist bei mir, der fragt, ob er Sie sehen kann.«
    Schon Vater? Das ging aber schnell, dachte Karin und sagte: »Natürlich. Schicken Sie ihn rauf.«
    »Auf Ihr Zimmer?«
    »Ja. Wohin sonst?«
    »Sie kommen nicht herunter?«
    Karin wurde ärgerlich.
    »Was wollen Sie damit sagen? Hat man hier im Hause vielleicht etwas dagegen, daß mein Vater zu mir auf mein Zimmer kommt?«
    »Ihr Vater?«
    »Ja. Hat er Ihnen das nicht gesagt?«
    »Nein. Ich hätte ihm das auch nicht geglaubt.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil er Sie dann wohl etwas zu früh als Tochter hätte bekommen müssen, gnädiges Fräulein«, antwortete der Portier, und man konnte fast durch das Telefon sehen, wie er sich dabei zu grinsen erlaubte.
    »Herr Kabel«, erklärte Karin nun etwas umständlich, »ich erwarte meinen Vater, daher das Mißverständnis, das sich zwischen uns anscheinend ergeben hat. Der Herr, der sich bei Ihnen befindet, ist also ein anderer?«
    »Ja.«
    »Und warum sagen Sie mir nicht, wer er ist?«
    »Verzeihen Sie, das wollte ich ja, aber Sie ließen es nicht dazu kommen, gnädiges Fräulein.«
    »Sein Name?«
    »Krahn.«
    »Peter Krahn?« fragte Karin überrascht.
    »Einen Moment, seinen Vornamen hat er mir noch vorenthalten …«
    Karin vernahm, wie der Hörer abgelegt wurde, wie zwei Männer undeutlich ein paar Worte miteinander wechselten, und dann kam auch schon wieder die Stimme des Portiers.
    »Gnädiges Fräulein …«
    »Ja.«
    »Ihre Vermutung trifft zu. Es handelt sich um Herrn Peter Krahn.«
    »Rauf mit ihm!« rief Karin spontan, korrigierte sich jedoch rasch: »Ich wollte sagen, schicken Sie ihn bitte herauf zu mir, Herr Kabel. Auch gegen ihn bestehen keinerlei Bedenken. Wir sind eine Art Nachbarskinder. Er wird mir nichts antun.«
    »Sehr wohl, gnädiges Fräulein.«
    Als Peter Krahn den Lift verließ, stand Karin schon vor ihrem Zimmer auf dem Flur und winkte ihm. Sie freute sich sichtlich und nahm ihn mit der Frage in Empfang: »Was machst du denn hier, Peter?«
    Seine Verlegenheit war nicht zu übersehen. Erst als sich die Tür zu Karins Zimmer hinter ihnen geschlossen hatte und er auf einem Stuhl saß, antwortete er: »Ich komme von deinem Vater.«
    »Von wem? Der wollte doch selbst kommen?«
    »Dein Vater?«
    Bei dem Dialog der beiden war einer erstaunter als der andere.
    »Ja«, nickte Karin.
    »Wer sagt das?« fragte Peter.
    »Meine Mutter.

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