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Der verkaufte Patient

Titel: Der verkaufte Patient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Hartwig
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Gründung von Dienstleistungsgesellschaften erlaubt, nur es stehe auch geschrieben, dass ausgeschlossen sei, dass deren Finanzierung aus Mitteln der KBV oder KV genommen werden dürfen. KBV-Köhler hielt sich an diese Vorgabe.
    Wenn die Stiftung eine AG gründet, kann diese AG mit Krankenkassen und anderen Interessenten Verträge abschließen. Das Grundkapital soll fünf Millionen Euro betragen. So wollen die Ärztefunktionäre der Kassenärztlichen Vereinigungen ihrem drohenden Machtverlust vorbeugen, um im Geschäft zu bleiben. Die Stiftung mit dem bezeichnenden Namen»Aesculap« (der griechische Gott des Heilens) wurde quasi im Eilverfahren aus dem Boden gestampft. Vielleicht kam es durch die laufenden Entwicklungen im Gesundheitswesen zu der Namensgebung. Quasi als Erinnerung für die kommende Generation der Ärzte.
Bruderkrieg im Ärztekittel
     
    Lange habe ich mich gefragt, warum Ärzte so wenig Selbstbewusstsein haben. Schauen wir an, wie es einem jungen Menschen geht, der Arzt werden will! Weshalb entscheidet er sich nach dem Abitur für das Studium der Medizin? Warum setzt er sich über viele Jahre in die Uni und büffelt sich durch alle nur denkbaren Examina? Warum übersteht er das praktische Jahr und wird Arzt im Praktikum? Warum entscheidet er sich für eine Richtung und büffelt weiter für den Facharzt? Was war der Grund, weshalb sich ca. 120 000 Ärzte in unserem Land ihre Zulassung als Kassenarzt holten? Mag sein, dass es verschiedene Motive gibt, aber eins haben sie sicher gemeinsam, diese Ärzte – sie sind keine Menschenhasser!
    Schon während ihrer fünf- bis sechsjährigen Facharztausbildung sind die jungen Mediziner auf Gedeih und Verderb von ihrem Chefarzt abhängig. Meist durch einen Zeitvertrag nur für ein Jahr angestellt, müssen sie sich den Vorgaben ihres Vorgesetzten komplett unterordnen, denn er entscheidet, ob der Arbeitsvertrag verlängert wird, bestimmt, wie rasch sie die Vielzahl der vorgeschriebenen Operationen erbringen können. Nur wer spurt, erhält die Facharzt-Qualifikation. Nun sind sie Ärzte, aber sie finden nicht etwa ein gerechtes System vor, in dem Wissen anerkannt und Leistung honoriert wird. Wer Arzt ist und als Arzt praktizieren möchte, findet sich plötzlich in einem System wieder, in dem er Teil eines politischen Spiels ist. Die Freiheit, endlich selbst Patienten zu behandeln, hat kurze Beine. Durch Berechnungssysteme,Unterbezahlung und Überbürokratisierung werden viele Mediziner zu stromlinienförmigen Abnickern erzogen.
    Aber es kommt noch etwas hinzu. Ärzte werden gegeneinander ausgespielt – und zwar systematisch. Freie, niedergelassene Ärzte gegen angestellte Ärzte, Hausärzte gegen Fachärzte, Zahnärzte gegen den Rest der Welt. Das System, in das sie seit Jahrzehnten über Gesetze und Verordnungen gepresst werden, fördert den Bruderkrieg – und genau dieses System haben die Politiker aller Farbnuancen zu verantworten. Die Politik und die Strategen des gesundheitspolitischen Umbaus haben ein vitales Interesse daran, dass sich die einzelnen Gruppen von Ärzten die Butter auf dem Brot nicht gönnen, dass sie verfeindet und in allerhand Scharmützel verstrickt sind. Das Ganze geht nach einem uralten Prinzip: »Divide et impera!« – Teile (zu) und herrsche! Man könnte auch sagen: Es ist wie bei der Hundedressur: Stellen Sie sich einfach eine Schüssel vor, in der für jeden Hund genügend Futter ist. Um die Hunde aufeinander scharf zu machen, nehme ich jetzt den Inhalt dieser Schüssel und teile ihn in kleine Schüsseln auf. Gezielt wird das Fressen reduziert. Der Hunger treibt das Rudel auseinander, und jeder wird des anderen Feind. Gegenüber dem Fressnapffüller gibt es die Hunde, die sich anpassen, die winseln und sich dadurch erhoffen, ein paar Fleischbrocken mehr zu erhalten. Und es gibt welche, die werden aggressiv und greifen ihre Artgenossen an. Hinter allem steht ein System! Nur durch die Rationierung der Futtertöpfe kann das Ziel der Dressur – gegeneinander statt miteinander – funktionieren!
    Bei den Ärzten erfolgt die Dressur über den Honorarkuchen (die ca. 150 Milliarden, die jährlich von uns Beitragszahlern einbezahlt werden). Davon geht ein kleines Stück an die Ärzte, aber nicht direkt, sondern über die Kassenärztlichen Vereinigungen. Die verteilen nun das Ministück des Kuchens, ähnlich dem der Hundedressur. In vielen kleinen Töpfchen werden die Pünktchen verteilt, rationiert und mitAuflagen versehen. Männchen machen

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