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Der verkaufte Tod

Der verkaufte Tod

Titel: Der verkaufte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Einigung.
    »Ich habe mich entschieden.« Der Student aß weiter seine Hirsesuppe.
    »Und wie?«
    »Ich erlaube dir, mich am Arsch zu lecken.«
    »Schade.« Tawan hob die Schultern. »Daraus wird nichts. Stimmt es, daß Heroin das Gehirn auffrißt?«
    »Stimmt es, daß die Blöden in den Himmel kommen? Dann bist du jetzt schon ein heiliger Mann.«
    Tawan zog das Kinn an. Wie der Student spannte er jetzt auch seine Muskeln. »Steh auf und verlaß meine Unterkunft!« befahl er.
    Der Student starrte ihn an, als habe er die Worte nicht begriffen. Aber plötzlich zuckte seine Hand nach vorn, ergriff den Kochtopf und schleuderte ihn gegen Tawans Seidenanzug. Die Suppe rann in breiten Streifen an ihm herunter.
    Tawan zog blitzschnell sein Messer.
    Aber auch der Student sprang, wie von einer Feder hochgeschnellt, vom Boden auf, griff nach dem Spirituskocher und hielt ihn als Schutz zwischen sich und Tawan. Mit der anderen Hand griff er in die Tasche und holte ein Feuerzeug heraus. »Das Messer weg!« zischte er.
    »Du hast meinen Anzug beschmutzt.«
    »Man kann ihn reinigen.«
    »Du zahlst tausend Rupien für meine Wohnung! Tausend Rupien für alles, das ist fast ein Geschenk.«
    »Ich zünde den Kocher an und werfe ihn dir ins Gesicht. Er wird dir die Dummheit wegbrennen!«
    Der Student ließ die Flamme des Feuerzeugs aufblitzen, aber im gleichen Augenblick stieß er einen Schrei aus und ließ den Kocher fallen.
    Aus dem Handgelenk heraus, unsichtbar für jeden, schleuderte Tawan sein Messer auf den Gegner. Es traf seine rechte Schulter, drang tief in den Körper ein und lähmte jede Bewegung.
    Der Student taumelte zurück, starrte auf das Messer und wollte es herausziehen. Blut rann an seiner Brust und dem Arm herunter.
    »Laß das sein, studierter Halunke!« sagte Tawan ruhig. »Du weißt nicht, ob ich ein zweites Messer im Gürtel habe, das trifft dann genau dein Herz! Ist das dein Dach wert? Laß uns verhandeln.«
    »Du Idiot! Ich habe keine tausend Rupien!« Der Student zog das Messer aus seiner Schulter und warf es Tawan zu Füßen. Dann drückte er die flache Hand gegen die Wunde, um das Blut zurückzuhalten. Es gelang nicht, und er stöhnte leise. »Ich verblute«, stammelte er. »Laß mich raus, ich muß in das nächste Krankenhaus.«
    »Das erreichst du nicht mehr.« Tawan trat auf ihn zu. »So ein Schwachkopf hat Medizin studiert und wollte Arzt werden! Du hast dir dein Hirn wirklich weggespritzt.«
    Tawan griff an den Stoff, das einmal ein Hemd gewesen war, riß ein Stück ab, drückte es auf die Wunde und dann die Hand des Studenten darauf. »Preß, so fest du kannst.«
    »Das wird eine Infektion geben!«
    »Warum bist du auch so dreckig? Als ich in den Slums gelebt habe, habe ich jeden Tag im Fluß gebadet. Ich war immer sauber, ich habe nie gestunken.«
    »Es war mein einziges Hemd.«
    »Du hast auch nur ein einziges Leben.« Tawan hob sein Messer vom Boden auf und schabte mit ihm die Reste der Hirsesuppe von seinem Anzug. »Ich mache dir einen Vorschlag, Gauner. Du zahlst mir jede Woche hundert Rupien; ich hole sie mir jeden Sonntag ab. In zehn Wochen hast du alles bezahlt. Hundert Rupien in der Woche kann man verdienen, wenn man arbeitet. Lerne arbeiten.«
    »Ich habe keine Kraft mehr.« Der Student sank auf die alte Matratze, auf der Tawan zuerst allein, dann mit Vinja geschlafen hatte.
    »Dann hör auf mit dem Spritzen!«
    »So einen blödsinnigen Rat kann nur jemand geben, der Heroin nicht kennt. Die Klauen eines Tigers sind wie ein Jucken gegen den Schmerz, der den Körper in Stücke reißt, wenn man kein Heroin mehr bekommt. Ich habe es zweimal versucht, zweimal habe ich im Wahnsinn geheult wie ein junger Hund und bin auf allen vieren herumgekrochen.« Plötzlich traten Tränen in seine Augen und rannen die eingefallenen Backen herunter. »Ich kann mir keine hundert Rupien in der Woche verschaffen«, sagte er weinerlich. »Oder soll ich jede Woche einen Menschen erschlagen und ihn berauben?«
    Tawan schwieg. Er sah den elenden jungen Mann vor sich lange an und dachte daran, daß er in seinem Leben das Glück gehabt hatte, immer zur richtigen Zeit einen anderen Weg zu finden. Anderen gab das Schicksal nur Blindheit.
    »Sagen wir die Hälfte.« Tawan war über sich selbst erstaunt, daß er so etwas aussprechen konnte. »Fünfhundert Rupien in zehn Raten, das kannst du doch aufbringen. Das kann sogar der, der von Müllhaufen und Ratten lebt.«
    »Ich will es versuchen.« Der Student erhob sich schwankend

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