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Der verlorene Sohn von Tibet

Der verlorene Sohn von Tibet

Titel: Der verlorene Sohn von Tibet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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alles verändert.«
    Yao erhob keinen Einwand, sondern starrte nur traurig und enttäuscht das kleine Telefon an.
    Corbett trennte die Verbindung und steckte den Apparat ein. »Wir besorgen uns die Gesprächsdaten«, versprach er. »In ein paar Tagen werden wir über Croft Antiquities alles wissen, was es zu wissen gibt.«
    »Aber auch das wird nicht erklären, welche Verbindung zu Peking und zu Ming besteht«, sagte Yao und schaute in den Abgrund. »Die Antwort liegt in den Ereignissen verborgen, die sich an jenem Tag in der Verbotenen Stadt zugetragen haben und von denen nichts in den Polizeiberichten stand. Wir haben nur die Briefe des amban . Wir wissen nicht, welche weitere Korrespondenz es über den Schatz gegeben hat. Wie können wir diese Leute aufhalten, wenn wir nicht erfahren, waszwischen dem amban und seinem Onkel vorgefallen ist? Der verschwundene Schatz stellt das gemeinsame Bindeglied dar. Sobald wir ihn finden, finden wir auch alle Beteiligten.«
    »Wir wissen, daß der Kaiser offenbar Kopien all seiner Briefe aufbewahrt hat«, sagte Shan. »Und ich glaube nicht, daß Mings Suche hundertprozentig erfolgreich war.«
    »Wie meinen Sie das?« fragte Yao kühl.
    »Die Unterlagen sind immer noch dort, in der Verbotenen Stadt.«
    »Das ist bloß eine Vermutung.«
    »Der amban höchstpersönlich hat es uns verraten. Er hat sich beim Kaiser für den Gebrauch der Worte der Sutras bedankt. Damit war gemeint, daß der Kaiser ihm auf tibetisch geschrieben hat. Ich habe vorhin in Major McDowells Tagebuch einen Eintrag gefunden, der das bestätigt. Für den Kaiser war es eine hervorragende Möglichkeit, den Inhalt der Briefe vor seinen Mandarinen geheimzuhalten. Selbst wenn Ming diese Schreiben entdeckt haben sollte, würde er einem auf tibetisch verfaßten Brief wohl kaum eine besondere Bedeutung beimessen. Er spricht kein Tibetisch.«
    Yao sah Shan an, und etwas in seinen Augen schien zu funkeln. Dann ging er zu Corbett, der erneut das kleine Telefon betrachtete.
    Liya stand am Rand der Klippe und schaute weinend in den Abgrund. Shan hockte sich neben sie und zeichnete etwas in den Staub: ein Oval, das einen Kreis umschloß, in dem sich ein Quadrat befand. »Eine Erdtür im Innern des Himmelskreises.«
    Liya schlug eine Hand vor den Mund. »Der Tunnel. Er wollte mir mitteilen, daß Lu und Khan einen Tunnel in den Mandala-Tempel gegraben hatten.«
    Shan nickte und erinnerte sich an die Knochen unterhalb der Zeichnung, die wie ein Pfeil nach oben gewiesen hatten. Der sterbende Lodi hatte versucht, Liya – und nur Liya – mitzuteilen, was er an jenem Tag in den Gewölben entdeckt hatte. »Und er hat über den Bergbuddha geschrieben. Wo ist er, Liya?«
    »Er schläft«, antwortete sie mit warnendem Blick.
    Shan vergewisserte sich, daß niemand sie belauschte. »Dubegreifst nicht«, sagte er. »Ming weiß aus einem der alten Bücher davon. Er will den goldenen Buddha haben. Auch falls es ihm nicht gelingen sollte, den Schatz des Kaisers zu finden, will er doch zumindest neue politische Macht erlangen und sich das goldene Abbild Buddhas sichern.«
    »Manches muß den Tibetern überlassen bleiben, Shan«, sagte Liya. »Die Hügelleute und Oberst Tan werden das unter sich ausmachen. Du kannst nichts daran ändern. Gendun hat uns höchstpersönlich seinen Segen erteilt.« Dieser letzte Satz klang wie eine Rechtfertigung. Liya wußte, daß Shan sich nicht gegen den alten Lama stellen würde.
    »Aber Gendun glaubt vermutlich, Surya befinde sich unter den Sträflingen«, protestierte Shan und sah Liya flehentlich an.
    Sie schüttelte den Kopf und lächelte bekümmert. »Es ist die einzige Gelegenheit, die sich unserem Volk in den letzten fünfzig Jahren geboten hat.«
    »Versteckt den Buddha wenigstens.«
    »Er war viele Jahrzehnte versteckt, doch Lodi hat ihn gefunden. Es sollte sein letztes Geschenk an uns sein.«
    »Lodi?«
    »Du vergißt, daß auch ich nach seinem Tod dort war. Die Zeichnung der dzi -Perle habe ich anfangs nicht verstanden, aber ich habe die Knochen gesehen. Sie waren der Hinweis auf etwas anderes.«
    »Oben auf dem Sims?« Shan ließ den Ort noch einmal Revue passieren. Die Körbe sollten womöglich nur den Tunnel verbergen, aber was war außerdem zu sehen? Dicke Yakseile. Flaschenzüge. Lange Meißel.
    Liya hob einen Finger an die Lippen und berührte dann Shans Schläfe. »Du bist verletzt.«
    Shan tastete nach der Stelle, an der das Gewehr ihn getroffen hatte. Drei seiner Finger waren blutig.
    »Im

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