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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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zum Beben. Die Wolken brachen auf und schütteten gewaltige Wasserfluten auf sie nieder, die ihnen die Sicht raubten.
    »Egal! Los!«, brüllte Romy.
    Die Soldaten beugten die Köpfe gegen den Sturm und trieben Bran und Made mit ihren Speere vorwärts. Die scharfen Spitzen erzürnten Made weniger als die Gefangennahme an sich, und der kalte Regen, der an ihm hinabrann, trug wenig dazu bei, seinen lodernden Zorn zu kühlen.

Kapitel 23

    Mades Füße schleiften im Schlamm, als die Soldaten sie hinunter zu dem Gebäude mit dem Spinnennetzgerüst zerrten.
    »Sperrt sie in die Zellen«, befahl Acrysy vor dem steinernen Bogen des Eingangstores, während der Regen auf den Pilz über seinem Kopf trommelte.
    »Das geht nicht«, erwiderte Romy. »Dieser Flügel wurde durch das Erdbeben schwer beschädigt und ist noch nicht wieder aufgebaut.«
    »Ein Erdbeben?«, fragte Bran.
    Sogleich traf ihn ein Speerschaft am Kopf und riss ihn fast zu Boden. Made knurrte und stolperte auf den Wachposten zu, der seinen Freund geschlagen hatte. Mehrere Hände packten ihn, Faustschläge hämmerten auf seinen Magen und seine Nieren ein. Das Gerüst schwankte im Wind, und die oberen Verstrebungen prallten gegen die Steinmauer.
    »Dann steckt sie in eine der Vorratskammern«, brüllte Acrysy, ehe er hinter einer Tür verschwand.
    Die Soldaten packten Bran und Made und schleiften sie durch den Matsch in einen kleinen Hof zwischen hohen Mauern. Dort stieß man sie in einen Steinkorridor, der von öligem Fackelschein erhellt wurde. Die Luft stank nach Rauch und Menschen, aber darunter witterte Made vor allem Kälte und Feuchtigkeit. Die Gruppe stolperte einige enge Stufen hinab. Einer der Männer ging voraus und öffnete eine schwere Eichentür. Während Bran in den engen Raum geschoben wurde, konnte Made eine niedrige Decke und kahle Steinwände erkennen. Dann stieß auch ihn eine Hand in die Kammer.
    »Nehmt es nicht persönlich, Hauptmann Bran«, rief Romy ihnen nach.
    Die Tür wurde zugeschlagen und tiefe Dunkelheit umfing sie.
    Als wäre dies lediglich eine ihm unbekannte Höhle, begann Made die Abgrenzungen ihrer Umgebung zu erforschen. Mit seinen gefesselten Händen tastete er sich die Wände entlang und befühlte die Ecken und Eugen an Boden und Decke. Er ging ganz langsam vor, falls irgendwo verborgene Spalten im Mauerwerk warteten, fand aber nichts. Die Wände bestanden aus groben Steinen, und die Decke wurde durch Rundbögen gestützt.
    »Was ist passiert?«, fragte Made, während er die Kammer erkundete. »Warum behandeln sie uns so? Es ist doch dein Volk, deine Horde.«
    »So einfach ist das nicht.«
    Die Stimme erklang dicht neben Made, vom Boden her, wo Bran an die Wand gelehnt saß. Einen Schritt weiter und Made wäre über ihn gestolpert.
    »Baron Culufre regiert hier seit siebzehn Jahren. Ja, damals war ich zwölf. Aber er stammt ursprünglich aus der Kaiserlichen Stadt, wie fast alle seiner Ritter und Soldaten, zumindest die seines innersten Kreises. Ich war der Einzige aus dem Tal, dem es je gelang, unter seinen Männern einen höheren Rang einzunehmen.«
    Made vollendete seinen Rundgang und kehrte zur Tür zurück. Eine dünne Linie trüben Lichts zwängte sich durch den Türspalt, nicht genug, um seine Fesseln zu beleuchten.
    »Ich bin in diesem Tal aufgewachsen«, fuhr Bran fort. »Der Bauernhof meiner Mutter - mittlerweile hat sie ihn der Frau meines Bruders Pwyl übergeben - liegt keinen Tagesmarsch von hier entfernt. Deswegen bin ich für viele von ihnen ein Fremdling.«
    Die Seile an Mades Handgelenken waren zu fest verknotet, um sich daraus zu befreien, deshalb begann er, mit den Zähnen an ihnen zu nagen.
    »Der Halbbruder des Barons, Lady Sebius, der Eunuch… «
    Made schaute in Richtung von Brans Stimme. »Was ist ein Eunuch?«
    »Ein Mann, der zu einer Frau gemacht wurde, damit er die Rechte einer Frau besitzt.« Brans Füße scharrten am Boden, als wäre ihm unbehaglich zumute. »Wie ein Zauberer, der den Talar wählt. Aber Eunuchen dürfen Eigentum und Land besitzen und es den von ihnen gewählten Erben hinterlassen.«
    Die Antwort schuf mehr Rätsel, als sie löste. Weil das Seil zu rau und zu hart war, gab Made den Versuch auf, es zu zerbeißen.
    »Sebius wurde zum Eunuchen gemacht, um Land für den Baron zu besitzen, weil damals die Fähigkeiten und die Loyalität der Baronin noch unbekannt waren. Aber sie hat sich als starke Frau erwiesen, weise mit ihrem Reichtum, und obwohl Sebius reich geworden ist - dieser

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