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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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Palast gehört ihr - wurde sie nicht so mächtig, wie sie es sich erhofft hatte.«
    Made bewegte sich Schritt für Schritt die Wand entlang und strich mit den Handflächen über die Oberfläche, auf der Suche nach einer scharfen Kante an den Mauersteinen. Als er eine entdeckte, wetzte er das Seil daran.
    »Sebius war Oberhirtin, als der Baron in diesem Tal eintraf.« Bran schwieg einen Moment, und das einzige Geräusch war das Schaben von Mades Fesseln. »Noch heute kann ich mich an den Anblick erinnern, wie das riesige Heer über die Flussebene zog, die vielen Mammuts - die meisten von ihnen wurden nach und nach zurück in die Kaiserliche Stadt geschickt. Ich verabschiedete mich von meiner Mutter und folgte dem Heer, mit dem Versprechen, in einer Woche wieder zurück zu sein. Doch Sebius nahm mich in ihre Dienste auf. Wir müssen Dutzende gewesen sein - alte Männer, Frauen, Knaben. Und als Sebius aufstieg, machten auch wir unser Glück. Ich wurde viele Male befördert.«
    Made gab sein Vorhaben auf und tastete sich weiter die Wand entlang, auf der Suche nach einem schärferen Stein, mit dem er weitermachen konnte.
    »Der Baron ist ihrem Beispiel nie gefolgt und hat sich immer mit Leuten aus dem Herzen des Reichs umgeben, denen er vertraut. Und doch… «
    »Was?« Made fand einen Stein mit einer schärferen Kante und wetzte ein oder zwei Seilstränge durch.
    »Schwer zu sagen. Der Baron hat hier Wurzeln geschlagen. Sebius, von der man das naturgemäß eher erwartet hätte, ist dem Reich dagegen sehr viel mehr verbunden geblieben als er. Der Baron ist nie wieder in die Kaiserliche Stadt gereist, außer zur Beerdigung der letzten Kaiserin, aber Sebius kehrt jedes zweite Jahr dorthin zurück. Durch ihre Fürsprache am kaiserlichen Hof wurde ich in den Ritterstand erhoben, trotz meiner Herkunft. Ich glaube, sie wollte damit beweisen, dass sie über die Macht und die Verbindungen verfugt, so etwas zu bewirken.«
    Bran verstummte.
    Made verzweifelte allmählich an seinen Fesseln. Vermutlich würde eher das Wasser das Grundgestein aushöhlen, als dass es ihm gelänge, sie durchzuscheuern. Der Winkel war ungünstig, und die Steinkante war rasch stumpf geworden.
    »Allerdings schuldet sie mir eine Menge«, fügte Bran hinzu. »Sollte Acrysy allein für unsere Gefangennahme verantwortlich sein, sind wir gerettet, sobald Sebius die Wahrheit erfährt.«
    »Und wenn Sebius sich mit Acrysy zusammengetan hat?«
    Bran scharrte wieder mit den Füßen im Dreck und seufzte: »Sie hat die Macht, zu tun, was ihr beliebt.«

    *

    Made wusste nicht genau, wie viel Zeit vergangen war - in einer so dunklen Höhle ließ sich das schwer sagen. Seinem brennenden Durst nach zu urteilen, schmorten sie schon eine Ewigkeit hier unten. Als er müde wurde, rollte er sich auf dem Steinboden zusammen und döste. Brans trockene Stimme weckte ihn; er konnte nicht sagen, wie lange er geschlafen hatte. Die Lichtstriche an der Tür waren verschwunden.
    »Sie wollen, dass wir Angst haben, Freund Claye.«
    »Angst?«
    »Vor der Dunkelheit. Hier drin ist es wie in einem Grab.«
    »Es ist so dunkel wie in einer alten Höhle. Nur in einer neuen Höhle muss man im Dunkeln Angst haben. Man kann durch ein plötzliches Gefälle am Boden in eine Felsspalte rutschen, wo niemand an einen herankommt und man weint, bis man stirbt. Das ist einem Mädchen passiert, das ich kannte.« Er sprach von Blüte. »Obwohl die Horde eine Woche lang versuchte, sie herauszuholen. Aber hier ist es wie in einer alten Höhle. Hier haben wir festen Grund, feste Wände.« Er patschte mit den Füßen gegen den Boden und trommelte mit den Fäusten gegen die Mauern. »Was kann uns hier schon passieren?«
    Brans Lachen hüpfte durch den Raum wie ein Kiesel, der in einen tiefen Schacht fällt. »Mag sein.«
    »Im Dunkeln gibt es keine Gefahr«, erklärte Made. »Es sei denn, die Dunkelheit birgt Feinde.«
    Der Geruch in der kleinen Kammer veränderte sich, aber Made hatte Mühe zu sagen, auf welche Weise. Brans Schweiß und sein eigener verströmten einen stechenden Gestank, aber noch etwas anderes kitzelte seine Nase.
    »Mutter Bwnte«, sagte Bran. »Möge sie Romy dafür verfluchen, so gut aufgepasst zu haben, als ich ihn ausbildete. Meine Hände sind völlig taub, weil er das Seil so fest gezogen hat.« Schlurfende Schritte waren zu hören, gefolgt von Fäusten, die an die dicke Tür hämmerten. »Aufmachen! Sebius! Sebius! Aufmachen! Komm sofort her!«
    Made suchte weiter nach einem

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