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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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Kinderlieder vor. Als sie verstummte, drehte Yvon sich zu ihr um. Ihr Blick war verschwommen, und sie lehnte sich haltsuchend an ihn. Er hatte bereits die Arme ausgestreckt, um sie stützen, doch im letzten Moment fing sie sich wieder.
    »Ihr dürft Euch gerne auf mich stützen, sagte er.
    Sie schüttelte matt den Kopf und stolperte weiter. Aber der Fluss ihrer Kinderreime verkümmerte wie Blumen im Frost.
    Als es dunkel wurde, rasteten sie neben dem Pfad. Nachdem Xaragitte die Hälfte des Haferbreis gegessen hatte, schlief sie zusammen mit Claye ein. Yvon formte aus dem Rest eine kleine Kugel, die er erst in der Hand behielt und dann lange in seinem Mund ruhen ließ, ehe er sie kaute und hinunterschluckte.
    Er legte beide Decken um sie und das Kind, wickelte sich fest in seinen Mantel und lehnte sich an einen Baum. Die kalte Bergluft ließ ihn zittern. Schließlich fiel er in einen leichten Schlaf.
    Er schrak zusammen und wachte auf, bevor er richtig gewahr wurde, was ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Da hörte er es wieder - das Brüllen eines Mammuts auf dem Weg hinter ihnen. Offenbar hatten Baron Culufres Männer vor, den Marsch zur Burg in einem Tag und einer Nacht hinter sich zu bringen.
    Mit einem sanften Rütteln weckte er Xaragitte und sagte: »Sie kommen. Wir müssen weiter.«
    Sie nickte voll Bitterkeit und stand auf. Yvon nahm Clayes schlaffen Körper und half ihr, das Kind in das Tuch zu legen. Kein Geräusch störte die kühle Nachtluft, außer ihrem Atem und dem leisen Knirschen ihrer Schritte auf dem Pfad. Mehrmals sank Xaragitte der Kopf auf die Brust, ehe sie ihn wieder hochriss. Nicht lange und sie schlafwandelte fast, die Augen halb geschlossen. Als Claye aufwachte und gefüttert werden wollte, wurde auch sie wieder munter. Kurz darauf hielten sie an, damit sie den Kleinen wickeln konnte.
    »Wie weit müssen wir heute Nacht noch gehen?«, fragte sie.
    »Nicht sehr weit«, erwiderte er, aber auch er war offenbar schlafgewandelt. Sie folgten einem Pfad am Fluss. Ein paar Vögel trillerten die ersten Melodien des Morgens. Wäre das schwache Licht im Osten nicht gewesen, Yvon hätte die drei hohen Kiefern übersehen und die Abzweigung verpasst.
    Er sah sich um. Unter den Kiefern am steinigen Flussufer stand ein niedriges Gebäude - das Häuschen des Erdzauberers.
    Yvon ging darauf zu und klopfte an die hölzerne Tür. »He, Banya, wach auf!«
    Einige Augenblicke später öffnete sich die Tür einen Spalt. Ein runzeliges Gesicht musterte Yvon durch den Schlitz. Schließlich sagte der Mann. »Seid Ihr ein Geist? Sagt es mir dreimal, sagt mir die Wahrheit!«
    Yvon fragte sich, was Banya wohl gehört haben mochte. »Unter dem Himmel lebe ich. Über der Erde lebe ich.«
    Die Tür schwang auf, und ein alter Mann kam heraus. Er trug das ärmellose Kleid einer Frau, mit breiten, schmucklosen Kupferarmreifen an den Handgelenken und einem zu weiten Gürtel um die Hüfte. Er hatte sehnige Gliedmaßen, in demselben verwaschenen Braun wie die verwitterten Bäume hoch oben in den Bergen. Zottige Haarsträhnen umrahmten sein runzeliges Gesicht und fielen auf seine breiten Schultern. Bartstoppeln sprossen auf seinen Wangen, dort, wo er sie vor ein paar Tagen glatt geschabt hatte. Er starrte Yvon an. »Ihr seid ein toter Mann.«
    »Ihr seid der zweite, der mir das in ebenso viel Tagen sagt.«
    »Wer war der Erste?«
    »Ich habe ihn nicht nach seinem Namen gefragt, ehe ich ihn tötete. Einer von Culufres Männern. Von wem habt Ihr gehört, ich sei tot?«
    »Ihr werdet vermisst, darum.« Banya schaute auf Xaragitte und schirmte die Augen ab, als er das Baby sah. »Vor zwei Tagen gruben sie immer noch in der Burgruine herum. Man geht davon aus, dass man Euren Leichnam unter den Steinen und der Asche finden wird, zusammen mit dem der Amme, des Erben und einiger anderer.«
    Yvon rieb die Faust der einen Hand in der Handfläche der anderen. »Sollen sie noch einen Monat lang suchen, wenn es uns hilft. Wir müssen uns bedeckt halten, bis Gruethrist sich freikauft oder flieht.«
    Banya starrte zum Morgenstern empor und wich Yvons Blick aus. Schließlich sagte er: »Wenn Ihr Gruethrist wiedersehen wollt, müsst Ihr tun, was Sumukan getan hat.«
    »Ich bin zu müde für Eure Rätsel«, sagte Yvon. Der wilde Mann Sumukan war der Freund und Gefährte des alten Königs Ganmagos. »Meint Ihr damit, ich muss losziehen und die Himmelszeder abholzen oder den achtbeinigen Stier des Gottes schlachten?«
    »Ich meine damit, Ihr müsstet

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