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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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Windy an. »Mit Fleisch wirst du dir meine Stimme nicht kaufen können, das weißt du hoffentlich.«
    »Das wollte ich auch gar nicht.«
    »Wenigstens nicht mit diesem kleinen Happen.« Die Augen der Alten wurden wehmütig. »Ein schönes Stück fauliges Aas dagegen… «
    »Du stimmst so ab, wie du es für richtig hältst.«
    »Ich habe mit Ambrosius gesprochen, und er sammelt Stimmen unter den Männern. Wir werden genug haben, um es - Made - aus der Horde auszuschließen.«
    »Dann werden wir eben gehen«, sagte Windy.
    »Du nicht, nur es.«
    »So, wie ihr über ihn abstimmt, stimmt ihr auch über mich ab. Wenn ihr abstimmt, ihn zu töten, dann werdet ihr mich zuerst töten müssen. Er ist mein Sohn.«
    »Es könnte als Kadaver enden«, sagte ihre Mutter.
    »Er«, beharrte Windy.
    »Vielleicht hat es einen Unfall. Ja, das könnte durchaus passieren. Dann könntest du noch mehr Kinder haben. Wir haben zu wenige Kinder.«
    Windy sagte nichts. Sie sah die Männer in Richtung Osten davonwandern. Als die Frauen auf den Boden trommelten, kamen die Mädchen angerannt. Made folgte ihnen, aber Windy schlug ihre Knöchel in den Matsch. »Bleib«, sagte sie.
    Er flitzte zu ihr. »Was ist, Mama?«
    »Bleib bei mir.«
    »Aber Mama.«
    Sie zeigte die Zähne, worauf er verstummte, an ihrem ausgestreckten Arm emporkraxelte und sich an ihre Schulter klammerte. Manchmal musste sie immer noch daran denken, wie sich die Finger und Zehen ihrer Tochter in die Falten und Furchen ihrer Haut gegraben hatten, aber sie war inzwischen daran gewöhnt, wie Made sich an ihr emporhangelte. Sie suchte zwischen den Brombeeren, bis sie sein Fell gefunden hatte, ein seltsam riechendes Ding, das sie von den Talmenschen gestohlen hatten, um ihn warm zu halten. Er schlang es sich um den Rücken.
    Windys Mutter sah ihn voller Ekel an. »Äähh! Weshalb trägst du dieses stinkende Ding?«
    »Made würde sonst frieren.«
    »Dann soll es doch frieren. Soll es doch sterben.«
    Ehe Windy antworten konnte, lachte Made: »Aber Großmutter! Ich will nicht sterben. Du bist dumm.«
    Sie grunzte und ging davon. Sie mussten sicher unter der Erde sein, ehe die Sonne aufging, sie blendete und erstarren ließ. Windy folgte ihr hastig.
    »He, Mama«, sagte Made.
    »Ja?«
    »He, Mama.«
    »Ja?
    »Ich möchte laufen.«
    »Nein«, sagte sie entschieden. »Wir haben es eilig, Liebling.« Sie waren etwas zu lange draußen geblieben, träge durch die Sommerhitze. Doch Trolle marschierten zügig, wenn der Geruch der Morgendämmerung in der Luft knisterte, und in dieser unwirtlichen Umgebung könnte Made auf keinen Fall mit ihnen Schritt halten. Das hatte sie in diesen letzten paar Jahren aus eigenem Schaden gelernt. Nur weil Made in letzter Zeit deutlich größer und schneller geworden war, hatte sie schließlich nachgegeben und sich von Ambrosius zurück in die Heimat der Trolle führen lassen.
    »Aber Mama, ich möchte mit den anderen Kindern reden.«
    »Dann werde ich sie eben einholen.«
    Als sie das tat, warfen ihr die Mütter der Mädchen böse Blicke zu, die Stirnwulste nach unten gewölbt wie die eisbedeckten Äste eines Baumes. Windy versuchte, Worte zu finden, die ihre Missbilligung milderten, aber die beiden beachteten sie nicht. Wieder einmal versank sie in jener Kluft des Schweigens, die sich erstmals zwischen ihr und Ambrosius aufgetan hatte.
    Die Mädchen flüsterten und kicherten, unbeeindruckt vom stummen Missmut ihrer Mütter. Steinchen folgte Windy dicht auf den Fersen. »He, du Säugling«, hänselte sie Made. »Du bist ein Säugling, der auf den Schultern seiner Mutter reitet.«
    »Winzling, Winzling«, rief Blume. »Pass auf! Eine Schlange kriecht dir über den Rücken!« Sie hüpfte hoch und versuchte, Mades Fell zu stibitzen, verfehlte es aber und brach in lautes Lachen aus.
    Windy konnte Mades Gesicht nicht sehen, doch sein Griff wurde fester, und sie roch seine Unsicherheit. »Einmal, ganz weit unten… unten… unten«, stotterte er, zu den Mädchen gewandt, »in den Tälern bei den großen Menschenhöhlen, haben wir die ganze Nacht über nach Essen gejagt und einen schönen, großen, toten Buckelrücken gefunden.«
    »Einen ganzen Buckelrücken?«, fragte Steinchen eifrig.
    »Genau, und Ambrosius hat soooo viel gegessen, dass er ganz müde wurde und eingeschlafen ist, und ich habe ihm mein Fell über das Gesicht gelegt, damit er nicht merkt, dass es draußen hell wird, und sich dann, wenn die Sonne aufgeht, in Stein verwandelt.«
    »Das hast du

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