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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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südlichen Zipfel, und ich habe innerhalb von wenigen Jahre erlebt, wie ganze Horden vom Erdboden verschwunden sind. Wer hat in letzter Zeit von der Blaugipfel-Horde gehört? Oder der Horde am Untergehenden Fluss? Wenn wir nicht wie die anderen spurlos verschwinden wollen, brauchen wir einen Plan.«
    Die Trolle schauten sich um, wie jemand, der nach einer wohlschmeckenderen Frucht sucht.
    Windy rutschte unruhig hin und her. Das war die Wahrheit! Made sagte nichts als die Wahrheit, aber die Trolle wollten es nicht hören. Ihre Aufmerksamkeit schwand.
    »Wie lautet Ambrosius’ Plan?«, fragte Made. »Er verspricht euch, dass alles so wird, wie es früher einmal war. Wenn er euch verspräche, die Sonne mit der Faust zu packen und über den Himmel zu schieben, würdet ihr ihm dann glauben?«
    Damit hatte er sie endgültig vergrätzt! Windy stöhnte laut auf. Als die anderen sich neugierig nach ihr umdrehten, verzog sie das Gesicht und hielt sich den verletzten Arm. Auf keinen Fall durfte man vor einer Wahl die Sonne erwähnen, das ging einfach nicht! Sie hätte ihren Sohn für klüger gehalten.
    »Wenn ihr mich zum Oberhaupt wählt, werde ich euch nicht rückwärts führen, sondern nach vorne. Ich habe vor, dass wir uns mit den restlichen Trollen der Schwarzwasserfälle und der Schwefelquellen zusammentun. Gemeinsam können wir wieder eine große Horde bilden, jeder von euch wird eine Gefährtin oder einen Gefährten finden, und es werden wieder Kinder auf die Welt kommen. Ich werde euch beibringen, wie man Waffen herstellt, um das Essen zu jagen, das wir alle brauchen. Und ich werde euch in den Kampf gegen die Menschen führen, die unsere Gebiete… «
    »Können wir jetzt abstimmen?«, fragte einer der Trolle. Andere griffen den Ruf auf. Um ehrlich zu sein, dachte Windy, hatten sich die meisten sowieso vorher schon entschieden. Laurel rief zur Abstimmung. Hoffnung loderte in Windys Brust, als sie die Hände zählte. Ambrosius hatte nur sieben Summen bekommen. Dann rief Laurel Mades Namen und vier Hände streckten sich in die Höhe - ihre, Steinchens und die ihres Partners Mücke und dann noch Stumpfs Hand. Die große Mehrheit der Trolle hatte schon vorher das Interesse verloren, und als die Abstimmung begann, waren sie längst davongetrottet, um sich im Schnee zu wälzen oder nach etwas Essbarem zu graben. Made sah die Zahl der Hände und verzichtete sogar darauf, für sich selbst zu stimmen. Stattdessen sprang er auf einen Felsen und trommelte das Todeszeichen auf seine Brust.
    Niemand beachtete ihn.
    Laurel erklärte Ambrosius zum Sieger. Drei oder vier seiner Helfer brüllten und jubelten. Kliff tanzte wie verrückt im Steinkreis herum. Windy ging zu Steinchen und Mücke, um ihnen zu danken.
    »Wenn sie nur weiter denken würden als bis zur nächsten Dunkelheit«, sagte Steinchen, »dann wussten sie, dass alles, was Made gesagt hat, wahr ist.«
    Ihr Mann war der letzte Überlebende der Blaugipfel-Horde. Er verzog zustimmend den Mund. »Ich würde ja gerne vorschlagen, woanders hinzugehen, aber das hier ist immer noch die beste Horde und unsere einzige Hoffnung.«
    »Es sind harte Jahre«, sagte Windy zu ihm. »Aber auf Tageslicht folgt immer wieder Dunkelheit. Irgendwann wird es besser werden.«
    Stumpf gesellte sich zu ihnen und begann, sie zu lausen. »Wie geht’s deinem Arm?«
    »Er tut weh.«
    »Wir werden uns um dich kümmern«, knurrte er. »Dein Sohn ist ein guter Troll. Das habe ich immer gesagt.«
    »Ich bin sehr stolz auf ihn.«
    Stumpf stieß eine Duftwolke aus und schnupperte, ob sie reagierte. Sein Interesse überraschte sie. Er begutachtete ihren Arm. Die Blutung hatte nachgelassen, aber das taube Gefühl war bis in den Knochen gedrungen. »Nun«, sagte er zu ihr. »Wir müssen dafür sorgen, dass du genug zu essen hast, und deine Wunde pflegen.«
    »Sie wird schon heilen.« Sie zog ihren Arm weg und verbarg ihn hinter ihrem Rücken, ehe sie ebenfalls etwas Sekret aussonderte. Nicht, weil sie an ihm interessiert wäre - für solche Narrheiten war sie zu alt und hatte zu viele Jahre allein mit ihrem Sohn verbracht. Als er sie erneut zu lausen begann, kicherte Steinchen. Mücke befahl ihr sogleich, ruhig zu sein. Windy wurde verlegen. Hilflos sah sie sich nach Made um, der gerade von Ambrosius’ Anhängern davongejagt wurde.
    »Du hast ihn doch nicht wieder gehänselt, oder?«, fragte sie, als Made sich zu ihnen gesellte.
    »Ich wollte ihm Glück wünschen«, sagte Made. »Aber er hatte wohl kein

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