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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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klingen hungrig.«
    Made grunzte. »Der Winter war lang und hart. Ein Großteil des Fleisches, das ich euch gebracht habe, wäre sonst ihnen zugefallen.«
    Windy erspähte das Rudel, das zwischen fernen Bäumen dahinglitt wie braungraue Nebelschleier. Ein schlaues, altes Weibchen führte drei Männchen an, nein, vier. Ein weiteres Dutzend folgte dicht dahinter. Sie hatten die stumpfen Schnauzen und breiten Schultern der Direwölfe, so wie sie befürchtet hatte. Ein Rudel konnte leicht einen einzelnen Troll reißen, manchmal sogar zwei. Wolke und ihr Partner waren vor ein paar Wintern so ums Leben gekommen.
    Der Schnee brach, und Made sank bis zu den Knien ein. Windy kam zurück, um ihn herauszuziehen.
    »Sie sind langsam«, sagte er zu ihr. »Sie werden schnell müde. Du solltest losrennen und dich den anderen anschließen. Dann bist du in Sicherheit.«
    »Auf keinen Fall!«
    Er blieb jäh stehen und schaute zu den Bäumen. »Ich kann klettern, sie nicht. Und du auch nicht - du bist viel zu schwer für diese Äste. Irgendwann werden sie schon wieder abhauen.«
    »Ich habe dich nie allein gelassen.«
    Er schnaubte wie ein Troll. »Das wäre eine gute Gelegenheit, deine Gewohnheiten zu ändern.«
    Doch ehe sie fliehen oder Made sich auf einen Baum retten konnte, kamen die bellenden Wölfe über den Schnee auf sie zu gesprungen. Sie paddelten mit den Pfoten, um auf dieser kalten, weißen Oberfläche nicht einzubrechen, und fast sah es aus, als würden sie schwimmen.
    Windy schubste ihren Sohn in Richtung der Bäume. »Renn! Rette dich!«
    Made lachte und stellte sich Rücken an Rücken mit ihr, das Messer in der einen, den Speer in der anderen Hand. »Wir beide gegen alle anderen - so war es doch immer, Mama!«
    Ein Lächeln verdüsterte ihre Miene. Ehe es verblasste, hatten die Direwölfe sie umzingelt. Sie konnte ihre Unsicherheit und ihren Hunger wittern, aber keine Angst, weder bei ihnen noch bei Made. Die einzige Angst, die sie roch, war ihre eigene.
    Die Wölfe spürten es ebenfalls. Zwei von ihnen sprangen vor und schnappten nach ihr, wichen aber sofort zurück, als sie ihre eigenen Zähne zeigte und knurrte.
    Noch nie war sie einem Direwolf so nahe gekommen. Sie hatten stämmige Körper, mit kurzen, kräftigen Beinen, dicke Fellkrausen um den Hals, und ihr Pelz war von grauen, weißen und braunen Streifen durchzogen. Am schrecklichsten jedoch waren die breiten Köpfe, viel zu groß im Vergleich mit ihrem übrigen Körper. Sie hatten kürzere Schnauzen als Timberwölfe oder wilde Hunde, glühende, intelligente Augen und Zähne wie spitze Steine in den kräftigen Kiefern, die jeden Knochen zermalmen konnten.
    Während die beiden Wölfe noch zögerten, stürzten sich drei weitere auf Made. Zuerst attackierte das alte Weibchen, aber das war offenbar nur eine List. Made reagierte ebenfalls mit einer Finte, indem er mit dem Messer in ihre Richtung stieß. Als dann jedoch das alte Männchen zum eigentlichen Angriff ansetzte, bohrte Made ihm blitzschnell den Speer in den Hals. Blut strömte hervor und färbte den Schnee rot. Made drehte die Klinge, riss sie aus der Wunde und stieß damit nach dem dritten Tier. Der verwundete Wolf jaulte und kroch davon.
    Die Direwölfe zogen sich auf eine kurze Entfernung zurück. »Los«, sagte Made. »Hier lang, runter ins Tal.«
    Windy schmatzte zustimmend mit den Lippen. Da sprang eines der Männchen vor und verbiss sich in ihrem Arm. »Aauuu!«
    Andere griffen Made an. Sie hörte seine Rufe, als er die Tiere zurückdrängte, spürte aber nichts als den Schmerz der Wolfszähne, die sich in ihr Fleisch bohrten. Sie schlug mit der Faust auf die weiche Schnauze. Der Wolf knurrte, die gelben Augen fest geschlossen, ließ aber nicht los. Wieder und wieder schlug sie auf ihn ein, während er den Kopf schüttelte und ihren Schlägen auswich. Als es ihr nicht gelang ihren Arm zu befreien, stieß sie einen langen, spitzen Finger tief in eines der gelben Augen. Es zerplatzte wie eine Traube unter ihrem Nagel, spritzte seinen warmen Saft auf ihre Hand, worauf sie den Finger noch tiefer trieb, bis ins Gehirn. Der Direwolf erzitterte und starb, ohne seinen Biss zu lösen.
    Sie zerrte mit den Fingern an seinem Maul, bis der Kiefer des toten Tieres brach. Ihr Schreien verstummte, sie warf ihn zu Boden und wirbelte herum, um den nächsten Angriff abzuwehren.
    Hätten die anderen Wölfe sie in der Zwischenzeit attackiert, hätten sie Windy zu Boden reißen und töten können. Doch Made hatte sie

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