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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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müsste, würde er stets seinen Freund wählen. Er packte die Adlerfeder etwas vorsichtiger und gesellte sich zu den anderen.

    *

    Sinnglas’ Anhänger und die Männer aus Custalos Dorf marschierten mehrere Tage lang nach Norden. In der dritten Nacht lagerten sie auf einem Felsvorsprung. Dieser ragte über einen Fluss hinaus, der größer war als alle Wasser, die Made je in den hohen Bergen gesehen hatte.
    Trotz einer leichten Brise und obwohl sie ihre Körper mit stinkendem Fett einrieben und qualmende Reisigbündel in ihren Feuern verbrannten, wurden sie von Stechmücken umschwärmt, die ihnen sämtliches Blut auszusaugen drohten, so wie krabbelnde Käfer die letzten Fleischreste von den Knochen eines Kada vers nagten. Ein paar wenige Männer schliefen trotz der Mücken ein. Sinnglas, Keekyu, Custalo und ein paar andere der älteren Männer drängten sich um ein Feuer und planten ihre Angriffstaktik. Made kauerte mit Pisqueto am Rand des Vorsprungs, in dem vergeblichen Versuch, der drückenden Hitze zu entkommen.
    Unter ihnen ruhten Grüppchen von Rotwild zwischen langen Gräsern in den Flussauen. Nur ihre Nüstern und Geweihe ragten aus dem Wasser.
    »Schlau«, sagte Made und schlug nach einer weiteren Mücke, die auf seinem Hals saß. »Vielleicht sollten wir uns zu ihnen ins Wasser legen.«
    Pisqueto kicherte. »Hm.«
    »Wann sind wir in Squandrals Dorf?«
    »Morgen. Es liegt zwischen den Bergen, da, wo die drei Flüsse zusammenfließen.«
    »Drei Flüsse? Sind sie alle so groß wie dieser?«
    »Der Fluss, der nach Westen fließt, ist noch größer, aber er führt hinunter zum Fluss Wyndas und dann zum Meer.« Er hob das Kinn. »Schau.«
    Ein schwacher, phosphoreszierender Schein in der Länge eines kleinen Baumes schlängelte sich über den Fluss auf das Rotwild zu. Zuerst hielt Made es für eine Spiegelung des Mondes oder des milchweißen Streifens, der sich über den Himmel zog.
    »Ist das eine Schlange?«, fragte er, im Glauben, nun den Ursprung der Schlangenhäute an dem Pfahl in Damaquas Dorf entdeckt zu haben.
    »Nein.«
    Das Licht verschwand unter der Wasseroberfläche und tauchte vor einem Reh wieder auf, das etwas abseits der Herde stand. Nur ein schimmernder Kopf ragte aus dem Wasser und flackerte wie ein Leuchtfeuer vor dem erstarrten Reh, während ein paar andere Tiere die Flucht ergriffen und aus dem Wasser kletterten. Dann stieß der Kopf zu, das Reh blökte, und die gesamte Herde stürzte wild spritzend ans Ufer und floh in den Wald. Die Schlange - oder was immer es war - umschlang ihr Opfer und zog es unter die Wasseroberfläche. Der Fluss schäumte auf wie ein Topf mit kochendem Wasser, bis das wilde Spritzen jäh erstarb.
    Pisqueto schlug noch mehr Fliegen tot. »Das Uralte Volk.«
    »Uralte Volk?«
    »Wenn du einem von ihnen zu nahe kommst, darfst du nicht mit ihm sprechen oder ihm in die Augen schauen - sonst wird dich das Uralte Volk auf die andere Seite ziehen.« Pisqueto zeigte das Amulett an seinem Hals. Es hatte die Gestalt einer Schlange, die sich um sich selbst wand. »Hast du die Bilder des Uralten Volkes bei uns nicht gesehen?«
    »Ich habe sie gesehen«, sagte Made. Er umfasste die farbigen Steine, die um seinen Hals hingen. »Ich dachte, das Dinge wie diese hier. Die sagen, wir sind Menschen.«
    »Nein.« Pisqueto schaute böse. »Diese da wurden von den Seelenlosen gemacht.«
    Made runzelte die Stirn und schlug sich auf die Nase, als eine Mücke darauf landete. Vor Schmerz zuckte er zusammen.
    »Die Seelenlosen, die Eindringlinge«, erklärte Pisqueto. »Im Winter, wenn das Uralte Volk träge wird, suchen sie an den Flussufern nach ihnen oder graben in ihren Schlammlöchern und töten sie. Deshalb ist unser Volk so klein geworden. Die Geister des Uralten Volkes beschützen uns nicht mehr, weil wir sie nicht schützen. Banya, der Zauberer der Eindringlinge, erweist ihnen zwar Respekt, aber… «
    Pisquetos Stimme verstummte. Made hob seine Ketten, und die Steine, schimmernd von einem inneren Licht prallten sie klackernd aneinander. »Diese sind nicht wie deine?«
    »Nein. Hat Sinnglas nicht mit dir darüber geredet?«
    »Nein.«
    »Hm. Warum trägst du sie?«
    Made dachte an die Frau und den blauen Edelstein, den sie um den Hals trug. »Sie erinnern mich an jemand.«
    Pisquetos Grunzen enthüllte nichts, was Made verstehen konnte. Sie saßen stumm da und rührten sich nur, um die Mücken zu verscheuchen. Viel später wuchtete der Uralte, der mittlerweile nur noch schwach

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