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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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Tänzer verstummten. Sinnglas erstarrte mitten in der Bewegung und vergaß ganz, die Pause zur Erholung zu nutzen.
    »Liebe Freunde und Verwandte«, sagte Damaqua mit seiner fließenden, wohlklingenden Stimme. »Ich möchte meinem Bruder Sinnglas danken, dem Anführer dieses Tanzes. Vielleicht erinnert ihr euch an unseren Vater, der sehr weise war und über große Voraussicht verfügte und viele Jahre lang als unser Oberhaupt diente.« Er verwendete zwar ein anderes Wort, aber so hatte Made ihn verstanden. »Ich möchte Sinnglas diese Medaille überreichen, die das Gesicht der Kaiserin trägt, um ihn daran zu erinnern, was unser Vater all die Jahre über um den Hals trug, die er in Frieden mit den Eindringlingen lebte.«
    Die Medaille hing an einem Band um Damaquas Hals. Er nahm sie ab und hielt sie Sinnglas entgegen, der reglos dastand, das Kriegsbeil über den Kopf erhoben. Die Medaille in der Hand, trat Damaqua zu ihm in den Kreis.
    Mehrere Sekunden lang war nur das schnelle Zirpen der Grillen und das ferne Rülpsen von Fröschen zu hören.
    Sinnglas legte die Hand auf die Faust seines Bruders. Einer der Trommler begann zu trommeln, und nachdem die anderen mehrere Takte verpasst hatten, stimmten auch sie mit ein. Doch Sinnglas gab die Hand seines Bruders nicht mehr frei, oder vielleicht wollte auch sein Bruder die Medaille nicht hergeben. Und da Sinnglas keinen Laut von sich gab, blieben auch die anderen Tänzer inmitten des Getrommels regungslos stehen.
    Made trat unruhig hin und her, bis sein Blick die Augen von Sinnglas’ Frau traf und er in ihnen die Sorge und die Angst um ihren Mann sah und auch ihre Verlegenheit über sein unziemliches Verhalten. Und plötzlich ertappte Made sich dabei, wie er durch die schweigende Zuschauermenge drängte, in den Kreis rannte und an Sinnglas’ Stelle den Kriegsschrei erklingen ließ.
    Als er begann, die Tänzer nachzuahmen, die er zuvor so aufmerksam beobachtet hatte, und seine Fersen wie sie in den Boden stieß, stimmte eine Stimme in seinen Schrei ein - Pisqueto. Dann Keekyu, dann die anderen. Alle begannen zu tanzen. Nachdem er den Kreis vollendet hatte, sah Made, wie Sinnglas die Medaille von seinem Bruder entgegennahm, sie um seinen Hals hängte und sich wieder zwischen den Tänzern einreihte. Und er war froh.
    Er stieß sein Messer in die Luft und durchlebte noch einmal den Kampf mit dem Löwen; er zeigte allen seine Kunst und seine Furchtlosigkeit, ehe sie aufbrachen, um einen weiteren Löwen zu jagen. Er sank auf die Knie, sodass sein Hintermann fast über ihn gestolpert wäre, schlang den Arm um eine unsichtbare Kehle und stieß dem Löwen das Messer zwischen die Rippen.
    Der Tanz verging viel schneller, wenn man selbst daran teilnahm. Das Tempo steigerte sich rascher, als Made erwartet hatte, aber ehe das Lied verstummte, sprang Sinnglas an die Seite der Trommler und bat mit einem Klopfen um Ruhe.
    »Meine Freunde und Verwandten«, sagte er keuchend und bückte sich, um die Glocken von seinen Beinen zu entfernen. »Mein weiser Bruder Damaqua hat uns die Geschichte unseres Volkes ins Gedächtnis gerufen. Er erinnerte uns daran, dass die lange Zeit des Friedens, die wir mit den Eindringlingen hatten, mit einer Zeit des Krieges begann. Um ihm zu zeigen, dass wir wie unser Vater handeln und durch den Krieg zum Frieden finden müssen, gebe ich ihm diese Kupferrasseln. Wenn er die Wege unseres Volkes nicht vergessen hat, wird er vielleicht in den Kreis zurückkehren und uns zeigen, wie man tanzt.«
    Gelächter, sogar Applaus folgten auf diesen Umschwung, auch von Squandrals zwei Begleitern. Damaqua akzeptierte die Rasseln mit einem Gesichtsausdruck, so leer und unheilvoll wie die Sonne, band sie sich aber nicht um.
    Die Trommler begannen erneut. Sinnglas johlte, und diesmal fiel Made mit den anderen ein. Wenn er tanzte, fühlte er sich größer als Ambrosius oder Großer Donner und zu allem fähig. Sein Blick traf Pisquetos kohlschwarze Augen, und er konnte die gleichen Gefühle darin gespiegelt sehen. In dieses Hochgefühl versunken, versäumte er Squandrals Klopfen um Ruhe und blieb erst stehen, als er dessen Stimme hörte. »Meine Freunde und Verwandten«, hob Squandral an. Diesmal sprach er laut und durch den Mund, und Made konnte seine Worte verstehen. »In all meinen Jahren habe ich noch nie einen so denkwürdigen Kriegstanz erlebt wie diesen. Den Tänzern gebührt ein großes Lob. Ich bin nur ein Gast in eurem Dorf, so wie einer der Tänzer im Kreis. Ich meine

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