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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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auf die Häuser zurannte. Er schlug einen Bogen durch die Bäume und kletterte über einen kleinen Hügel, um ihn einzuholen.
    Am Rand einiger Felder, die wie die Muster auf den Kleidern des Fremden in geraden Reihen angelegt waren, kam Made aus dem Wald hervor. Jenseits der Felder stand eine kleine Schar Häuser.
    Keine zwanzig Fuß von ihm entfernt rannte der Mann über den Hügelkamm und rief Worte, die Made nicht verstand. Ein paar schnelle Schritte, dann hatte Made ihn erreicht. Er packte den Mann bei den Haaren und riss seinen Kopf zurück. Der Mann wehrte sich und versuchte, mit dem Bogen in seiner Linken nach Made zu schlagen, während seine rechte Hand an Mades eingeöltem Körper abrutschte. Er sah Made geradewegs in die Augen und sagte in Sinnglas’ Sprache: »Du wyndanischer Dreckskerl!«
    Made stieß sein Messer in das Herz des Mannes und drehte es herum. Der Mann ließ den Bogen fallen und wäre zusammengesackt, hätte Made ihn nicht an den Haaren festgehalten. Blut schäumte an seinem Mund, eine einzelne, purpurrote Blase, die anschwoll wie der Mond und zerplatzte.
    Sinnglas holte Made ein. »Über den Zaun!«
    Es blieb keine Zeit, zu denken oder zu fühlen. Made ließ den Leichnam fallen und schloss sich einer Gruppe von sieben oder acht Männern an, die in einer ungeordneten Reihe über die Felder jagte. Einer der Männer stolperte und stürzte.
    Made ließ sie alle hinter sich zurück.
    Seine Augen nahmen alles auf einmal auf. Die Fremden hatten ihre Häuser befestigt, sie mit einem Zaun umgeben und die Zwischenräume zwischen den einzelnen Gebäude mit einem groben Wall aus Stämmen und Fuhrwerken gefüllt. Jemand musste sie vor dem Angriff gewarnt haben. Flammen loderten auf einem der Dächer und beleuchteten das Geschehen. Zottiges Vieh drängte sich im Innern der Umzäunung, möglichst weit weg vom Feuer, und brüllte verängstigt. Squandrals und Custalos Männer hatten die Fremden auf der anderen Seite der Siedlung in Kämpfe verwickelt, wo sie sich nun gegenseitig mit Schreien und Pfeilen überhäuften. Der Großteil der Verteidiger befand sich dort; Made konnte im flackernden Schein der Flammen ihre Rücken sehen. Nur ein Mann, nein, zwei Männer verteidigten die Mauer auf der Seite, wo nun Sinnglas’ Krieger angriffen.
    Made rannte rasend schnell auf den Zaun zu und schwang sich hinüber. Er rollte sich über die Schulter ab und landete aufrecht stehend, so wie seine Mutter es ihm beigebracht hatte. Durch seinen Schwung prallte er mit dem größeren der beiden Bogenschützen zusammen. Er schlug mehrere Male mit der Faust zu, bis sein Gegner zu Boden ging. Erst da be merkte Made, dass es eine Frau war. Er stand da wie das vor Angst erstarrte Reh im Angesichts des Flussdämons.
    Nein, es war nicht die Frau, es war eine andere. Diese Frau war kleiner, wie ein Junge, und ihr Haar hatte einen helleren Braunton. Aber sie hatte die gleiche Nase, die gleichen scharfgeschnittenen Gesichtszüge. Sie lehnte an der Mauer und versuchte mit schmerzverzerrtem Gesicht ein blaues, blutiges Knäuel Eingeweide zurück in ihren Bauch zu schieben. Ein Fuß schlug wie im Krampf heftig gegen den Boden, und zwischen ihren Beinen quoll Blut hervor. Jemand schrie.
    Made wirbelte herum. Ein Mann kam hinter einer Hauswand hervorgerannt und zielte mit einem Speer auf ihn. Made wich dem Stoß aus, blockte den Schaft mit seiner Messerhand ab und warf den Angreifer zu Boden.
    Sprachlos und verwirrt stand er da, bis Sinnglas und die anderen Krieger endlich über die Mauer kletterten. Einer von ihnen brachte die Frau zum Schweigen, ein anderer tötete die beiden Männer. Dann griffen sie die Verteidiger von hinten an, worauf Squandral und Custalo mit ihren Männern auf der anderen Seite der Siedlung die Umzäunung durchbrachen.
    Etwas in Mades Innern ballte sich zu einem kleinen, harten Klumpen zusammen, eine Schildkrötenschale oder ein Schneckenhaus. Ihm war, als würde er sich ganz langsam bewegen, wie eine Schnecke, während um ihn herum alle hektisch hin und her flitzten wie Fledermäuse am Himmel.
    Innerhalb weniger Augenblicke hatten die Krieger jeden Mann, jede Frau und jedes Kind getötet. Made sah, wie sie ein kleines Kind unter einem Bett hervorzogen und erschlugen. Dann rissen sie die Umzäunung nieder, trieben das Vieh in die Felder, plünderten die Leichen und durchsuchten die Häuser.
    Made stolperte zurück zum Zaun. Er versuchte, darüberzuklettern, und plumpste kraftlos auf der anderen Seite zu Boden. Er

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