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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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Bewahre es dir für morgen auf. Wir müssen das Kriegsbeil zu Custalos Dorf bringen und dort tanzen.«
    Made zog den Beutel zögernd zu. Der Gedanke, Essen für den kommenden Tag aufzubewahren, war ihm fremd, aber er konnte es lernen, so wie er lernen wollte, was Krieg eigentlich bedeutete.
    Draußen auf dem großen Platz gesellten sich Sinnglas und Made zu den anderen Tänzern, die sich um den Pfahl versammelt hatten. Sie trugen einfache Kleidung und hatten Waffen bei sich, außerdem Bärenhäute mit Essen. Ein schwacher Wind ließ die toten Schlangenhäute rascheln.
    »Wir müssen rasch zuschlagen und sie überraschen«, erklärte Sinnglas den anderen. Made fiel ein, dass Tanaghri vor dem Tanz mit ihm gesprochen hatte. Er hatte ihm befohlen, Sinnglas etwas zu sagen, aber was genau das war, hatte Made verloren, wie einen Halm im wirbelnden Wasser des vergangenen Tages.
    Vielleicht würde er sich später wieder daran erinnern.

Kapitel 16

    Der Tanz war vorbei. Made stand auf dem Hauptplatz in Custalos Dorf, starrte zu den Sternen am Himmel und ließ den Schweiß auf seiner Haut verdunsten. Um ihn herum bewegte sich eine Menschenmenge.
    »Krieg ist gut«, sagte er grinsend.
    Sinnglas lächelte ebenfalls. »Dieser Krieg ist sehr gut.«
    Bislang bedeutete Krieg lediglich zu tanzen. Menato war schon vor ihnen eingetroffen, um alles vorzubereiten, und so wurden Sinnglas’ Leute in Custalos Dorf begeistert empfangen. Eigentlich bestand es aus zwei Dörfern auf einer Hochebene, die zwischen zwei Bergkämmen lag; das eine war ein bisschen kleiner als Damaquas Dorf und das andere ein bisschen größer. Beide waren etwa einen Morgenmarsch voneinander entfernt. Sie hatten zwei Nächte lang in beiden Dörfern getanzt. Made gefiel das Tanzen. Es war aufregend, auf eine andere Weise als die Kämpfe unter den Trollen - niemand war verletzt, wenn es vorbei war, und alle Tänzer fühlten sich großartig.
    »Das ist eine große Ehre, mein Freund«, sagte Sinnglas und deutete auf die drei Adlerfedern in Mades Hand. Als Custalo gehört hatte, dass Mades Turban ein Geschenk von Squandral war, hatte er Made während des Tanzes die Federn überreicht.
    »Was soll ich damit machen?«, fragte Made. Schweiß rann seine Hand hinunter, sodass die Federn feucht wurden.
    »Du steckst sie dir an deine Mütze«, erklärte Sinnglas.
    Made fand es unangenehm, eine Kopfbedeckung zu tragen, aber er gab sich große Mühe, wie die Menschen zu sein. »Du zeigen mir wie. Ich bin froh, mit dir Krieg zu machen, mein Freund.«
    »Gut«, sagte Sinnglas und ging davon, um mit den Männern aus Custalos Dorf zu sprechen. Etliche hatten bereits ihre Tanzkleidung ausgezogen und waren zum Aufbruch bereit.
    Made drehte sich im Kreis und betrachtete das Dorf, das ihm zugleich vertraut und fremd war. Das hier war Trollland. Er schaute über die Holzpalisade und fragte sich, ob seine Mutter oder andere Trolle wohl dort draußen saßen und ihn beobachteten, so wie er früher nächtelang vor den Dörfern gesessen und die Menschen über den Zaun hinweg beobachtet hatte.
    Selbst mit geschlossenen Augen im dichten Nebel würde er von Custalos Dorf den Weg zu den heißen, stinkenden Quellen finden, und von dort aus könnte er selbst mit zugehaltener Nase Stein für Stein die Pfade ins sichere Dunkel der Höhlen zurückverfolgen. Nun hatte er den Zaun überquert und befand sich im Innern der Menschenmauern. Er war der Frau nähergekommen, die er begehrte.
    Keekyu schrie, fuchtelte mit den Armen und lachte. Made beobachtete, wie er mit einigen der jungen Männern, die ebenfalls immer ausgelassener wurden, eine Flasche teilte. Als Keekyu Mades Blick bemerkte, stolperte er herbei und hielt ihm die Flasche unter die Nase.
    »Mach schon, nimm einen Schluck!«
    Auf einmal verstummte die Unterhaltung um Sinnglas herum. Sein Freund schaute finster, die Miene wütend wie beim Tanz.
    Neben Sinnglas stand Custalo. Der alte Krieger hatte das sanfte Gesicht eines Säuglings, bis man die harten Linien seines Mundes entschlüsselte, die schneidenden Blicke seiner Augen spürte oder den Geschichten seiner Überfälle auf die Feinde in den Bergen lauschte. Menschen und ihre Besitztümer waren innen oft völlig anders als außen. Bei Trollen war das nicht so. Custalo starrte auf die zerdrückten Adlerfedern in Mades Faust.
    Keekyu sah ihn mit einem schiefen Lächeln an. »Mach schon!«
    »Nein«, sagte Made und wandte sich ab. Wenn er sich zwischen Sinnglas und einem anderen entscheiden

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