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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Coleman Finlay
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schimmerte, seine aufgeblähte Gestalt auf eine Schlammbank inmitten des Flusses. Und ganz allmählich kehrten die Rehe ängstlich ein Stück weiter fluss aufwärts ins Wasser zurück, um sich abzukühlen.
    »Warum gehen sie zurück, wenn sie wissen, dass es gefährlich für sie ist?«, fragte Made.
    Pisqueto zerquetschte eine weitere fette Mücke auf seinem Arm. Sie hinterließ eine winzige Blutspur. »Weil sie müssen. Wo sollten sie sonst hingehen?«
    Nach einer Weile sagte Made. »Morgen gehen wir zu Squandrals Dorf. Dann machen wir unseren Krieg.«

    *

    Am Pfahl auf Squandrals Hauptplatz hingen weit mehr Häute als in den Dörfern von Damaqua und Custalo. Aber das Dorf befand sich auch an einer Kreuzung mehrerer Flüsse, die alle von den Wesen des Uralten Volkes bewohnt wurden. In dieser Nacht tanzten Männer aus allen drei Dörfern, zusammen mit den Gesandten einiger abgelegener Orte. Während eines Tanzes geriet Made so außer sich, dass er wiederholt in die Luft stach und lauthals schrie. »Zeigt mir den Löwen«, brüllte er. »Ich ihn töten!«
    Squandrals Männer kicherten. »Schaut euch den Geier an«, sagten sie.
    Hinterher kam Sinnglas lächelnd zu Made. »Du wirst deine Chance bekommen, mein Freund. Heute Nacht ziehen wir los und rächen die Toten. Nun wirst du sehen, wie Krieg wirklich ist.«
    »Gut!«, keuchte Made.
    Er war bereit, jeden Löwen, den sie wollten, zu jagen und zu töten.
    Sie brachen in der Dunkelheit auf und machten sich auf den Weg zu einer flussabwärts gelegenen Ansiedlung, die aus mehreren Gehöften bestand. Dorthin waren an dem Tag, als sie ermordet wurden, Squandrals Nichte und ihre Familie gegangen, um Handel zu treiben.
    Sie marschierten schnell nach Süden und Westen und überquerten die Flüsse an den Furten. Noch vor Sonnenaufgang erreichten sie eine Lichtung inmitten eines Kiefernwäldchens, das sich im Schatten eines steilen Berghangs duckte. Die Männer aus den verschiedenen Dörfern blieben fast alle unter sich, nur Sinnglas, Squandral und Custalo trafen sich mit ein paar anderen. Sinnglas nahm Keekyu zu dem Treffen mit.
    Einige der älteren Männer schliefen oder ruhten sich aus. Made war hellwach, weil es Nacht war und so viel Neues auf ihn einstürmte, und schloss sich den Männern an, die sich auf den Kampf vorbereiteten. »Diese Mütze«, sagte er zu Pisqueto. »Diese ich kann nicht tragen zum Krieg.« Sie lenkte ihn ab.
    Pisqueto stopfte den roten Stoff hinten in Mades Gürtel. »Du wirst ganz vorne kämpfen müssen«, sagte er und lachte leise. Dann befestigte er die Adlerfedern an Mades Zopf. Zuerst kitzelten sie seine Schulter, wenn er den Kopf drehte, aber bald spürte er sie nicht mehr.
    Sinnglas und Keekyu kehrten zurück. Keekyu ging zu Made und tat so, als würde er einen Bogen spannen. »Die Eindringlinge haben uns gebeten, dir für den Angriff Pfeil und Bogen zu überreichen.«
    Einige Männer kicherten.
    »Was?« Made hatte mit Keekyus Bogen geübt, bis sein Daumen blutete. Seine Pfeile flogen zwar weit, trafen aber selten ihr Ziel.
    Keekyu lachte und schaute zu Sinnglas. »Soll ich den anderen den Plan erklären?«
    Sinnglas zuckte mit den Schultern und kniete sich dann neben Made und Pisqueto. »Squandral hat einen guten Plan ersonnen.«
    »Und wie lautet er?«, fragte Pisqueto.
    »Wir greifen sie kurz nach Sonnenaufgang an. Ein paar Männer aus jedem Dorf werden unsere Reservetruppe sein. Sie warten flussabwärts, ein Stück von der Siedlung entfernt, falls die Eindringlinge in diese Richtung fliehen. Ich möchte, dass du bei der Reserve bleibst, Pisqueto. Und du auch, Mahden, mein Freund.«
    »Ich werde bei dir sein«, sagte Made entschieden. Dann dachte er an den roten Stoff in seinem Gürtel und fügte hinzu: »Ganz vorne.«
    »Ich will auch nicht bei den verkrüppelten Alten und den Kindern bleiben«, beschwerte sich Pisqueto.
    »Es sind nicht nur alte Männer und Knaben«, entgegnete Sinnglas. »Diejenigen, die noch nie gekämpft haben, sollten bei denjenigen bleiben, die am meisten Erfahrung im Kampf haben, um von ihnen Weisheit und Anleitung zu bekommen.«
    »Und was ist mit dir oder Squandral oder Custalo? Werdet ihr auch bei der Reserve sein?«, fragte Pisqueto.
    »Nein.«
    »Hm«, sagte Pisqueto. »Aber ihr drei habt doch am meisten gekämpft, nicht wahr?« Er grinste triumphierend, als Sinnglas den Blick abwandte.
    Made erhob sich und zog sein Messer. »Ich werde bei dir sein, mein Freund, ganz vorne.«

    *

    Der Reservetrupp versteckte

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