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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Kontinent gelebt hatte.
    »Und wann, meinen die Archäologen, wurde Tiahuanaco erbaut?« fragte Jabba verwirrt.
    »Zweihundert Jahre vor unserer Zeitrechnung.«
    »Also vor zweitausendzweihundert Jahren, oder?«
    Ich bejahte mit einem kehligen Grunzen.
    »Aber . dann kann das doch gar nicht stimmen. Es sprechen sowohl diese netten Tierchen dagegen als auch Piri Reis’ Karte, das vermutete Alter der Aymara-Sprache und die Geschichte der Yatiri .«
    Genau in diesem Moment sprang Proxi begeistert von ihrem Stuhl auf. Ihre Augen glänzten. »Ich erspare euch das
    Drumherum und komme gleich zur Sache«, rief sie. »Laut den jüngsten Forschungen zu unserem Thema scheint es sich bei dem Zeptergott in Wirklichkeit um Thunupa zu handeln. Erinnert ihr euch? Der Gott der Sintflut, des Regens und des Blitzes.«
    »Wahnsinn! Tiahuanaco ist wirklich ein Nest«, spottete ich.
    »Angeblich sind diese Flecken auf seinen Wangen Tränen«, erklärte sie weiter, »und die Stäbe symbolisieren seine Macht über Blitz und Donner. Unser Freund Ludovico Bertonio führt in seinem berühmten Wörterbuch ein sehr seltsames Detail an: Nach der Konquista soll aus Thunupa ein gewisser Ekeko geworden sein, ein Gott, der bei den Aymara heute noch viele Anhänger hat. Dem Archäologen Carlos Ponce Sanjines zufolge ist der Regen, der ja hier etwas Seltenes ist, zu einem Synonym des Überflusses geworden. Und Ekeko ist der Gott des Überflusses und des Glücks.«
    »Sehr einfallsreich«, murmelte Jabba.
    Proxi ließ sich nicht beirren. »Die Aymara verehren Thunupa also nach so vielen Tausenden von Jahren immer noch. Ist das nicht sagenhaft? Wie ihr wißt, befindet sich der Lageplan der Kammer unter den kleinen Füßchen dieses Gottes und ...«, sie zog das letzte Wort in die Länge und betonte laut, was folgte: »... der Name des Gottes hat eine ganz besondere Bedeutung.« Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Wißt ihr, was Thunu auf Aymara heißt?«
    »Wenn du mich in Bertonios Wörterbuch nachschauen läßt .« Ich machte Anstalten aufzustehen.
    »Du kannst gerne nachschauen, wo du willst, aber ich kann es dir auch erzählen. Thunu bedeutet auf Aymara >das, was verborgen ist<, wie zum Beispiel die Pflanzenzwiebel in der Erde. Und die Endung pa verbindet Thunu mit der dritten Person Singular. Mit anderen Worten, Thunupa heißt, daß unter der Gottesfigur etwas verborgen ist. Der Gott gibt an, wo genau.«
    Jabba und ich schwiegen eine Weile. Wir mußten erst einmal gedanklich verdauen, daß wir ein weiteres entscheidendes Mosaiksteinchen gefunden hatten.
    »Vielleicht ist es ja wirklich so einfach«, bemerkte Jabba unsicher.
    »Es ist nicht einfach!« Proxi lächelte immer noch. »Es ist perfekt.«
    »Aber es sagt uns eigentlich nichts Neues! Wir wußten doch schon, daß der Gott auf die Kammer weist. Aber wo sind die Eingänge?«
    »Denk doch mal logisch, Arnauchen. Wenn bis jetzt alles auf dem Fries des Sonnentores zu finden war, wird darauf auch stehen, wo die Geheimgänge beginnen. Und wenn dem so ist -wie eigentlich zu erwarten wäre -, haben wir den Schlüssel von Anfang an direkt vor der Nase gehabt, oder?«
    Ich sah sie mit offenem Mund und weitaufgerissenen Augen an.
    »Guck dir mal diese Vergrößerung des Zeptergottes an«, fuhr sie ungerührt fort und reichte mir ein bedrucktes Blatt Papier.
    »Beschreib mir die dreistufige Pyramide.«
    »Also ... wie ihr Name schon sagt, hat die Pyramide drei Stufen. Im Innern der Pyramide gibt es eine Reihe seltsamer Tiere und ein Rechteck mit einer gehörnten Schlange.«
    »Was noch?«
    »Nichts weiter, aber wenn du willst, kann ich dir auch den Gott beschreiben.«
    »Was hält denn der Gott in den Händen?«
    »Die Stäbe.«
    »Und wohin zeigen die Stäbe?« »Wohin sollen sie schon zeigen . ?« murmelte ich genervt, aber dann fiel mir etwas auf. »Eigentlich müßten sie nach oben weisen, stimmt’s?«
    Sie lächelte.
    »Ja, der Gott hält sie verkehrt herum: Die Schnäbel der Kondore, oder was immer das für Tiere sind, zeigen nach .«
    »Nach ...?«
    »Nach unten. Ein bißchen sonderbar, oder?«
    »Und wohin zeigen die umgedrehten Stäbe?«
    »Auf diese komischen Dinger, die aus der . der Pyramide herausragen. Mensch . du hattest recht«, murmelte ich und gab ihr das Blatt Papier zurück, das sie auf dem Tisch liegenließ.
    Ich ärgerte mich über mich selbst. Wie konnte ich nur so blöd sein? Ich hatte diese Dinger an der Pyramide zwar immer wieder vor Augen gehabt,

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