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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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hatte sie aber nie wirklich beachtet. Eben weil sie so sonderbar waren. Ich hatte sie für Verzierungen gehalten, für Ornamente, von denen es ja reichlich gab. Mein Verstand hatte sie völlig außer acht gelassen, weil er sie unerklärlich fand.
    »Wie du siehst«, schloß Proxi ihre Erläuterungen, »führt von der untersten Pyramidenstufe aus eine horizontale Linie nach rechts und links. Man könnte sie für den Boden halten. Seltsamerweise steigt sie nach einem kurzen Stück wieder an und bildet auf beiden Seiten so etwas wie einen Schacht, der mit zwei skurrilen, unsinnigen Gegenständen zugedeckt ist.«
    »Die erinnern an ...«, Jabba zögerte und studierte erneut die Abbildung des Gottes. »Ich weiß eigentlich nicht, woran. Symbolisieren sie vielleicht Helme?«
    »Na klar. Oder außerirdische Tiere oder Raumschiffe ... Guck doch mal, auf jedem dieser Dinger sitzt ein einzelnes tiefes, rundes Auge, das genauso aussieht wie die Augen des Gottes. Na ja, was soll’s. Eigentlich glaube ich nicht, daß sie etwas anderes sind als Hinweise. Dort, wo diese Dinger in Tiahuanaco auftauchen, liegen wahrscheinlich die Öffnungen zu den Gängen. Was meinst du, Root?«
    Ich erinnerte mich nicht mehr, was genau ich ihr geantwortet hatte, aber ich muß wohl mit ihrer These einverstanden gewesen sein.
    Die ganze abendliche Diskussion vor dem Kofferpacken war mir jedenfalls lebhaft in Erinnerung gekommen, als wir auf das reale, leibhaftige Sonnentor zuschritten. Die Höhenkrankheit mochte zwei ganze Tage aus meinem Leben gelöscht haben, doch jene letzten Arbeitsstunden in Barcelona hatte sie fraglos verschont. Und nun standen wir hier. Vor dem Sonnentor. Nur durch einen dünnen Drahtzaun von ihm getrennt. Ich starrte sofort auf die Gottesfigur in der Mitte, die vor unseren Augen, echt und zum Greifen nah, in all ihrer Erhabenheit und mit den von der Sonne erzeugten Schatten wie ein kleines Ungeheuer aussah, das etwas Böses im Schilde führt. Das also war Thunupa, der Gott der Sintflut und des Regens, und der Gott, der ein Geheimnis verbarg . Die runden Augen blickten ins Leere, die v-förmig angewinkelten Arme hielten die beiden Stäbe (laut dem Heft, das Proxi bei sich trug, eine Schiffsschraube und eine Schleuder), und an Ellbogen und Gürtel hingen menschliche Köpfe. Auf der Brust oder vielmehr auf dem Brustschild wiederholte sich das Bild der kleinen Schlange, die auch in der Geheimkammer zu seinen Füßen lag. Und in diese Kammer wollten wir gelangen, auch wenn wir immer noch nicht recht wußten, wie.
    Jetzt hatten wir sie vor uns, die dreistufige Pyramide, durch deren Inneres die vielen in Puma- und Kondorköpfen endenden Gänge liefen und in der sich die beiden wie Schächte aussehenden Seiteneingänge befanden, jeder von ihnen mit einem Kriegerhelm - oder außerirdischen Tier oder mit Augen besetzten Raumschiff - verschlossen.
    Jabba, der pausenlos das Tor abschritt, von links nach rechts und wieder zurück, stieß beim Anblick seiner Freunde, der Cuvieronius-Elefanten, Bewunderungsrufe aus. Die Tiere waren so eindeutig erkennbar, daß die Gleichgültigkeit der Wissenschaft - die vorgab, sich nach dem empirisch Prüfbaren zu richten - regelrecht zum Himmel schrie. Hier hatten wir den endgültigen Beweis, daß zumindest das Tor errichtet worden sein mußte, als es auf der Hochebene von diesen Mastodonten wimmelte - also vor mindestens elftausend Jahren. Und doch schien sich niemand darum zu scheren, ebensowenig wie um die Karte des Piri Reis. Unwillkürlich fragte ich mich nach dem Warum. Es mußte doch einen Grund geben. Die Angst, sich lächerlich zu machen, konnte nicht allein ausschlaggebend sein, um seriöse Forschung von vornherein abzulehnen. Im Mittel alter, ja, da hatte die Inquisition jede Ketzerei mit dem Tode bestraft, aber heute? Was steckte heute hinter dieser Ignoranz?
    »Da wären wir also«, stellte Proxi fest und machte ein paar Aufnahmen mit ihrer winzigen Digitalkamera. Wir hatten ein gutes tragbares Computersystem dabei, mit dem wir im Hotel arbeiten konnten. Wir brauchten die Bilder nur auf einen der Laptops herunterzuladen, die notwendigen Vergrößerungen zu machen und auszudrucken. Bis jetzt hatten wir allerdings wegen der Höhenkrankheit noch nichts installiert. Allmählich bekam ich Gewissensbisse bei dem Gedanken an die vielen E-Mails von Nuria, die vermutlich auf Antwort warteten.
    »Kaum zu glauben«, bemerkte ich. »Noch vor einer Woche dachten wir nicht im Traum daran, mal nach

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