Der verlorene Ursprung
Wir starten hier bei den Sarkophagen, jede Mannschaft sucht eine Seite ab, und an der Eingangstür treffen wir uns wieder. Da können wir dann ausprobieren, ob wir sie nicht doch aufbekommen. Wenn nicht, kehren wir durch den Mittelgang zurück und fangen noch einmal hier vorne an. Irgendwo muß es ja einen Ausgang geben.«
Mein Vorschlag fand allgemeine Zustimmung, er war eben sehr gut. Aber wir kamen gar nicht erst in die Verlegenheit, ihn auszuprobieren. Noch bevor wir uns trennten, fiel uns nämlich ein, daß wir das steinerne Podest, auf dem der Sarkophag des Reisenden stand, noch gar nicht richtig untersucht hatten. Und siehe da, genau dort, wo Jabba sich hingestellt hatte, um den Deckel zu heben und zu schließen, entdeckten wir ein weiteres Tocapu-Feld. Kaum zu glauben, Jabba hatte mit beiden Beinen auf diesem Feld gestanden, ohne etwas zu bemerken. Zum Glück war nichts passiert. Wenn die Halle beleuchtet gewesen wäre, hätten wir das Feld sofort gesehen, aber da wir nur über unsere Stirnlampen verfügten, hatte der Bereich hinter dem Sarkophag die ganze Zeit über völlig im Dunkeln gelegen.
»Steht hier was Wichtiges, Marta?« fragte Lola vornübergebeugt.
Die Doctora betrachtete das Feld genau und nickte. »>Ihr habt gelernt, wie man die Sprache der Götter schreibt. Kommt und sucht uns, und wir werden euch helfen zu leben. Bringt keinen Krieg, denn dann werdet ihr uns nicht finden. Wir wollen, daß ihr nur den Wunsch nach Wissen mitbringt.c«
»Aber ist das nicht dasselbe, was da oben auf der Goldtafel steht?« fragte Jabba.
»Nicht ganz.« Marta legte die Stirn in Falten. »Es stimmt nur ein Teil überein«, sie drehte sich um und reckte den Hals.
»Hier finde ich nur einige Sätze aus der Botschaft, aber nicht alle.«
»Na gut«, lachte ich, »auf ein neues. Schalten wir unser Hirn ein.«
»Und welche Sätze fehlen?« erkundigte sich Proxi.
Marta Torrent las mit halb verrenktem Hals: »Es fehlt ein Teil der Eingangsfrage, und zwar der: >und ihr lest diese Wortec. Dann fehlt der komplette nächste Satz: >Ihr habt es verdient, auch ihre Klänge kennenzulernenc. Der folgende Satz steht da, ist aber mit dem fünften verknüpft, so daß ein einziger daraus wird und ein ganzer Teil verschwindet, nämlich: >Weder der Tod der Sonne noch das strömende Wasser, noch die dahinfließende Zeit haben uns vernichtete. Und dann fehlt auch noch der sechste Satz: >Sagt: Wir werden euch suchen, denn wir wollen lernenc. Der Rest ist wieder gleich.«
»Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn«, murmelte Proxi verstimmt.
»Ich glaube nicht, daß die Lösung in den fehlenden Teilen steckt«, bemerkte ich, »sondern in dem, was sie haben stehenlassen.«
»Auch dann ergibt es keinen Sinn«, murrte Jabba und zog sich das Hemd aus der Hose, um sich bequemer auf den Boden setzen zu können. »Könnten Sie es bitte noch mal wiederholen, Marta?«
»>Ihr habt gelernt, wie man die Sprache der Götter schreibt««, las sie noch einmal mit tonloser Stimme. »>Kommt und sucht uns, und wir werden euch helfen zu leben. Bringt keinen Krieg, denn dann werdet ihr uns nicht finden. Wir wollen, daß ihr nur den Wunsch nach Wissen mitbringt.««
»Irgendwas ist da faul«, brummte ich und strich mir gereizt über mein Bärtchen. »Keine Ahnung, was, aber ich kann es riechen.«
Marta ging zu ihrem Rucksack und holte eine kleine Feldflasche heraus, die im Schein unserer Lampen metallisch funkelte. Da merkte ich erst, daß ich ausgetrocknet war wie eine Wüste.
»Wollen Sie auch ein bißchen Wasser?« Sie bot uns die Flasche an. »Wir haben schließlich schon seit Stunden nichts mehr getrunken.«
»Ja, bitte!« Proxis Flehen kam aus tiefster Seele.
»Mann, was für Idioten wir drei sind! Warum haben wir nicht daran gedacht, Wasser mitzunehmen? Wir besitzen einen tollen, brandneuen Silva-Kompaß, raffinierte Wenger-Multifunktions-messer und ein erstklassiges Bushnell-Fernglas, aber wenn es wirklich drauf ankommt, haben wir kein Wasser und nichts zu essen dabei. Glückwunsch!«
»Es ist nicht genug für alle vier da«, sagte die Doctora. »Also trinken Sie bitte nicht zuviel.«
Ich erinnere mich noch, was für ein Gefühl das war, als die Flüssigkeit durch meine Kehle lief und mir kalt in den leeren Magen sickerte. Mein einziger Gedanke war, daß wir uns am Riemen reißen mußten. Oder wir würden, wie Marc gesagt hatte, in wenigen Stunden in einer verheerenden körperlichen Verfassung sein.
»Sie hätten nicht vielleicht auch
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