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Der verlorene Ursprung

Der verlorene Ursprung

Titel: Der verlorene Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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was zu essen dabei, Marta?«
    Jabbas Gesicht verriet seine Gedanken.
    »Nein, tut mir leid. Ich habe nur Wasser dabei. Aber machen Sie sich keine Sorgen, wir werden nicht mehr lange hier unten sein. Wir müssen nur noch ein kleines Rätsel lösen. Und da uns das heute schon so oft gelungen ist, dürfen wir ruhig ein wenig zuversichtlich sein.«
    Da ging mir plötzlich ein Licht auf, und zwar genau dort, wo meine Stirnlampe saß. »Wäre es nicht möglich, daß sich auch dieses Rätsel nur durch Anschauen lösen läßt, Marta? So wie es Ihrer Meinung nach bei den anderen war? Sie haben behauptet, man könnte auf die richtige Antwort kommen, wenn man Reihenfolge, Anordnung und Wiederholung der Tocapus analysiert.«
    Überrascht zog sie die Augenbrauen hoch und lächelte. »Damit könnten Sie recht haben, Arnau.«
    »Wenn es um Codes geht«, sagte ich und öffnete den Laptop, »bin ich eben gut.«
    »Wir auch«, platzte Jabba heraus. »Hast du Aufnahmen von dem Text auf der Goldtafel gemacht, Proxi?«
    »Ja, natürlich sind sie noch im Apparat.«
    »Dann mach mal eine von dem Feld auf dem Boden«, bat ich sie. »Dann vergleichen wir anschließend beide auf dem Bildschirm. Wenn es da eine logische Struktur gibt, dann finden wir sie bestimmt.«
    Und wir fanden sie. Die Doctora hatte recht. Alle Rätsel der Yatiri konnte man sowohl anhand ihres Inhalts als auch anhand ihrer äußeren Form lösen. Falls diese Burschen noch lebten, mußten es ganz außergewöhnlich kluge Menschen sein. Als wir die beiden Fotos - das von der Tafel und das von den Boden-Tocapus - nebeneinander aufriefen, entdeckten wir eine Wiederholung. Eine einzige, und die lieferte uns die Lösung des Problems. Sie war so schlicht und deutlich, daß man angesichts dieser Komposition nur in Staunen und Bewunderung geraten konnte. Ich hätte eine Menge Geld lockergemacht, um den Yatiri, die Yatiri, zu Ker-Central zu holen, die dieses knifflige Ratespiel ausgeknobelt hatten.
    Ausgangspunkt war ein ganz einfacher Grundgedanke: Ein Satz lieferte einem den Schlüssel beziehungsweise er selbst war der Schlüssel und enthielt gleichzeitig den Kerngedanken der Botschaft. Dieser Satz lautete >Sagt: wir werden euch suchen, denn wir wollen lernen.c Das war alles. Um aus dieser Kammer herauszukommen, mußten wir nur sagen: >Wir werden euch suchen, denn wir wollen lernen.< Die Tocapus, die diesen einen Satz bildeten, waren die einzigen des langen, die sich im kürzeren Text wiederholten. Deswegen also hatten die Yatiri diese Sätze aus der Gesamtbotschaft herausgelöst. >Wir werden euch suchen< bildete man aus den Tocapus, die in den Phrasen >Kommt und sucht uns< und >wir werden euch helfen zu leben< vorkamen. Man brauchte dabei nur die Zeichen zu vertauschen, die das jeweilige Subjekt des Verbs angaben. Das >denn< blieb unverändert. Es steckte in >Bringt keinen Krieg, denn dann werdet ihr uns nicht finden<. >Wir wollen< war der Anfang des letzten Satzes, >Wir wollen, daß ihr nur den Wunsch nach Wissen mitbringt<, und >lernen< war das Wurzeltocapu von >gelernt< und steckte in >Ihr habt gelernt, wie man die Sprache der Götter schreibt<. Klar und einfach, wie ein guter Code eben sein muß.
    Kaum hatten wir in der richtigen Reihenfolge auf die Tocapus gedrückt, die diesen Lösungssatz bildeten, da öffnete sich das Feld in der Mitte. Der riesige Steinquader teilte sich auf einmal in der Mitte, und die beiden Hälften senkten sich ab wie zwei Luken, die den Kielraum eines Schiffes verschließen. Sie gaben den Blick frei auf eine schmale, abwärts führende Treppe. Es mag sonderbar klingen, aber das beeindruckte uns nicht weiter. Wir waren einfach ausgelaugt, waren fix und fertig. Wir wünschten uns nichts sehnlicher, als endlich herauszukommen aus der verdammten Pyramide des Reisenden, nachdem wir ja bereits das Vergnügen gehabt hatten, ihn zu begrüßen. Wir wollten dringend zurück an die Oberfläche, wollten den Himmel sehen, saubere Luft atmen, ausgiebig zu Abend essen und dann nur noch ins Bett fallen und zwölf oder fünfzehn Stunden am Stück schlafen.
    Wir gingen die Treppe hinunter, ohne uns dabei von einer wichtigen Kleinigkeit beirren zu lassen: daß wir statt hinaufweiter hinunterstiegen. Doch zum Glück nicht lange. Nach etwas mehr als zwanzig Stufen erreichten wir einen schmalen, felsigen Gang, durch den wir eine gute Stunde lang geradeaus liefen. Es wurden zwei Stunden. Und als allmählich die dritte Stunde sturen Geradeauslaufens für uns schlug, wußten

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